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Perry Rhodan Neo 027 – Das Gespinst

Perry Rhodan Neo 027 – Das Gespinst

Titel: Perry Rhodan Neo 027 – Das Gespinst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Hoffentlich gab dieser Verrückte auf, ehe es zu spät für ihn war.
    »Hetcher«, flüsterte der Stein, auf den er zuhielt. »Beeil dich. Ich bin nicht der Einzige, der auf dich wartet, weißt du? Auch meine Schwester will dich sehen. Sie wartet so lange, wie die Sonne scheint, so lange, wie sie ist, geformt aus Sternenstaub. Sie wartet auf dich. Du wirst gebraucht.«
    Erschaudernd lehnte sich Hetcher zurück und starrte am Rand des zusammenklappenden Sonnensegels vorbei in den blauvioletten Himmel. Eiswolken trieben wie die ausgestreckten Finger einer Hand darüber. Auch sie sprachen wie die Steine. Sie liebten ihn, wie sie alles liebten. Unter ihnen gab es keinen Verrat, keine Intrigen oder heimtückisch geflüsterten Beleidigungen hinter vorgehaltener Hand. An diesem Ort befand er sich unter Freunden.
    Der Stein sang leise. Hetcher nahm es als pulsierende Farben wahr, die er in seinen Gedanken sah und wie Wärme spürte, wenn er die Lider schloss.
    »Auch ich habe auf diesen Moment gewartet«, gestikulierte er. »Seit ich Sternenstaub war.« Er wusste nicht, ob das stimmte, aber es fühlte sich richtig an, es zu sagen.
    Die Stunden vergingen, wurden zu Tagen. Nachts sirrte das Aggregat, das den Beetle versorgte, tagsüber richtete sich das Sonnensegel über ihm aus und lieferte ihm die nötige Energie für die Brennstoffzelle. Er hatte genug Wasser und Essen dabei, um nicht übermäßig zu leiden. Ein Nahrungsmittelkonzentrat linderte die schlimmsten Symptome von Hunger und Durst. Langweilig wurde ihm nie. Wirbelnde Windhosen bauten sich um ihn herum auf, kaum so hoch wie ein Mann. Sie begleiteten ihn in einigem Abstand, winkten ihm zu und legten sich wieder schlafen.
    Der Himmel änderte sich stündlich, variierte seine Farben in einer Unzahl an Braun-, Rot- und Orangetönen bis hin zu Rosa. Auch der Boden variierte seine Färbungen. Rost nannten es die Erdenmenschen. Hetcher hatte andere Namen dafür. Tausend Namen, die er niemals einem anderen verraten hatte. Farben gab es für ihn so viele, wie Steinbrocken am Boden lagen.
    Er hatte den rufenden Stein längst passiert, passierte auch seine Schwester und fuhr weiter, immer weiter, ohne sich zu fragen, warum er das tat. Er wusste es. Es hatte einen Mann gegeben, der ihn besser verstanden hatte als alle anderen. Auch besser als Cyr Aescunnar. Vielleicht einen zweiten Schiaparelli. Wehmütig dachte Hetcher an Nguyen, den ehemaligen Kommandanten der Bradbury Base, der vor einigen Wochen spurlos verschwunden war.
    »Wir helfen dir, ihn zu finden, Hetcher«, flüsterte der Staub. »Er lebt, oh ja, er lebt.«
    »Fahr weiter«, sangen die Sonnenstrahlen. »Immer voran. Hab keine Angst. Wir schicken dir tröstende Wolken bei Nacht und das Licht zweier Monde.«
    Weit vor Hetcher kamen die Vulkane der Tharsis Montes in Sicht. Ein Ruf ertönte, der in Hetcher vibrierte, stärker, als der Antrieb des Marsmobils seinen Körper erzittern ließ: »Hetcher, komm zu uns! Komm zu uns! Wir warten auf dich!« Es war nicht einer, der sprach, es waren viele. Jeder Vulkan besaß eine eigene Stimme. Zusammen dröhnten sie in ihm, wie eine Glocke in den Kirchen der Erdenmenschen dröhnen musste, wenn man dicht unter ihr stand. Einen Augenblick fürchtete er, ohnmächtig zu werden. Ihm war schwindelig, er verlor die Orientierung, als würde er sich in einem roten Meer aus Staub schwerelos überschlagen. Oben, unten, alles verschwamm um ihn.
    »Ich komme«, gebärdete er matt, nur die nötigsten Bewegungen machend. »Oh ja, Hetcher ist auf seinem Weg. Hetcher kommt zu euch.«
    Er blickte auf die Displayanzeigen, machte ihnen gegenüber eine Gebärde des Dankes und des Verständnisses, als wollte er sich bei ihnen entschuldigen. Wenn er zu den Vulkanen fuhr, würde die Reichweite des Marsmobils erschöpft sein. Zwar konnte der Beetle theoretisch endlos über die Ebenen fahren, doch der Sauerstoffvorrat ging langsam zur Neige. Es gab ein Ziel. Aber vielleicht keinen Weg zurück, wenn er nicht an einer Versorgungsstation hielt.
    Ein leiser Zweifel beschlich Hetcher. Er konnte die Vulkane aufgrund des kilometerlangen Anstiegs kaum als solche ausmachen, aber er fühlte sie als Berge. Gut erinnerte er sich an die überwältigende Sicht beim Anflug, als sie über die drei erloschenen Schildvulkane hinweggeflogen waren. Alle anderen hatten hinuntergesehen und ganz sicher Dinge gesagt wie: »Oh, seht nur, der zweithöchste Vulkan im Sonnensystem!« oder »Ascraeus Mons, er ist achtzehn Kilometer

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