Persische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
bereits sehen, wie die Doppeltür aufzogen wurde.
»Ich kann tanzen«, sagte sie hastig.
»Du lügst doch.«
»Nein! Lasst es mich euch zeigen, und ich schwöre, es wird euch und den Männern gefallen.«
Der Tritt der Ochsen stockte kurz, als die Alte an den Zügeln zog, doch sie bewegten sich gleich weiter. »Wenn das wahr ist, Täubchen«, murmelte die Alte, »dann hast du tatsächlich einen besseren Stand als nur mit deinem hübschen Gesicht. Ich werde es darauf ankommen lassen. Falls du nicht die Wahrheit sagst, kann ich dich immer noch besteigen lassen.«
Shahira schloss die Augen.
Sie gelangten in einen dreieckigen Burghof. Die dritte Wand war nicht aus Ziegeln gemauert, sondern direkt in den angrenzenden Berg gehauen. Ihre Oberfläche war schroff und karg. Ein großes Tor führte in den Berg hinein; zwei Männer standen dort und kamen zu dem Karren, um der alten Frau die Zügel abzunehmen. Sie waren ganz in Schwarz gekleidet, und Shahira konnte nur ihre Augen sehen. Etwas an der Art, wie sie die Tücher vor das Gesicht gebunden hatten, ließ sie an den Djinn denken, und ihr Herz klopfte schneller.
An ihren Augen konnte sie sehen, dass die Männer grinsten und feixend den Frauen zuzwinkerten. Die hatten die Aufmerksamkeit bereits bemerkt und bewegten verführerisch die Hüften oder beugten sich vor, bis ihre weiblichen Vorzüge nur allzu deutlich zu sehen waren.
Die Alte schlug den Männern mit der Peitsche auf die Finger, als die zu gierig starrten. »Na, wartet wie die anderen«, tadelte sie gespielt neckisch.
»Du bist streng, Runzelfrau«, brummte einer von ihnen, der ihr offenbar übelnahm, dass sie ihn so züchtigte. Doch die Alte zuckte nur die Achseln. »Macht schon das Tor auf, dann kommt ihr umso schneller zu eurem Vergnügen.«
Der Mann wandte sich um, und gemeinsam mit seinem Kumpan ging er zu dem Tor, um es aufzuschieben.
Shahira blickte ein letztes Mal auf die sonnenbeschienenen Wände der Mauern. Auch wenn sie dort schon eingekesselt gewesen war, so gab es hier wenigstens noch Licht. Nachdem der Wagen das Tor passiert hatte, herrschte nur noch Dunkelheit.
Die Frauen auf dem Karren quietschten und johlten, als der Karren in die pechschwarze Finsternis fuhr. Shahira konnte die eigene Hand nicht vor Augen sehen, sie hörte nur das Rumpeln der eisenbeschlagenen Räder auf dem steinernen Boden und die Frauen hinter sich. Die Alte schwieg, und auch die beiden Männer, die vorangingen, glichen körperlosen Schatten. Kein Laut drang von ihnen zum Karren herüber, nicht einmal ihre Schritte.
Shahira schloss die Augen. Sie sah dadurch nicht weniger als zuvor, doch sie konnte sich besser konzentrieren. Irgendwo, tief in diesem Berg, würde sie ihn finden. Dessen war sie sich sicher.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, ehe endlich Licht in das Dunkel drang. Die Frauen auf dem Karren, die während der langen Fahrt verstummt waren, jubelten.
Shahira öffnete die Augen und blinzelte. Das Licht stammte nicht von einer Fackel, wie sie ursprünglich gedacht hatte, sondern von Kerzen. Der Karren bog um eine Ecke, und plötzlich wurde der gesamte Gang von Kerzen erhellt, die an den Wänden in dicken Haltern steckten. Das Licht blendete nicht ihre Augen, sondern war angenehm und weich. »Gleich werden wir sehen, ob du ehrlich mit mir warst, Täubchen«, brummte die Alte, doch Shahira hörte sie kaum. Sie versuchte, ihr klopfendes Herz zu beruhigen.
Der Karren fuhr weiter durch den Gang, der sich plötzlich zu einem großen Saal öffnete. Er schien direkt aus dem Stein gehauen worden zu sein, wie die Burg selbst. Die Wände und Decken waren vollkommen glatt und mit bunten Bildern bemalt; sie zeigten verschiedene Motive, alles Männer, über und über tätowiert, die sich in verschiedenen Kampfarten übten. Einige schwangen Schwerter, andere Dolche oder Speere. Jeder von ihnen trug ein Amulett um den Hals, das Shahiras bis ins kleinste Detail glich.
Sie zupfte ihren Schal zurecht und bemühte sich, nicht zu auffällig zu starren, doch es gelang ihr nicht. Über dem Saal wölbte sich eine hohe, abgerundete Decke, an der sich weitere Bemalungen befanden. Von dort hingen Laternen mit buntem Glas an langen Ketten herab, die das bloße Kerzenlicht ablösten.
Der Rest des Saals war relativ karg; nur an den Seiten befanden sich Lager aus Kissen und Decken. Shahira ahnte, wofür sie bestimmt waren.
In der Mitte des Saals stand ein alter Mann, eingehüllt in einen schwarzen Umhang und mit einem ebenso
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