Perry Rhodan Neo 011 - Schlacht um Ferrol
der vermeintliche Rollstuhl veränderte sich einmal mehr. Die Rollen pumpten sich auf, bis sie die Ausmaße von Ballonreifen angenommen hatten. Trittbretter klappten an der Rückseite des Gefährts herab. Fajon bat ihn, sich darauf zu stellen und sich mithilfe mehrerer Karabiner am Metallgestell festzuhalten.
»Sie dürfen unter keinen Umständen die Griffe loslassen, Lichtbringer.« Der Sitz der Ferronin plusterte sich auf, zur Seite hin schützten sie breite Airbags. Fajon zog nun ebenfalls Gurte um ihren hageren Körper.
»Was haben Sie vor?«
»Das wollte ich schon immer mal ausprobieren.« Sie grinste abenteuerlustig und zog ihre Finger durchs lockige rote Haar. »Es geht los!«
Mit einem weiteren Handgriff setzte sich der Rollstuhl in Bewegung, den Grat des Berges entlang, weg von den Begleitern der Ferronin, die sich kaum mehr um die Frau kümmerten. Sie hatten ein etwa schuhgroßes Gerät zwischen sich auf dem Boden platziert und schenkten ihm all ihre Aufmerksamkeit.
Kakutas Hände vibrierten. Fajon legte ein mörderisches Tempo vor. Mit Geschick und Wagemut umrundete sie Felsen, ließ ihr Gefährt steile Hänge hinab und wählte Wege, kaum breit genug, um den Rollstuhl aufzunehmen. Mehr als einmal geriet einer der Ballonreifen über den Rand eines Abgrunds und sie drohten in die Tiefe zu stürzen.
Er hielt den Atem an, bereit, jederzeit zu teleportieren und sie beide in Sicherheit zu bringen. Doch die Frau ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie blockierte die Reifen einseitig, beschleunigte und bremste im richtigen Moment, nutzte die natürlichen Gegebenheiten des Hanges aus, der ein Gefälle von mindestens zwanzig Grad aufwies.
Kakuta wurde durchgeschüttelt wie niemals zuvor in seinem Leben. Er konnte die Hände kaum noch auf den Griffen halten. Er biss sich auf die Zunge, der metallene Geschmack von Blut verteilte sich in seinem Mund. Seine Zähne klapperten laut aufeinander. Die Hals- und Nackenmuskulatur wurde auf ein unerträgliches Maß belastet.
Fajon indes blieb ruhig. Mit einer Selbstkontrolle und einer Körperbeherrschung, die Kakuta niemals für möglich gehalten hätte, lenkte sie den Rollstuhl in die Tiefe, in weitem Bogen vorbei an der Lagerstätte seiner Begleiter, um dann mit einem gewagten Schwung, den sie mithilfe blockierender Reifen einleitete, zu wenden, bloß wenige Meter von einer der vielen tiefen Klüfte entfernt, um dann punktgenau auf die überhängende Felsnase zuzusteuern, die er ihr gezeigt hatte.
Fajon lachte!
Sie war ein Adrenalin-Junkie. Jemand, der permanent seine körperlichen Leistungsgrenzen auslotete und dabei alle Vorsicht außer Acht ließ.
Oder?
Sie hielt den Rollstuhl ruckartig an. Die Karabiner schnappten zurück, Kakuta war frei. Er stolperte zurück. Ihm war schwindlig, er konnte kaum noch etwas rings um sich wahrnehmen.
»Schwierigkeitsgrad Curr, womöglich Bashid«, sagte Fajon und schüttelte ihr Haar aus. »Nicht für jedermann geeignet.«
»Das war ... das war ...«
»... toll, nicht wahr?« Erschrocken sperrte Fajon ihr Lächeln weg und zeigte wieder jenen Blick, der Hochachtung und Respekt ausdrücken sollte. In ihrem Rausch hatte sie völlig vergessen, dass sie einen vorgeblichen Lichtbringer mit sich transportiert hatte.
Kakuta wandte sich ab. Er entdeckte Darja. Sie hielt sich hinter Geröll verborgen und kam nun, da sie ihn erkannte, auf ihn zugelaufen, ohne sich weiter um die Anwesenheit der Ferronin zu kümmern. Die Lage war also ernst, ernster als zuvor.
»Wie geht's Conrad?«, fragte Kakuta, um ein möglichst ruhiges Auftreten bemüht. Er hatte sich als Anführer der kleinen Gruppe produziert, und diese Rolle würde er beibehalten müssen, komme, was wolle.
»Beschissen. Er wird immer schwächer.« Darja Morosowa deutete respektlos in Fajons Richtung. »Kann sie uns helfen? Wo hast du sie überhaupt gefunden? Und wie, um Himmels willen, seid ihr den Berg herabgerodelt gekommen? So etwas habe ich noch nie gesehen ...«
»Und ich habe so etwas noch nie erlebt. Dazu später.« Er schaltete den Translator ab. »Wir müssen sie und die anderen Ferronen an Conrad ranlassen. Andernfalls ...«
»Befinden sich noch mehr von ihnen in der Nähe?« Darja Morosowa schlug sich an die Stirn. »Natürlich, es muss so sein! Andernfalls wäre die Frau hier niemals zurechtgekommen.«
»Täusch dich bloß nicht. Und ja – am Gipfelgrat warten Fajons Begleiter auf ihren Kopter. Wenn die Übersetzung richtig ist, handelt sich's wohl um ein
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