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Persephones Erbe (German Edition)

Persephones Erbe (German Edition)

Titel: Persephones Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Monkberg
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benutzen.«
    »Frau!«
    Es arbeitete in dem finsteren Gesicht vor mir. Der Hausmeister starrte mich vielleicht eine Minute unverwandt an, bis ich aufgab. Ich senkte die Augen.
    »Ihr seid immer so ungeduldig.«
    Er warf die Münze auf den Tresen der Rezeption. Sie musste blitzdünn sein, wie sie klang.
    »Also gut! Avanti!«
    Auf einmal konnte es ihm nicht schnell genug gehen. Der Hausmeister stürmte mir voraus, durch den Renaissancegang, in den Peristyl und dort zum Lift. Er stampfte vor mir ins Innere des Fahrstuhls, stellte sich breitbeinig vor die Rückwand. Mir blieb nichts übrig, als mich neben ihn an die Seite zu drücken. Seine Augen glühten. Er machte keinen Zentimeter Platz.
    Ich war erleichtert, als wir unten ankamen. Der Hausmeister ging einmal die Runde, schaltete Lichtquelle auf Lichtquelle mit lässigen Handbewegungen ein. Wahrscheinlich benutzte er eine Funksteuerung.
    »So, meine Schöne. Dort ist die Dusche.« Er wies auf die, neben deren Eingang die Statue eines Fauns lässig auf einem Marmorsessel räkelte. Wo kam denn der auf einmal her?
    Der Hausmeister erzwang meine Aufmerksamkeit mit einem lauten Fingerschnippen.
    »Zuhören! Du kannst die linke Sauna nehmen. Höchstens zwei Gänge, die Grotte ist von jetzt ab gerechnet in zwanzig Minuten aufgeheizt. Viel Spaß!«
    Er drosch mir zum Abschied derb auf den Hintern. Der Schlag schmerzte nicht allzu sehr, dazu war ich viel zu überrascht. Aber er war gewaltig genug, um mich aus dem Stand zu reißen und fast bis zu den Füßen des Marmorfauns, zu befördern. Ich fing mich vor seinen Marmorzehen gerade noch ab. Als ich mich aufrappelte, schloss sich gerade der Lift hinter dem Hausmeister.
    Mann, der war aus gutem Grund schnell verschwunden!
    Ich rieb mir den Hintern, er brannte auf einmal wie verrückt. Aber irgendwie – wohlig. Ich war ziemlich verdutzt.
    Der Wellnessbereich lag vollkommen still. Selbst in unserem Zimmer, das sich auf den Hinterhof öffnete, hörte man immer noch leise den Verkehr auf der Via Urbana. Aber hier war es absolut still. Ich fand es wundervoll. Und komfortabel hell. Armin hätte an dem vielen Licht im Wellnessbereich seine Freude gehabt. Man sah jedes Detail der Architektur. Keine Schatten, nirgends. Aber eine Menge hübscher Wand- und Bodenschmuck.
    Wenn wir das alles für Malchow nachbauen sollten, musste sich mein Chef ordentlich anstrengen und noch ein paar Spezialisten einstellen. Für Fresken, Stuck, Mosaik und Tadelakt, die Technik, mit der Wände zuerst mit feinstem Kalkputz geglättet, dann bemalt und zuletzt lange mit Wachs poliert wurden, bis sie glänzten. Dazu kamen noch die Halbsäulen an den Wänden, wir brauchten echten Marmor dafür und blaues Glasmosaik für die Innenwände der Duschen. Die gleichmäßig rund geschliffenen Kieselsteine, dunkel und weiß, mit denen die Fußböden eingelegt waren, ignorierte ich vorläufig. Angeblich gab es nur noch in Griechenland Hersteller dafür.
    Ich ging in den Umkleidebereich, wo es schön warm war und zog mich aus. Es war überhaupt wohlig im ganzen Untergeschoss, nicht zu heiß, nicht zu kalt. Ich lief einfach nackt durch den Zentralraum, das Saunatuch unter dem Arm und warf es dem Marmorfaun in den Schoß, der vor der Duschgrotte elegant auf seinem Steinsessel lümmelte. Witzigerweise wirkte er mit dem strategisch genau richtig platzierten Tuch gleich zwei Mal so obszön.
    Vor allem, weil ich das Modell für den Marmorfaun kannte. Es war der Nachtportier. Wenn das wirklich sein Körper war, war er noch besser gewachsen als Armin. Der Faun zeigte sich sitzend, halb zurückgelehnt, breitbeinig, den rechten Fuß auf die Sitzfläche des Marmorsessels aufgesetzt, das linke Bein gestreckt. Der rechte Arm stützte angewinkelt den Nacken, der linke hing als Widerlager dieser extravaganten Zurschaustellung eines perfekten Männerkörpers hinter der Lehne. Der Künstler hatte sogar Lupercus halben Bart nicht vergessen. Die linke Wange glitzerte von einem Pelz mikroskopisch feiner Kalkkristalle, die rechte glänzte poliert. Ähnliche Flecken samtig-glitzernden »Fells« fand ich auch noch auf der Brust und am linken Schenkel des Fauns.
    Insgesamt saß Lupercu ein bisschen auf die Seite gedreht. Er saß sozusagen nur auf einer Arschbacke. Ich ging um ihn herum. Tatsächlich: Den Steiß der Figur zierte ein Stummelschwanz. Wie der eines Ziegenbocks.
    Der Stummel glänzte. Weiß der Himmel, das war zu erwarten gewesen. Sicher hatte kaum jemand die Finger von ihm lassen

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