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Perry Rhodan Neo 027 – Das Gespinst

Perry Rhodan Neo 027 – Das Gespinst

Titel: Perry Rhodan Neo 027 – Das Gespinst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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gepriesene Sonne vom Mars aus anderthalbmal so weit entfernt war wie von der Erde oder Terra, wie es neuerdings hieß.
    Er hatte Gipsablagerungen gesehen, die sich in ihrer Helligkeit vom rostroten und braunen Gestein unterschieden. Erst vor Kurzem hätte er am liebsten angehalten, um sich die Überreste eines Mars Pathfinder Rovers anzusehen, den das Display nur wenige Kilometer entfernt von seiner Route anzeigte. Der Pathfinder hatte seinen Dienst vor Jahrzehnten quittiert und lag seitdem wie viele andere Überbleibsel der Weltraumforschung unberührt an dem Platz, an dem sein Antrieb versagt hatte.
    Zuerst hatte Cyr sich eine sinnvolle Tätigkeit gesucht und vor allem darauf geachtet, sich im Mobil und dem inzwischen verhassten Schutzanzug zu bewegen, die Muskeln anzuspannen und zu lockern, den Sitz zurückzustellen, sich in verschiedene Stellungen zu legen, wenn er schon nicht laufen konnte. Sogar Yoga hatte er versucht. Dabei hatte er sich eine Datei auf seinem Tablet immer wieder vom Computer vorlesen lassen. Es war Hetchers Datei, die gesammelte Gebärden des Ferronen enthielt.
    Cyr hatte in Bradbury Base Aufnahmematerial von Hetcher benutzt, um eine neue Art der Verständigung zwischen sich und Hetcher möglich zu machen. Durch das genaue Analysieren der Gebärdensprache mit dem Computer war es möglich geworden, dieselbe in ein Übersetzungsprogramm einzuspeichern, mit dem Hetchers Gebärdensprache simultan übersetzt werden konnte. Es waren knapp zehn Stunden Material in der Datei vorhanden.
    Auf der Fahrt hatte Cyr sich die übersetzten Gebärden insgesamt dreimal angehört, seitdem er von Bradbury Base aufgebrochen war. Er belauschte Hetcher nachträglich bei festgehaltenen Selbstgesprächen. Das meiste davon erschien ihm belanglos. Hetcher sprach mit den Dingen, vermenschlichte sie und sah in einigen sogar seine Freunde. Bedenkenswert vielleicht, denn ein wenig verrückt war es auf jeden Fall. Aber es gab keine Hinweise auf das Geheimnis, nach dem Cyr suchte. Erst beim dritten Hören der Übersetzung war ihm aufgefallen, dass sich ein Wort öfter als andere wiederholte. Das Wort »warten«. Nachdem er sich nun mit einem kurzen Schlaf ausgeruht hatte, wollte er die Auffälligkeit prüfen.
    Cyr setzte sich aufrecht hin, seine Gelenke knackten. Er ließ sich erneut alle Sätze vorsprechen, die das Wort »warten« enthielten.
    »Ich weiß, dass ihr auf mich wartet«, sagte der Computer. »Ich werde kommen, ihr wartet schon lange.« Eine kurze Pause, der Computer suchte. »Ihr müsst nicht länger warten.«
    Cyr lief ein Schauer vom Genick bis zur Hüfte. Unbehaglich sah er sich im Beetle um. Natürlich war er allein, der Sitz neben ihm war ebenso verwaist wie der Notsitz in seinem Rücken. Trotzdem spürte er eine diffuse Furcht. Als ob Hetcher sich die Wesen, die auf ihn warteten, nicht nur einbilden würde, sondern er tatsächlich auf rätselhafte Weise Kontakt zu einer außerirdischen Zivilisation auf dem Mars hergestellt hatte, die Vorsorge traf, Cyr in einen Käfig zu stecken mit der Aufschrift: »Mensch in natürlichem Habitat«.
    Ihm fielen die zahlreichen Geschichten wieder ein, die er Hetcher beim gemeinsamen Arbeiten erzählt hatte. Vom kleinen grünen Comicmännchen, das eine Antenne auf dem Kopf trug, bis hin zu Wells' bekanntem Roman »Krieg der Welten« und der »Mars-Odyssee« von Weinbaum.
    Hetcher redet mit den Dingen , dachte Cyr, um sich zu beruhigen. Die lange Fahrt durch die rostrote Einöde machte ihn paranoid. Da ist niemand draußen. Er glaubt, Steine hätten eine Seele, sein ganzes Weltbild ist tief animistisch. Aber solange er deswegen nicht anfängt, Sabotage zu betreiben oder auf andere loszugehen, ist das kaum ein Grund, ihn einzusperren.
    Cyr atmete langsam ein und wieder aus. Fünf quälend lange Tage lagen hinter ihm. Wie oft hatte er mit Louanne Riembau über Funk gesprochen? Er wusste es nicht mehr. Riembau hatte ihm gedroht, geflucht, ihre ganze Wut verbal an ihm ausgelassen, aber sie hatte es nicht geschafft, ihn zur Rückkehr zu bewegen.
    »Sie bilden sich ein, weil Sie einen Saboteur entlarvt haben, hätten Sie bei mir einen Stein im Brett, Aescunnar. Aber ich muss Sie enttäuschen. Auf dem Marsboden liegen so verdammt viele Steine herum, dass es im Brett keinen Platz mehr gibt, und wenn wir gerade von Brettern sprechen: Nehmen Sie endlich Ihres vorm Kopf weg! Sie sind Wissenschaftler, oder? Sie können logisch denken, habe ich gehört. Was soll dieser Blödsinn, ein

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