Persephones Erbe (German Edition)
besaß wie sein Rücken …
Verträumt und mit weichen Knien ging ich unter die Dusche.
10.
Ich hätte mich nicht zu beeilen brauchen. Als ich im Duschtuch aus dem Bad zurückkehrte, lag Armin lang ausgestreckt unter der Bettdecke.
Er schlief.
Zuerst setzte ich mich zu ihm aufs Bett. Draußen regnete es immer noch, wenn auch nicht mehr so schlimm wie vorher. Ich hätte es bestimmt in eines der kleinen Cafés weiter unten in der Via Urbana geschafft. Aber allein dort zu sitzen fand ich deprimierend. Da las ich schon lieber »Die Kimmerischen Männer«. Außerdem musste mein Chef ja irgendwann wieder aufwachen. Ich schlug das Buch auf.
Er wies die Gefährten an, eine Grube zu graben, nicht sehr groß, auf allen vier Seiten gerade eine Elle lang. Die beiden schwarzen Lämmer lagen mit zusammengebundenen Beinen neben ihm. Sie blökten
.
»Gießt den Honig und die Milch zuerst ringsum«, sagte er. »Und anschließend Wein, Wasser und Mehl.«
Die Worte waren eigentlich überflüssig. Die Gefährten wussten so gut wie er, wie man ein Sühneopfer vorbereitete. Aber der Klang seiner eigenen Stimme tat ihm in der Stille gut. Das Rauschen des Meeres fehlte ihm. Die Bucht war viel zu flach. Er hörte nur leise Wellen auf den Strand auslaufen
.
Die Gefährten waren nur zu bald mit der Arbeit fertig. Je einer der Opferdiener goss Honig, Milch, Wein und Wasser um die Grube. Der Fünfte streute noch das weiße Mehl auf, staubte sich die Reste von den Händen
.
Damit war es für ihn selbst Zeit
.
Er erhob seine Stimme
.
»Ihr Toten! Ich gelobe, sobald ich nach Hause komme, opfere ich eine Färse, ohne Fehl und noch von keinem Stier belegt, außerdem köstliches Leinen und Öl. Dies alles werde ich Euch verbrennen auf dem Feueraltar in meinem Haus!«
Die Gefährten schnitten den beiden Lämmern, dem Böckchen und dem Weibchen, mit seinem Schwert die Kehle durch
.
Er atmetet tief durch, nahm das Schwert wieder an sich. Wartete dann zwischen der Opfergrube und dem schwarzen Eingang im Berg mit gezogener Klinge
.
Er merkte es zuerst am Schweigen der Gefährten, daran, wie sie furchtsam von ihm und der Grube zurückwichen. Schon nahten aus dem Berg die ersten weißen Nebel. Gestalten umwallten ihn, streckten gierig die bleichen Münder und Zungen nach dem Blut der Lämmer aus
.
Armin drehte sich auf die Seite. Sein Schnarchen verriet mir, dass er immer tiefer in Morpheus Armen versank. Ich klappte »Die Kimmerischen Männer« zu, legte das Buch auf den Nachttisch. Mir war kalt, aber mein Chef wäre wahrscheinlich halb zu Tode erschrocken, wenn ich jetzt mit meinen eisigen Händen und Füßen zu ihm unter die Decke gekrochen wäre.
Ich krabbelte aus dem Bett.
Sollte er meinetwegen noch eine Weile schlafen. Es war inzwischen fast Sechs, besichtigte ich die Wellnessgrotte eben allein. Irgendwo musste ich mich schließlich aufwärmen.
Ich wickelte mich aus dem Saunatuch, schlüpfte in Unterwäsche, Shirt und Jeans. Schlafend sah mein Chef richtig entspannt aus. Ich zog ihm die Decke ein wenig höher. Er kuschelte sich mit einem behaglichen Seufzen hinein.
Sollte ich ihm eine Nachricht auf den Schreibtisch hinterlassen? Ich verwarf die Idee. Wo ich steckte, konnte Armin auch der Portier des Tenebre sagen. Schließlich musste ich an Agreo vorbei, wenn ich in den Wellnessbereich wollte.
Allerdings fand ich an der Rezeption niemanden. Auch nicht im Speisesaal, der war ebenso leer wie die Eingangshalle und die Tische waren noch nicht eingedeckt. Ich ging in den Peristyl, der schon ziemlich dunkel war, doch auch hier herrschte gähnende Leere. Ich begab ich mich zurück in die Eingangshalle. Ihre Schäbigkeit bedrückte mich immer wieder aufs Neue. Obwohl ich mittlerweile wusste, dass sie nur Camouflage war. Ich hieb auf die Klingel.
Leider erschien nicht der Tagportier, sondern der Hausmeister. Er wirkte nicht glücklich, mich zu treffen. »Ich habe zu tun.«
Keine Frage, nichts. Er funkelte mich böse an und spielte mit einer dünnen Goldmünze. Aber nun war ich schon einmal hier. Und Einschüchtern galt nicht.
Schließlich war der Hausmeister kein Psi, weder ein guter noch ein böser. Er roch nach Weihrauch. Sogar nach einer sehr guten Sorte, ein Hauch Rosenöl und Moschus lag darin. Vielleicht war er in einer Abendmesse gewesen. Er drehte die Münze immer noch zwischen seinen Fingern. Sein Gesicht wirkte abwesend, als ob er mich völlig vergessen hätte.
Ich holte Luft.
»Mir ist kalt. Ich würde gerne die Sauna
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