Perry Rhodan Neo 032 – Der schlafende Gott

sein, und was letztlich krank oder gesund war, entschied die jeweilige Gesellschaft.
    Der Gedanke, dass seinetwegen jemand ermordet werden könnte oder bei einem der brutalen Spiele ums Leben kam, damit die Zahl stimmte, erschütterte ihn. Zusätzlich zu seiner Erschöpfung zehrte ihn die Grausamkeit des Despoten aus. Beim Anblick der selbsthypnotisierten Arkoniden schmerzte sein Magen. Sie hatten sich aufgegeben und die Welt um sich herum ausgeblendet. »Ich denke, ich ziehe mich zurück.«
    Jildrim berührte seinen Arm. »Ich wollte Ihnen keine Schuldgefühle bereiten, Manoli. Sie sind nett. Passen Sie auf sich auf!«
    »So gut ich kann.« Er dachte an das Ultimatum. Drei Tage. Mit gesenktem Kopf drehte er sich um und ging ins Lager Orange zurück.

8.
    Ein alter Freund
    Hisab-Benkh
     
    Die Worte des Gorrers hallten in Hisab-Benkh nach, während er seinen Gleiter vom Ausgrabungslager fortlenkte: »Sind nicht tot. Nicht alle. Ich habe einen gesehen. Er lebt und er ist ein echter Gott. Nicht wie ihr.«
    Hatte der Gorrer das erfunden, um sich seine Freiheit zu erkaufen? Intelligenzwesen taten einiges, wenn ihr Leben auf dem Spiel stand, und Arkonidenabkömmlingen konnte man nicht vertrauen. Trotzdem hatte Hisab-Benkh im Fall des Eingeborenen das Gefühl, dass er die Wahrheit sagte. Er hoffte, dass nicht einzig sein Wunschdenken hinter dieser Empfindung stand.
    Die Neugierde ließ Hisab-Benkhs Mägen kribbeln, als stünde ein Festmahl an. Er züngelte mehrmals. Ich muss herausfinden, was der Gorrer damit meint. Er muss mich zu diesem Gott führen.
    Hisab-Benkh liebte Rätsel. Er tat es so leidenschaftlich, wie er Kälte, Berraks und Politiker verachtete. Ihn faszinierte nicht der Untergang an sich, sondern das Geheimnis, wie es zu dem jeweiligen Untergang einer Kultur gekommen war. Der Gedanke, vielleicht Hinweise in Form einer gut erhaltenen Leiche zu finden, versetzte ihn in Hochstimmung. Was würde er aus diesem Fund alles erschließen können ...
    Das Tatlira-System hatten die Weichhäute bereits vor zehntausend Jahren aufgegeben. Durch die topsidische Überwachung konnte so gut wie ausgeschlossen werden, dass ein Schiff der Arkoniden in naher Vergangenheit auf Gorr gelandet war. Wenn es einen toten Arkoniden gab, musste er sehr alt sein. Natürlich existierte eine weitere Möglichkeit, die wahrscheinlicher war als eine seit zehntausend Jahren erhaltene Leiche auf Gorr, aber auch diese versprach hervorragende Aussichten.
    Gleichzeitig sorgte sich ein Teil von Hisab-Benkh. Tresk-Takuhn hätte sich nicht bei ihm gemeldet und um ein persönliches Treffen gebeten, wenn es nicht wichtig wäre. Was hatte der Freund ihm zu sagen?
    Der Gleiter schoss dicht über die türkisblauen Wellen des Meeres hinweg. Ein Schwarm Hant-Möwen suchte das Weite. Hisab-Benkh sah die grünen Rückenkrumen einer Schule Eintans. Die riesigen Fischwesen durchpflügten den weißen Schaum, der auf den Kronen tanzte.
    Tresk-Takuhn war immer für mich da. Wie ich der Far-Gerk für die Zwillinge wurde, war er eine lange Zeit mein Far-Gerk. Ein Mentor, obwohl wir gleich alt waren.
    Sie stammten nicht aus einem Gelege, sondern hatten sich in einem der Ausbildungslager kennengelernt, in die junge Topsider gebracht wurden. Unbewusst berührte Hisab-Benkh seinen runden Bauch. Damals war er dünn gewesen, schmächtiger als die anderen seines Alters. Die Ausbilder hatten erwartet, dass er es nicht schaffen würde. Die Prüfungen waren hart, verlangten das Höchste ab. Mit Tresk-Takuhns Hilfe hatte er jede Aufgabe gemeistert.
    Er sah sich auf dem Darin-Ger, einer runden Erhebung auf drei Ebenen. Er und Tresk-Takuhn standen ganz oben auf dem Podest. Sie waren die Ei-Erwählten gewesen, die die besten Ergebnisse erbracht hatten und zusammen mit zehn anderen ihres Lagers für eine militärische Laufbahn empfohlen wurden.
    Der Gleiter senkte die Schnauze. Hisab-Benkh steuerte ein breites Bergplateau auf einer unbewohnten Insel an. Er landete und stieg aus. Von der Erhöhung sah er den Strand des Kontinents Falkuur und Valkaren, die sich wie ein weiß gepudertes Spielfeld auf der anderen Meerseite ausbreiteten. Die Türme wurden zu den winzigen Krallen eines Schlüpflings, die weißen Kalkfelsen und Pflanzen zu Miniaturen ihrer selbst. Nicht weit entfernt stieg das Gelände an. Das Lager der Expedition schmiegte sich über den Heiligen Stätten an den Berg. Rauch stieg über einem der Wohncontainer auf.
    Hisab-Benkh fragte sich, was Tisla-Lehergh und