Perry Rhodan Neo 018 - Der erste Thort
trug einen Teil seines Gewichts. Sein Herz hämmerte. Die Mischung aus Adrenalin und Noradrenalin ließ ihn Lossoshérs Körper kaum spüren. Jede Zelle in seinem Körper war bereit zu fliehen.
Doch an Flucht war vorerst nicht zu denken.
Die Marschrichtung war vorgegeben, hinter ihnen drängten Soldaten nach. Ihre Einheit bildete die Spitze des Angriffs. Tschubais aufrechte Gestalt ragte gut sichtbar vor den kleineren Ferronen auf.
»Nach rechts!«, rief ihnen Guall zu.
Im Funk kam eine andere Anweisung. »Vorwärts!«, befahl Herloss aus dem integrierten Helmlautsprecher am Ohr.
Rhodan hörte auf Guall, scherte nach rechts aus und hielt auf ein zerbombtes braunes Hochhaus mit nur noch drei Stockwerken zu. Neben ihm schlugen Projektile ein. Der Klang der Schüsse dröhnte in Trommelfell und Brust. Hinter ihm schrie ein Verwundeter.
Gleichzeitig feuerten die eigenen Panzer auf die Mauer vor ihnen.
Rhodan wich im letzten Moment zur Seite, als ein Trümmerstück auf ihn zuraste. Neben ihm keuchte Chaktor auf. Ein Stein prallte von seinem Helm ab und ließ ihn taumeln.
Was für ein Wahnsinn.
Die Panzer rissen mit wenigen Schüssen Löcher in die gut drei Meter dicke Mauer. Unbarmherzig drängten die nachrückenden Soldaten sie durch den entstandenen Zwischenraum. Sie gingen durch Rauch und Staub. Rhodan hustete, seine Augen tränten. Einen Augenblick glaubte er, in dem Durcheinander die Orientierung verloren zu haben, dann sah er zwischen zwei Schwaden die erhöhte Festung. Das schmerzende Gefühl in seiner Brust kam nicht nur durch die gereizte Lunge. Um ihn herum starben Menschen.
»Perry!« Bull kämpfte sich näher an ihn heran. »Wir müssen noch dichter zusammenrücken!« Schulter an Schulter stolperten sie zum Klang der Detonationen und Schüsse auf die Festung zu. Zum ersten Mal erblickte Rhodan den Gebäudetrakt im Herzen der Stadt in seinem ganzen Ausmaß. Die Türme der Zitadelle ragten wie eine vierfingrige Hand gegen den türkisblauen Himmel. Ein breiter Verteidigungsring aus Metall umgab die Anlage.
Von wegen langweiliges Militärgebäude, dachte er in Erinnerung an das Wüstenfort. Dort standen nur karge Restbauten und Trümmer. Vieles davon musste aus einer späteren Zeit stammen. Vor ihm aber erhob sich ein Gebäude von einmaliger Pracht. Wie der Turm, der im Jahr 2036 noch erhalten sein würde, besaß jeder einzelne Bau mosaikbesetzte Außenwände. Im blauen Licht der Wega leuchteten sie nicht nur, sie schickten zum Sonnenaufgang helle Strahlen durch die Straßen der Stadt, die wie Lichtfinger in alle Richtungen wiesen und geheimnisvolle Symbole in die türkis-grüne Dämmerung malten. Selten hatte Rhodan ein Gebäude von solcher Schönheit gesehen. Es inmitten eines Infernos zu entdecken erschien ihm grotesk.
»Rüber nach links!«, brüllte Guall über den Funk. »Deckung! Feindliche Stellung auf zwei Uhr!«
Die Gegenwart holte Rhodan unbarmherzig ein, er riss Lossoshér mit sich und folgte Gualls Anweisungen. Auch andere Soldaten gaben nach dem ersten Erlebnis mehr auf Gualls Worte als auf die ihres eigentlichen Vorgesetzten.
Herloss’ Stimme im Funk überschlug sich vor Wut. »Mar-Ton! Du folgst meinen Befehlen! Ist das …«
Eine Granate explodierte an ebender Stelle, von der Guall sie weggerufen hatte.
Aus einem zweistöckigen Gebäude rechts von ihnen ratterten Schüsse. In der Fensteröffnung sah Rhodan feindliche Ferronen.
»Vorwärts, Dradesires, vorwärts!«, tönten von hinten die Rufe der Kriegstreiber. »Folgt Chantin-Ohn in die Schlacht!«
Rhodan konnte gar nicht anders, er musste weiter Land gewinnen. Granaten flogen durch die Luft, auf die feindliche Stellung zu. Nerlans Soldaten schossen einen Ferronen am Hauseingang nieder. Aus einem der unteren Fenster ratterte es los. Heftige Schusswechsel entbrannten.
Ruhe breitete sich in Rhodan aus. Sein Herz wollte den Brustkorb sprengen, er atmete heftig. Gleichzeitig gelang es ihm, sich zu konzentrieren. Trotz der tödlichen Bedrohung und des Chaos um ihn herum behielt er die Nerven. »Guall, haben Sie eine Idee, wie wir am sichersten zur Festung kommen?«
»Nein«, antwortete Guall gut hörbar über den Lärm. »Noch nicht. Aber wir werden uns links halten.«
Rhodan folgte den Worten. Sie schwenkten nach links ab, steuerten auf ein großes blaugrünes Gebäude zu, das wie ein moderner U-Bahnhof wirkte. Über ihnen blitzte es in der Luft. In das von Feinden besetzte Hochhaus schlug eine Salve aus Flugkörpern ein. Feuer
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