Perry Rhodan Neo 011 - Schlacht um Ferrol
zur Hand und zog damit vor sich eine Linie.
»Er möchte sprechen«, flüsterte Chaktor Rhodan zu. »Das ist gut. Und er verlangt, dass wir uns ihm nicht mehr als auf drei Schritte nähern. Das ist schlecht.«
Rhodan trat vor. So, dass er den Minimalabstand zu seinem Gegenüber erreichte. »Mein Name ist Perry Rhodan. Ich komme von der Erde.«
»Ihr Name interessiert mich nicht. Was Sie und Ihre Begleiter hierher getrieben hat, ebenso wenig. Was zählt ist, dass Sie Schäden im heimatlichen Wasser angerichtet haben. Solche, die erst in Jahren wieder behoben sein werden.«
»Unser Schiff wurde von Feinden angeschossen und stürzte ab. Wir ...«
Der Sumpfferrone tat einen Satz zur Seite und gab ein fauchendes Geräusch von sich. Das Messer in seiner Hand zerschnitt Luft. »Sie gebrauchen Ausreden, sobald Sie den Mund öffnen! Ihr Luftschiff ist auf den Kampf ausgerichtet, nicht wahr? Sie bringen Zerstörung mit sich, Tod und Verderben! Möchten Sie das etwa leugnen?«
»Nein.« Rhodan überlegte fieberhaft. »Aber unsere Absicht war und ist es, die Ferronen in der Auseinandersetzung gegen ihre Feinde zu unterstützen.«
»Um Feuer mit Feuer zu bekämpfen!« Der Mann spuckte einen Schwall Flüssigkeit vor Rhodans Beine. »Sie bringen den Tod, um Frieden zu schaffen. – Ist es das, worauf Sie hinausmöchten, Fremder? – Ist Ihnen die Widersinnigkeit Ihrer Worte überhaupt bewusst?«
Chaktor trat neben ihn. »Ich bitte Sie, Warani ...«
»Sie halten gefälligst Ihren Mund, Pomanz!«, herrschte ihn der Sumpfferrone an.
Rhodan fühlte die Müdigkeit in seinen Gliedern – und Kopfschmerzen, die im völlig verspannten Nacken ihren Ausgang fanden. Er war überanstrengt. Er hatte in letzter Zeit viel zu viele fruchtlose Diskussionen geführt. Mit Machtmenschen, die auf der Erde die Mittel der Arkoniden für ihre eigenen Zwecke missbrauchen wollten. Und andererseits mit unendlich verträumten Idealisten, die den Sinn des Pragmatismus nicht verstanden. Hätte er nicht diese Vision von einer geeinten, in Frieden lebenden Menschheit gehabt, wäre er längst unter der Last der Verantwortung zusammengebrochen oder zwischen diesen beiden Extremen zerrieben worden.
»Mussten Sie sich etwa noch nie gegen Räuber aus dem Sumpf verteidigen, Warani? Haben Sie noch nie um Ihr Leben gekämpft und getötet, um selbst am Leben zu bleiben?«
»Sie behaupten also, in Ihrem Raumschiff hierher gereist zu sein, bloß, um sich Ihrer Haut zu erwehren?«
»Wir haben einen Hilferuf empfangen.«
»Er sagt die Wahrheit«, ergänzte Chaktor leise und mit einer Stimmlage, die Rhodan als besonders eindringlich empfand. »So weit weg von allem könnt ihr Warani gar nicht sein, dass ihr nicht von den Invasionsplänen der Echsenwesen wüsstet. Sie sind in unser heimatliches Sonnensystem eingedrungen und haben einen Großteil unserer Flotte vernichtet. Tausende Ferronen sind gestorben, in der Absicht, diesen Planeten und andere vor den Eindringlingen zu schützen.«
»Wir wissen davon.« Der Warani spreizte die Finger beider Hände ineinander.
»Ich bin Überlebender eines Angriffs der Topsider. Diese Wesen hier, die sich Menschen nennen, haben ihr Leben riskiert, um meines zu retten. Um mich zu bergen und ihrerseits die Echsenwesen davon abzuhalten, Ferrol und die anderen Welten sowie Monde unter Beschuss zu nehmen.«
»Gewalt, immer nur Gewalt ...«
»Perry Rhodan ist mein Dosthea. Mein Lebensretter.« Chaktor trat vor, weiter, als es ihm gemäß seiner eigenen Richtlinien zustand. Einen Meter vor dem Warani kam er zu stehen. »Sie wissen, was das bedeutet. Ich kann und werde nicht dulden, dass Sie meinen Dosthea beleidigen oder ihn für etwas zur Verantwortung ziehen, was er in gutem Willen getan hat.«
»Sie kennen unsere Sitten und Gebräuche, Pomanz?« Der Warani wirkte mit einem Mal nachdenklich.
»Ich habe Familie in den Fließenden Wäldern. Großmutter Bahamtar hat mich gelehrt, was es bedeutet, hier zu leben.«
»Der Name Bahamtar ist mir vertraut. Er klingt gut. Die Kinder dieses alten Weibes sind allesamt ehrenhaft; zumindest jene, von denen ich bislang wusste. Sie achten das Leben, so, wie es sich gehört.«
Die Diskussion verlagerte sich auf eine Ebene, die Perry Rhodan nicht mehr länger nachvollziehen konnte. Hier ging es um Ethos, um Familienbande, um Würde und um hoch komplizierte Verhaltensregeln. Chaktor und sein Gegenüber näherten sich zentimeterweise an, entfernten sich wieder voneinander, gestikulierten wie
Weitere Kostenlose Bücher