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Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Titel: Perry und das unheimliche Haus von Hackston Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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jemandem, der ihr den lästigen Frager abnehmen könne. „Also, Miß Craig, dann beraten Sie mich mal!“
    „Ja... bitte, suchen Sie nach was Bestimmtem?“
    „So könnte man es durchaus nennen, aber ich habe es hier noch nicht entdeckt.“
    „Wollen Sie mir nicht eine kleine Hilfestellung geben?“
    „Hilfestellung?“
    „Ja, ich meine, suchen Sie eher was Modernes, oder...“
    „Eigentlich weniger. Ich bin ein ausgesprochen altmodischer Mensch. Ich dachte da zum Beispiel an eine... bunte Geige.“
    In Miß Craigs Pupillen tanzten plötzlich verräterische kleine Funken, während sich um ihren Mund ein harter Zug bildete. In diesem Augenblick wurde es für Perry Clifton zur unumstößlichen Gewißheit, daß sie keineswegs nur eine Sekretärin und eine „gefällige“ Aushilfe war.
    „Wenn Sie eine Geige wollen, sind Sie hier wohl am falschen Platz. Ich würde es an Ihrer Stelle mal in einem Musikaliengeschäft versuchen.“
    Clifton winkte ab. „Die führen dummerweise keine bunten Geigen.“
    „Wir auch nicht.“
    „Wenn ich mich recht erinnere, kauft Mister Mason bei der Firma Gordon & Lash bunte Geigen, oder?“
    „Zur Dekoration!“
    „Eben! Dann verkaufen Sie mir eben eine bunte Geige aus der Dekoration.“
    Miß Craig ging drei Schritte zur Seite, schob ein kleines Bild nach rechts und drückte den dahinter zum Vorschein gekommenen Knopf. Dann sagte sie: „Es ist wohl besser, wenn Sie Ihre Wünsche Mister Mason persönlich vortragen!“
    „Aber gern!“ Clifton nickte liebenswürdig. „Übrigens, Sie benützen ein wunderbares Parfüm.“
    „Es freut mich, daß Sie es mögen!“ Ihre Miene paßte zu den Worten wie ein Salzhering zu einem Stück Erdbeertorte.
    Die Tür neben einer Glasvitrine mit Elfenbeinschnitzereien öffnete sich. Ein großer, schwerer Mann mit einem Schlägergesicht schob sich herein. Riesige, schaufelgroße Hände hingen an gorillalangen Armen und pendelten hin und her. Er steckte in einem weißen Dekorateurmantel, in dem er sich ausnahm wie ein Flußpferd in einem Babyjäckchen. Wartend blieb er zwischen der Tür und Miß Craig stehen.
    „Morris, sagen Sie bitte Mister Mason, er möge nach vorn kommen. Ein Mister Clifton habe einen besonderen Wunsch.“
    Der Riese nickte kurz, stieß ein undefinierbares Brummen aus und verschwand wieder.
    „Mister Mason hat in der Tat beeindruckendes Personal!“ stellte Clifton mit einem provozierenden Unterton fest. Und Miß Craig erwiderte: „Sie sollten dem ersten Eindruck nicht so viel Gewicht beimessen.“
    „Nein, natürlich nicht. Aber was soll man dagegen tun; man macht immer wieder diesen Fehler. Sie zum Beispiel habe ich gleich im ersten Augenblick für eine tüchtige Sekretärin gehalten.“
    „Und? Sind Sie nicht mehr dieser Meinung?“
    „Dieser Herkules“, Clifton tat, als habe er ihre Frage überhört, „wirkt wie der Leibwächter eines Gangsterbosses.“
    Miß Craig schwieg und schien merklich aufzuatmen, als sie das neuerliche Geräusch der Tür hörte.
    „So also sieht Jack Mason aus“, waren Perry Cliftons erste Gedanken, als er des Mannes ansichtig wurde, der soeben die Galerie betreten hatte. Und er ahnte, daß sich in der eleganten Schale ein äußerst gefährlicher Kern verbarg.
    Mason trug diesmal ein Paar eisgraue Hosen mit einer messerscharfen Bügelfalte, einen weißen Rollkragenpulli und einen dunkelblauen Blazer mit goldschimmernden, münzenähnlichen Metallknöpfen.
    Er lächelte, als er auf die beiden zutrat.
    Das Lächeln einer Kobra! (Wenn eine Kobra lächeln könnte.) „Bitte, um was handelt es sich?“
    „Das ist Mister Clifton, er hat einen besonderen Wunsch.“
    Jack Mason machte eine höfliche Verbeugung zu Clifton. „Die Galerie Mason ist bekannt dafür, daß sie auch besondere Wünsche erfüllt. Bitte, Sir, was kann ich für Sie tun?“
    „Mir steht der Sinn nach einer bunten Geige.“ Mason legte sich die Hand mit der Geste maßloser Überraschung auf die Brust und beteuerte: „Aber wir sind ein Kunsthaus und kein Musikaliengeschäft.“ Und zu Miß Craig gewandt meinte er vorwurfsvoll: „Konnten Sie das nicht auch sagen?“
    „Sie hat, Mister Mason. Es lag an meiner Beharrlichkeit. Ich konnte es einfach nicht glauben.“
    „Was nicht glauben?“
    „Daß Sie keine Geigen mehr haben. Immerhin haben Sie heute doch schon eine Menge verkauft.“
    Masons Benehmen blieb höflich und verbindlich, und Clifton dachte darüber nach, ob Mason immer noch so höflich und verbindlich wäre,

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