Perry Rhodan Neo 030 - Hort der Weisen
Überlegenheit an. »Wir sind nicht gescheitert, Despot. Scharfauge ist frei. Wir werden uns neu formieren und zurückkehren. Das Topsid, wie Sie es kennen, wird untergehen.«
Megh-Takarr erstarrte. Das sollte ein Gebrochener sein? Jemand, dem man den Verstand aus den Nasenzugängen geprügelt hatte? Er hob die Hand mit einem Finger drohend an, auf Bismall-Kehns verbliebenes Auge gerichtet. Die scharfe Kralle verhielt in bedrohlicher Reichweite des Augapfels. »Du siehst nicht mehr klar, Kaltblütiger. Eure lächerliche Rebellion ist zerschlagen, Scharfauges Tod nur eine Frage der Zeit. Falls es euren Anführer überhaupt geben sollte und er nicht eine bloße Wunschvorstellung ist. Stirb mit der Gewissheit, in allem gescheitert zu sein.«
»Nein.« Die Antwort kam ohne ein Zögern oder Zittern. Das Auge blieb offen, der Blick standhaft.
Megh-Takarr züngelte. Er hatte geglaubt, seine Wut unter Kontrolle halten zu können, doch er hatte sich getäuscht. Der Zorn schlug über ihm zusammen wie eine Welle. Er ließ die Hand ein Stück sinken, alle sechs Finger standen zur Anklage gegen Bismall-Kehn gerichtet, und der Drang zuzuschlagen zuckte in ihnen wie etwas Lebendiges. »Du dreckiger Eizerstörer! Was bildest du dir ein? Alles, was du je in deinem Leben vollbracht hast, war weniger wert als Rrakass-Dung! Du hast das Karr-Tork missachtet und das Despotat verraten!«
»Das Karr-Tork gehört nicht dir allein, Megh-Takarr.«
Die niedere Anrede, die Bismall-Kehn in diesem Moment nutzte, verbunden mit der würdevollen Ruhe, die er ausstrahlte, löste endgültig rasende Wut in Megh-Takarr aus. Seine Finger zuckten über dem gesunden Auge des Feindes. Er wünschte sich zuzustechen, war sich aber nur zu bewusst, dass Rekarr-Ten und die Wachen ihn beobachteten. Wollte er sich vor ihnen wirklich mit dem Blut dieses Abschaums besudeln? Das war seiner nicht würdig.
Tief durchatmend trat er einen Schritt zurück. »Du wirst sterben, sobald mein Gleiter abfliegt.« Er wandte sich an die anderen Gefangenen, die wegen ihrer Kettenringe in eine aufrechte Haltung gezwungen wurden und weder sprechen noch sich rühren konnten. »Bedankt euch bei Bismall-Kehn, Unwürdige, denn er hat gerade euer Todesurteil unterschrieben! Ihr werdet exekutiert! Alle. Bist du zufrieden, Bismall-Kehn?«
Der Herr des Purpurnen Geleges sah stolz aus. »Sind Sie es denn, Megh-Takarr?«
Der Despot gönnte Bismall-Kehn keine Antwort. Sein Blick suchte Rekarr-Ten oben auf dem Umlauf des Turms. »Lassen Sie anvisieren! Ich habe es mir überlegt. Ich werde bleiben und zusehen, wie dieser Schandfleck aus der topsidischen Geschichte getilgt wird. Sofort.«
»Sie sind unbedacht.« Die leise Stimme klang dicht neben ihm auf. Megh-Takarr fuhr zu ihr herum und sah überrascht, wie nahe Oric-Altan an ihn herangetreten war, ohne dass er ihn gehört oder gerochen hatte. Der Berater musste wie ein Schatten hinunter auf die Plattform geschlichen sein.
»Oric-Altan«, sagte er kalt. »Welch überraschende Freude. Wo bist du in den letzten Tagen gewesen?«
»Ich habe in Ihrem Sinne gewirkt. Nehmen Sie den Befehl zurück, Despot.«
»Warum?«
»Es wäre ein Fehler.«
»Komm mir nicht mit dem Dritten Satz: Achte das Leben! Erhalte es, wo du kannst. Lösche es nur dort aus, wo es unumgänglich ist. Es ist in diesem Fall unumgänglich!«
»Das bezweifle ich. Bedenken Sie den Zehnten Satz: Suche stets die Wahrheit. Deinen Zorn richte auf die Wahrheit, nicht auf jenen, der sie ausspricht. Achte ihn! Diese Rebellen sind ein Symptom, mehr nicht. Die Krankheit werden Sie mit ihrem Tod nicht auslöschen, sondern nur neue Herde schaffen, an denen sie ausbricht. Jeder Tote bringt Hass und neuen Tod. Aber Topsid muss stark sein, geeint. Sonst wird Arkon über uns triumphieren.«
Megh-Takarr überlegte. Es verdross ihn, dass Oric-Altan einen wunden Punkt getroffen hatte. Inzwischen hatte es zwei Anschläge von Rebellenvertrauten gegeben, deren Freunde bei der Endschlacht gefallen waren. Durfte er zulassen, dass es weitere solche Szenen in seiner Stadt gab? Nachdenklich starrte er Bismall-Kehn an.
»Ich bin bereit, die Exekution aufzuschieben.« Er neigte sich dicht zu Oric-Altans Gesicht. »Vielleicht lasse ich sie sogar frei, mit hübschen Sonden in den Organen, die jederzeit auf Berührung per Fernsteuerung hochgehen können. Wer weiß, ob sie nicht doch noch nützlich sind, falls Scharfauge Interesse an ihnen zeigt. Aber zunächst sollen sie zurück in die Verwahrung
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