Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Persephones Erbe (German Edition)

Persephones Erbe (German Edition)

Titel: Persephones Erbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Monkberg
Vom Netzwerk:
großen Steinblock vor dem Kolosseum zu fläzen. Ich ging wie magisch angezogen über die Straße.
    Die vorwitzigsten der Schülerinnen wagten sich inzwischen dicht an Lupercu heran. Eine schob ihm sogar die Hand unter den Lendenschurz und der Nachtportier ließ sie. Mir schien, dass Lupercu etwas zu den jungen Damen sagte. Er behielt seine Pose bei, drehte sich sogar noch ein wenig den Schülerinnen zu. Doch bevor die Situation eskalierte, trillerten die Pfeifen der Staatsmacht. Zwei Carabinieri trabten eilig von der Metrostation Colosseo herüber. Sie verscheuchten die Schülerinnen.
    Ich war mir inzwischen sicher, dass es wirklich Lupercu war. Die Carabinieri behandelten ihn sehr höflich, offenbar war er ihnen bekannt. Ich hatte erwartet, dass sie nach seiner Lizenz fragten, oder ihn sogar aufforderten, den Felsblock zu räumen. Ich verstand kein Italienisch. Aber ich verstand den Respekt. Es klang nicht nach einem Verweis. Sie salutierten im Gegenteil vor Lupercu, bevor sie wieder abzogen. Und der eine Polizist küsste ihm sogar die Hand.
    Merkwürdig!
    Inzwischen sah er mich. Lupercu stand geschmeidig von seinem Felsen auf und kam auf mich zu.
    »Hallo Kati. Darf ich dich ins Hotel zurückbegleiten? Du möchtest sicher vor dem Abendessen noch einmal in die Sauna.«
    Mir knickten die Knie ein. Ich war so sprachlos, dass ich vergaß zu atmen. Gott im Himmel – er hatte mir doch hoffentlich im Wellnessbereich nicht einen üblen Streich gespielt? Aber nein, das war nicht möglich. Den Unterschied zwischen lebendem Fleisch und kaltem Marmor erkannte ich selbst mit geschlossenen Augen. Trotzdem machte mich Lupercus Maske fertig. Der Tagportier war perfekt geschminkt, der Schimmer auf seiner Haut wirkte vollkommen natürlich. Ich sah sogar die blauen Adern auf seiner Brust. Interessant wirkte auch das feine Fell. Große Samtflächen zogen sich ihm über die halbe Brust, den Bauch und über Teile der Arme und Beine. Sie stimmten haargenau mit den Partien aus glitzernden Kalkkristallen auf der Statue überein. Nur dass sie auf Lupercus heller Haut wie rahmweißes, samtkurz geschorenes Fell aussahen.
    Er lächelte über meine Verwirrung.
    »Alles echt, Kati.«
    Lupercu neigte ein wenig den Kopf, stieß mit der Stirn sanft gegen meine. In den dichten Locken seines Haaransatzes trafen mich zwei harte Zapfen. Ich hob die Hand, tastete nach. Das unter meinen Fingern fühlte sich wie kleine Hörner an, richtige Hörner. Wenn ich Lupercus Locken vorsichtig teilte, sah man sie sogar. Sie waren gelblich, mit konzentrischen Rillen, die Spitzen abgerundet und sie schienen wirklich aus Lupercus Kopfhaut zu wachsen.
    Ich schnappte nach Luft.
    Richtig sprachlos war ich aber erst, als Lupercu den Kopf wieder hob und mir direkt in die Augen sah. Seine Pupillen waren Schlitze und sie lagen quer.
    Ich zuckte zurück.
    Er fing meinen Arm.
    »Aber, Kati! Ich bin doch kein Monster.« Lupercus Stimme klang aufrichtig bekümmert.
    Aber ich hatte genug, mehr als genug. Wenn das ein Scherz sein sollte, fand ich ihn überhaupt nicht komisch. Ich zog, doch Lupercu hielt mich fest. So geschickt, dass keiner der Touristen in meiner Nähe merkte, wie fest. Ehe ich mich versah, hob er mich hoch und trug mich zu einem Taxi.
    »Hotel Tenebre.«
    Ich wartete auf das übliche Porca Miseria, aber dieser Taxifahrer warf nur einen Blick in den Rückspiegel, sah Lupercu und erbleichte.
    »Si, Don Lupercu!«
    Er wollte noch nicht einmal etwas an der Fahrt verdienen. Der Mann schaltete den Taxometer aus und gab Gas.

13.
    Agreo schoss um die Theke der Rezeption und auf mich zu, sobald er mich durch die Haustür treten sah. Ich bekam ehrlich Angst, er würde mich vor Freude anspringen. Aber der Tagportier warf sich nicht mir um den Hals, sondern Lupercu. Beide Männer, der Nackte und der in Hemd und korrekter Hose umarmten sich innig.
    »Bin ich froh! Er hätte uns den Kopf abgerissen!«
    Komisch, auch wenn sie vielleicht von jemand anderem redeten, mir kam sofort der Hausmeister in den Sinn. Unglaublich, mein Hintern erinnerte sich immer noch an den Hieb. Brennende Hitze, irgendwo zwischen Lust und Schmerz, sengte für den Bruchteil einer Sekunde meine rechten Pobacke. Agreo und Lupercu tauschten einen Blick.
    »Er hat sie gezeichnet«, flüsterte Agreo.
    Lupercu nickte. Ich verstand nichts, war aber auch mit dem Kopf woanders. Noch weigerte ich mich, die logische Schlussfolgerung zuzulassen. Doch ich musste wohl den Tatsachen ins Auge sehen: Egal, ob die

Weitere Kostenlose Bücher