Perry Rhodan Neo 018 - Der erste Thort
fuhr die Plattform mit Tschubai tiefer in das Gebäude hinein. Wie viele unterirdische Stockwerke mochte es geben? Der Kommandostand lag gut fünfzehn Meter unter der Erde.
»Setzt euch!«, forderte Nerlan sie und Sue mit einer herrischen Geste auf. Er wies dabei auf ein Stück Teppich zwischen zwei besonders scheußlichen Statuen, deren zehn Glieder verdreht wirkten.
Sue ließ sich erschöpft auf den Boden sinken. Thora zog es vor, stehen zu bleiben. Sie bewegte sacht ihre Arme. Die Gelenke wurden in den Handschellen allmählich steif.
Aufmerksam sah sie sich im Raum um und versuchte zu verdrängen, in welcher Gefahr sie sich befand. Es gelang ihr nicht. Ihre Gedanken kreisten ununterbrochen darum, was Nerlan mit ihr und Sue vorhatte. Die Angst lauerte in ihr und wartete nur darauf, über sie herzufallen.
Nerlan setzte sich seitlich von ihnen an den Tisch, die vier Soldaten wichen an den Schachtzugang zurück. Wie stumme graue Wächter standen sie jeweils zu zweit links und rechts des Zugangs.
Bis auf die Anzahl der Glieder unterscheiden sie sich kaum von den hässlichen Statuen.
»Was haben Sie mit uns vor?«, brach Thora die Stille. »Und warum bieten Sie uns keinen Platz am Tisch an, wie es sich gehört?«
Wie zuvor beim Gehen drehte Nerlan sich nicht zu ihr hin. Das schien er nicht für nötig zu halten. Thora machte es rasend, wie er sie behandelte. Sie war eine arkonidische Raumschiffskommandantin, aber was erwartete sie? Dieser Wilde wusste vermutlich nicht einmal, was Arkoniden waren. Er hielt sie und Sue für ungewöhnliche Ferronen, eine Laune der Natur.
»Sei dankbar, in meiner Nähe sein zu dürfen.« Nerlans Stimme klang harsch. Er schien nicht zum Reden aufgelegt.
Neben ihr hob Sue am Boden sitzend den Kopf. So schwach ihr Körper wirkte, so energisch klang ihre Stimme. »Wohin bringen Sie Ras?«
Nerlan drehte sich nun doch zu ihnen um. Er stützte die Ellbogen auf der Tischplatte auf und legte die Fingerspitzen ineinander. Was er mit der Körperhaltung ausdrückte, blieb Thora ein Rätsel.
»Ras …«, sagte er gedehnt. »Ein ungewöhnlicher Name für eine ungewöhnliche Person, findest du nicht?« Er sprach nur Sue an, als wäre Thora Luft.
»Wird er wieder gesund?«, fragte Sue zittrig.
»Aber sicher. Ich brauche ihn. Denk an die Legende von Chantin-Ohn.«
Thora räusperte sich. »Die kennen wir leider nicht, Durhai Nerlan.«
Wieder tat er so, als sei sie nicht im Raum. Thoras Zorn gärte. Doch sie wusste aus den Simulationen, dass sie für eine Gefangene noch gut behandelt wurde. Sie zwang sich zur Ruhe. Vor diesem fetten Eiterhaufen würde sie sich keine Blöße geben.
»Ras wird für mich in der Schlacht kämpfen«, offenbarte Nerlan. In diesem Augenblick klang er vertraulich wie der nette Onkel, der seiner Nichte verrät, dass er ein Geschenk für sie gekauft hat. »Euer Freund wird meine Männer anspornen, denn in den Legenden heißt es, der große schwarze Chantin-Ohn sei unbesiegbar.«
Es gab ein Geräusch, das Thora erst nicht einordnen konnte, dann half ihr der Translator. Nerlan lachte schallend.
»Unbesiegbar«, schnappte er. »Was für ein Ammenmärchen. Aber die Dummen glauben das Dumme, nicht wahr?«
Ehe Thora oder Sue antworten konnten, durchdrang ein heller Ton den Raum. Die Plattform kam erneut an. Fünf Männer und drei Frauen traten ein, legten die Hände auf die Brust und öffneten beide Arme. Nerlan quittierte den Gruß mit einem schwachen Nicken.
»Nehmt Platz. Stört euch nicht an meinen Neuzugängen.«
Eine der Frauen blickte Thora neugierig an. Stolz begegnete Thora dem Blick. Sie erkannte Rukaar und einen weiteren Soldaten in der Gruppe. Sie registrierte die Unterschiede in der Kleidung der Soldaten und nahm diese als einzelne Personen wahr. Wie Rukaar trugen auch die anderen Verzierungen an den Stehkragen, die sie als Kommandanten kennzeichneten. Drei der Männer wiesen klassische ferronische Merkmale auf, die vorspringende Stirn, eher kleine Augen, den kompakten Körperbau. Aber selbst ihre Gesichter unterschieden sich gravierend voneinander. Am auffälligsten erschienen Thora zwei der Kommandanten, da ihre Stirnen kaum gewölbt waren. Sie sahen durch ihre Ähnlichkeit aus wie Brüder.
Die beiden Ferroninnen trugen die Haare kurz geschnitten, kürzer als die Männer. Ihre Nasen und Lippenkonturen wirkten feiner, doch der harte Blick der Augen stand denen der Männer in nichts nach.
Sie wirken wie Patrioten. Thora sah in Rukaars azurblaue Augen. Wie
Weitere Kostenlose Bücher