Perry Rhodan Neo 011 - Schlacht um Ferrol
mehr länger halten zu können.
Irgendwie schlang er das Seil um seine Linke, bevor er es loslassen musste, darauf vertrauend, dass er sich rechtzeitig wieder befreien konnte, wenn ihr Boot tatsächlich kenterte und in die Tiefe gezogen wurde.
Luft anhalten. Ruhig bleiben.
Weitere Wogen schwappten über ihn hinweg, fegten ihn hin und her. Sein Armgelenk drohte zu reißen. Er musste atmen, verdammt noch mal!
Sekunden wurden zu Ewigkeiten. Seine Lunge, auf dieser fremden Welt ohnedies bis aufs Äußerste beansprucht, drohte zu platzen.
Das Chaos endete mit einem Moment völliger Lautlosigkeit. Rhodan meinte, für eine Sekunde schwerelos in der Luft zu schweben, etwa drei Meter über dem Deck ihres Schiffs; dann stürzte er ab, von 1,4 Gravos zu Boden gerissen. Er atmete hastig ein und gleich wieder aus, bereitete sich auf den Aufprall vor – und war dennoch zu spät dran. Viel zu rasch schlug er auf den Holzplanken auf, und neuerlich trieb es ihm alle Luft aus dem Körper.
Das Boot richtete sich auf. Langsam, wie in Zeitlupe. Rhodan löste seine Linke vom Tau, hielt es aber weiterhin fest, und stand auf. Er hustete, beugte sich beiseite und erbrach ein wenig Wasser.
Nicht über die Schmerzen nachdenken! Du musst die anderen suchen! Vielleicht brauchen sie deine Hilfe?
Da war Chaktor. Blassblau, aber bei Bewusstsein. Er hatte sich zwischen den Lenkseilen verheddert. Wuriu Sengu und Alexander Baturin. Aneinandergeklammert. Eingeklemmt in der Kajütentür des Verschlags.
Ras Tschubai? – Verschwunden. Womöglich im Augenblick der Gefahr teleportiert.
Und Menet? Wo war der Sumpfferrone?
Rhodan drehte sich im Kreis, während ihr Schiff allmählich wieder zur Ruhe kam. Er konnte den stolzen Warani nirgendwo entdecken.
Da! Eine Hand tastete steuerbord über die Planken, nach Halt auf dem nassen Untergrund suchend, dann die zweite. Kopf und Schultern folgten. Menet stemmte sich hoch. Seine Stirn blutete heftig. Er war über Bord geschleudert worden und kehrte nun zurück ...
Das Wasser wurde unruhig. Menet stieß einen erstickten Aufschrei aus. Er verschwand mit einem plötzlichen Ruck, nach unten gezogen, tiefer ins schäumende Nass.
Rhodan überlegte nicht lange. Er sah sich um. Suchte nach etwas, das sich als Waffe verwenden ließ.
Eine Flößerstange mit metallenem Haken. Rhodan hatte keine Ahnung, was sie hier an Bord zu suchen hatte, und warum sie nicht ins Wasser gefallen war. Es kümmerte ihn nicht. Er packte die Stange und eilte zur Steuerbord-Reling. Das Ding war schwerer, als er geglaubt hatte.
Das Wasser schäumte nach wie vor. Menets Kopf tauchte für eine Sekunde auf. Er schnappte nach Atem und wurde dann wieder in die Tiefe gezogen, von einem fischähnlichen Wesen, dessen Flossen zweigeteilt waren und wie Krakenarme wirkten. Kleine Augen saßen über einem riesigen Maul, in dem mehrere Zahnreihen glänzten.
Menet hatte sein Messer behalten. Er stach damit auf seinen Gegner ein, immer wieder. Er zerteilte das Wasser mit unglaublicher Wucht und landete einen Treffer nach dem anderen; doch der Flusshai gab nicht nach. Sein Maul schnappte gefährlich nahe an Menets Kopf vorbei, die Krakenschwänze peitschten über seinen Rücken.
Rhodan wartete den richtigen Augenblick ab. Bis der Flusshai längsseits lag. Dann hieb er zu, wie mit einem antiquierten Dreschflegel. Der Haken der Flößerstange fuhr dem fremdartigen Wesen tief ins Fleisch. Gelbgrünes Blut spritzte aus der Wunde. Es trieb wie ein sich stetig vergrößernder Ölfilm an der Wasseroberfläche.
Der Flusshai wurde noch wütender in seinen Angriffen – und unkoordiniert in seinen Bewegungen. Er schlug gegen den Schiffsrumpf, immer wieder, tobte und stieß schrille, markerschütternde Schreie aus. Er wusste nicht, wer oder was ihn angriff. Er warf sich umher, gereizt von den vielen oberflächlichen Verletzungen, die Menet ihm beigebracht hatte und schwer verwundet vom tief in der speckigen Haut steckenden Flößerhaken.
Rhodan konnte seinen Griff nicht länger halten; er hatte sein Bestes gegeben. Der Flusshai riss sich mit mehreren gewaltigen Schlägen seiner Krakenschwänze los und zog davon, Menet rasch hinter sich lassend. Er stieß Rufe aus, die kläglich wirkten. Die Flößerstange ragte wie eine Harpune aus seiner Seite. Er hatte bald die Mitte des Wasserweges erreicht und tauchte dort weg, wohl an der tiefsten Stelle des Bettes.
Doch er würde nicht weit kommen. Andere Jäger hatten die Blutspur aufgenommen. Da und dort
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