Perry und das unheimliche Haus von Hackston
Schach.“
„Ach, mit Mister Bell!“ Diesmal war Clifton an der Reihe, überrascht zu sein. Doch er ließ sich nichts anmerken.
„Ganz recht, mit Mister Bell.“
„Er hat mich heute zum obersten Fenster geführt. Probieren Sie es doch auch einmal aus.“
„Das werde ich!“
„Sagen Sie, Mister Holman, Sie erzählten mir doch gestern, daß es 1912 im Brockston-Haus eine Explosion gegeben habe, bei der ein Teil des Hauses zerstört worden sei.“ Holman nickte. „Ja, der Südflügel. Die Armee hat ihn während des Krieges wieder aufgebaut, aber...“ Hier stockte er.
„Aber?“ fragte der Detektiv neugierig. Der Lehrer suchte nach den richtigen Worten. „Wissen Sie, man ist hier ein bißchen abergläubisch. Obwohl ich schon in der Schule versuche, meinen Kindern die Angst vor angeblichen Gespenstern zu nehmen, grassiert die Geister- und Gespensterfurcht wie eine Epidemie in diesem Landstrich. Und das seit Ewigkeiten. Besonders die Alten sind unbelehrbar. Da redet man Wände an. So hat aus Hackston keiner mehr im Südflügel arbeiten wollen. Bis zum heutigen Tag. Angeblich spukt dort der Geist von Mister Brockton. Alle, die bisher das Haus benutzten, mußten sich entweder auf das Haupthaus beschränken oder ihre Arbeitskräfte von weit her holen.“
„Wie die jetzigen Inhaber.“
„Ja. Die Männer arbeiten auch im Hauptgebäude. Nur der Geschäftsführer, Mister Melvin, und der Hausmeister haben im Südflügel ihre Wohnungen.“
Das war es, was Perry Clifton wissen wollte. Zufrieden wechselte er das Thema: „Um welche Zeit wäre es Ihnen morgen denn recht?“
„Machen Sie einen Vorschlag. Sie sind schließlich der Gast.“
Perry wiegte den Kopf. „Wie wäre es mit 14 Uhr? Allzu spät darf es nicht werden, da ich morgen wieder nach Manchester zurück muß.“
„Schon?“ Ehrliche Enttäuschung sprach aus Holmans Miene.
„Leider...“
„Gut, dann richte ich mich auf 14 Uhr ein!“
In jener Nacht verschloß Perry Clifton sein Zimmer. Die Beule auf seinem Hinterkopf hatte sich inzwischen zu einem kleinen Hühnerei ausgewachsen und erinnerte ihn schmerzhaft an den Überfall. Obwohl ihm die Gewißheit, auf der richtigen Spur zu sein, Genugtuung verschaffte, zermarterte er sich den Kopf darüber, was ihn verraten oder doch zumindest verdächtig gemacht haben könnte. Er fand keine Lösung.
Als er am nächsten Morgen, es war Mittwoch, der 3. April, gegen 9 Uhr die Gaststube betrat, kam ihm Jim Bradley entgegen. „Ich wollte Sie gerade holen, Mister Arling. Sie werden am Telefon verlangt!“
Perry sagte „Guten Morgen“ und „vielen Dank“ und: „Dann habe ich ja eine gute Nase gehabt.“ Als er den aufgelegten Hörer sah, stutzte er. „Ich habe das Gespräch auf den Apparat im Billardzimmer legen lassen. Da können Sie ungestört sprechen. Dort drüben die Tür ist es.“ Clifton sagte noch einmal „danke“ und steuerte auf die Tür zu. War Jim Bradley befangen — oder kam es ihm nur so vor? Er hatte die Tür fast erreicht, als sich der Wirt erkundigte: „Kann ich schon das Frühstück vorbereiten?“
„Ja, bitte, Mister Bradley!“
Clifton schloß die Tür des Billardzimmers hinter sich, suchte nach dem Telefonapparat, fand ihn auf dem Fensterbrett und nahm den Hörer ab.
„Arling!“ sagte er.
„Und hier spricht dein Freund Skiffer. Hat dich der Wirt aus den Kissen geholt?“
„Ich war schon unterwegs... Warst du inzwischen fleißig am Werk, Scotty?“
„So kann man es auch nennen. Während du die Federn warm hältst, habe ich mir Blutblasen an die Finger gewählt.“
„Hauptsache, es war nicht umsonst.“
„Ich nehme an, daß du im großen und ganzen enttäuscht sein wirst — bis auf eines. Beginnen wir bei Charly Webster. Er wurde vor knapp zwei Jahren wegen guter Führung entlassen. Seitdem ist er wie vom Erdboden verschwunden. Vielleicht ist er ausgewandert. Der Ford LPO 312 gehört einem Kunstmaler und Galeriebesitzer namens Jack Mason. Gegen ihn liegt nichts vor. Das gleiche gilt für die Firma Gordon & Lash .“
Ja, Perry Clifton war enttäuscht. Das einzig wirklich neue Moment war die Tatsache, daß Mason, dessen Namen er ja bereits von Tom Harder gehört hatte, Inhaber einer Galerie war.
„Und was ist mit dem Peugeot und den zertrümmerten Geigen?“
Schweigen. Nur das Rauschen der Atmosphäre zwischen London und Hackston war zu hören. „He, Scotty, bist du noch da?“
„Das wollte ich gerade dich fragen!“ gab der Inspektor zurück. „Es war
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