Perry Rhodan Neo 011 - Schlacht um Ferrol
und den Häusern aller Stämme bekannt. Sie sind womöglich das Einzige, was uns Ferronen wirklich gemein ist; mit Ausnahme der Anerkennung des Thort, selbstverständlich.«
Und ihr glaubt so sehr an eure Mythen, dass ihr den erstbesten Dahergelaufenen das Typenschild der Lichtbringer an den Kopf pappt? – Auf der Erde würde man euch allesamt wegsperren.
»Man könnte meinen, dass wir verrückt wären«, sagte Fajon nachdenklich. »Aber glauben Sie mir: Es ist nicht so.« Ihre Brust hob und senkte sich rasch. Sie rang mit den Worten. »Ich hätte es niemals für möglich gehalten, was meine Urgroßmutter mir einstmals knapp vor ihrem Tod erzählte. Sie meinte, dass ich das Kommen des Lichts spüren würde. Hier drin, tief in mir.« Sie deutete auf ihren Magen.
»Sie vertrauen Ihrem Bauchgefühl?«
Fajon grinste. »Für jemanden, der mit ein wenig Geschick wie ein Gott behandelt werden könnte, verkaufen Sie dich ziemlich schlecht.«
»Ich – wir sind keine Götter. Wir sind Menschen.«
»Und Lichtbringer.«
Damit war das Thema für die Frau beendet. Womöglich wusste sie selbst nicht mehr zu sagen, womöglich hatte sie mit dem Irrationalen in sich zu kämpfen.
»Wohin bringen Sie uns?«, wechselte Kakuta ein weiteres Mal das Thema.
»Zu Hom-aut. Zu jenem Mann, der mich geheilt hat. Er ist ein Spezialist für schwierige Patienten.«
»Ein Mediziner?«
»Ein Freund«, wich Fajon aus.
Kakuta schwieg. Die Frau hatte Vertrauen zu Hom-aut, also musste er es auch haben.
Sie überflogen die schroffen Gebirgsspitzen, die Fajon Poaffaits Kerne genannt hatte. Er sah kreidebleiche Felswände, Geröllhänge, tauendes Eis am Ende einer schmalen Gletscherzunge, hellgrüne Bergseen, unzugängliche Kerbtäler, gewaltige Baumriesen. Nirgendwo zeigten sich die Anzeichen von Zivilisation, mit Ausnahme einiger kleiner Hütten, die wohl zum Schutz von Wanderern und Kletterern dienten.
»Dieses Gebiet ist kaum besiedelt«, rief er Fajon zu.
»Es gehört zum Land des Stamms der Lorar. Die Lorar geben nur wenige Visa an Angehörige anderer Stämme aus. Sie schützen die Natur ihrer Heimat.« Fajon ließ die Mundwinkel hängen. »Die Topsider werden auf die Eigenheiten der Stämme allerdings keine Rücksicht nehmen.«
»Darf ich eine persönliche Frage stellen?«
»Sie möchten wissen, warum wir Bergsteigen waren, obwohl wir von der Invasion der Echsen wussten?«
»Richtig.« Eben überflogen sie einen reißenden Fluss, dessen Wasser sich über mehrere Katarakte in die Tiefe einer engen Schlucht ergoss und in der Talsohle in einen kreisrunden See platschte. Wasserdampf schäumte zu ihnen hoch, mehr als zweihundert Meter, und beschlug die Transparent-Folien.
»Ich bin gahjem. Gezeichnet. Ich hatte einen Unfall, der mich beinahe mein Leben kostete. Seitdem bin ich von der Hüfte abwärts gelähmt, wie Sie sehen können.« Fajon starrte in die Tiefe, an Kakuta vorbei. »Mich trifft selbst die Schuld an meinem Schicksal, ich kann niemandem einen Vorwurf machen. – Nun, der Heilungsprozess an Körper und Geist nahm mehrere Jahre in Anspruch. Dank Hom-aut behielt ich mir meinen Lebenswillen. Er brachte mich dazu, mir ein Ziel zu setzen. Eine Aufgabe, die ich in Angriff nehmen sollte, sobald die Reha abgeschlossen wäre.«
Der Kopter ging nun tiefer. Zwischen tannenähnlichen Bäumen, deren Äste allerdings ausladender waren als ihre irdischen Pendants, zeigte sich ein weiß getünchtes Gebäude, um das kreisrunde Pavillons angeordnet waren. Ihr Ziel war nahe.
»Ich lag dort unten. In der Obhut Hom-auts und seines Teams. Es dauerte Jahre, bis er mich aus meiner Lethargie gerissen hatte. Ich blickte Tag für Tag über Gebirgsketten, ohne sie bewusst wahrzunehmen. Doch irgendwann machte es ›klick‹. Und ich wusste, dass ich, würde ich jemals wieder die Kraft finden, mich ohne Hilfe fortzubewegen, die Kerne besteigen würde. Das war, was mich aufrecht hielt.« Wiederum starrte sie blicklos in die Ferne. »Als ich mein Versprechen einlösen wollte, vorgestern, kam die Nachricht von der Invasion der Topsider.« Fajon lächelte. »Das hatte nur wenig Bedeutung für mich. Leben und Kampf und Sterben – dies waren Begriffe, die ich gelernt habe, neu zu interpretieren. Also beschloss ich, trotz allem den Aufstieg zu versuchen.«
»Sie haben Bemerkenswertes erreicht.«
»Dank meiner Männer. Sie haben mich stets unterstützt.«
»Ihre Männer?!«
Fajon lachte hellauf. »Sie mögen ein Lichtbringer sein – aber gerade sehen
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