Perry Rhodan Neo 027 – Das Gespinst
erstrecken , dachte Cyr. Obwohl sein Marsmobil Hetcher stetig näher kam, glitten seine Gedanken immer wieder zu den drei aufgereihten Giganten der Tharsis. Nachdem er die Valles Marineris verlassen hatte, fuhr er schnurgerade zwischen Arsia und Pavonis Mons auf die ansteigende Ebene. Durch die Hunderte Kilometer breite Basis der Vulkane konnte er sie mit den Augen nicht als einzelne Berge ausmachen. Erst mithilfe der Displayanzeige begriff er, was die aufsteigenden Flanken neben ihm zu bedeuten hatten.
Cyr liebte Berge, seitdem er sich erinnern konnte. Ob die Alpen oder das Dach der Welt, ihn faszinierten Flanken und Gipfel. Und die Frage, wie es hinter ihnen weiterging. Der Berg war für ihn ein Symbol, Hindernisse nicht als unüberwindbare Schwierigkeiten anzusehen und vor ihnen zu kapitulieren, sondern an ihnen zu wachsen. Wer den Gipfel erreichte, verschaffte sich einen Überblick. Wie weit man wohl vom Gipfel eines der Montes sehen konnte?
Er wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als er auf dem integrierten Monitor Hetchers Vollbremsung sah. Balken und Strich näherten sich unverhofft. Der angezeigte Abstand schrumpfte merklich zusammen und ließ Cyr den Blick heben. Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf das Marsmobil vor ihm, das er inzwischen mit bloßem Auge gut erkennen konnte. Überrascht bremste er ab. Hetcher war stehen geblieben!
Einen Moment war Cyr zu verblüfft, um zu begreifen, was geschehen war. Warum hielt Hetcher an? Hatte der Ferrone sich endlich besonnen? Nein, dazu war Hetcher zu stur. Sein Mobil musste einen Defekt haben. Aufgeregt atmete er schneller. Wenn er Hetcher stellte, konnten sie zurückfahren. Sie würden es bis zur nächsten Versorgungsstation vielleicht gerade rechtzeitig schaffen. Dort konnten sie ihre Wassertanks und den Sauerstoffvorrat für die Anzüge auffüllen und sich auf den Rückweg nach Bradbury Base machen.
Ein Hochgefühl ließ Cyr leise summen. Er konnte es kaum erwarten, endlich auf die Höhe von Hetchers Mobil zu kommen. Er hielt dicht neben dem Beetle des Ferronen und zeichnete seine eigene dunkle Reifenspur neben die des stehenden Beetles. Als er hinüberblickte, stellte er fest, dass die Kanzel offen stand, Hetcher jedoch nicht zu sehen war.
»Hetcher?«, fragte er über Funk. Er vergaß in der Aufregung, dass Hetcher ihn nicht hören konnte, schalt sich selbst und aktivierte die Frequenz, die auf Hetchers Display blaues Licht aufleuchten ließ. »Hetcher? Was ist los?«
Cyr kam der unwirkliche Gedanke, der Ferrone hätte austreten müssen. Er kicherte. Oh Mann , wies er sich zurecht. Ich bin vollkommen überdreht. Anspannung und Angst zerrten an ihm. Wenn er Hetcher nicht schnell genug fand, war seine Verfolgungsjagd umsonst gewesen.
Die lange Zeit allein im Marsmobil hatte Cyr zugesetzt. Zum ersten Mal glaubte er verstehen zu können, was Astronauten auf Stationen wie der MIR und der ISS durchgemacht haben mussten, eingepfercht auf engstem Raum ohne einen Himmel über sich.
Cyr öffnete die Kuppel und stieg aus. Die Dämmerung malte lange, bizarre Schatten und verfremdete den Beetle vor ihm. Langsam umrundete Cyr Hetchers Marsmobil. Die Reifen sahen unbeschädigt aus, gefüllt und funktionstüchtig. Das Sonnensegel war eingeklappt. Wenn es einen technischen Defekt gegeben hatte, dann keinen, den man von außen erkennen konnte.
»Hetcher?«, rief er in die Stille. Wenn Hetcher das Licht am Display gesehen hatte, würden seine Worte für ihn in seiner Sprache auf dem Display zu lesen sein. »Wo steckst du?« Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Er drehte sich im Kreis. In so kurzer Zeit konnte Hetcher nicht verschwunden sein. Hetcher musste sich hinter einem der vielen höheren Gesteinsbrocken befinden. War er auf dem Weg zu Fuß durch die Steinwüste? Ob der Freund verrückt geworden war und meinte, wie Hiob oder andere Propheten durch diese unwirkliche Landschaft gehen zu müssen?
Cyr schüttelte den Kopf. Nervös bewegte er den Kiefer. Er suchte die ihn umgebenden Steine ab. Die meisten waren zu klein, hinter ihnen konnte sich Hetcher nicht verbergen. Blieben ein Dutzend größere. Das schlechte Gefühl wuchs. Er rechnete jeden Augenblick mit etwas Unerwartetem. Würde der Ferrone ihn angreifen? »Hetcher, willst du Verstecken spielen? Dafür sind wir zu alt, oder?«
Keine Antwort. Der Wind pfiff leise über die Ebene, einer der Monde kam am Himmel in Sicht. Die Sterne gingen jenseits der Dämmerung auf, kalt und fern. Unschlüssig sah Cyr von
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