Persische Nächte: Erotischer Roman (German Edition)
erweist, dem werden Belohnungen weit jenseits eurer Vorstellungskraft zuteil. Wer versagt, wird vergessen. Seid gehorsam und schwört mir Treue, und ich verspreche euch ein Leben, das ihr niemals mehr verlassen wollt. Ihr seid nun Assassinen.«
Kian atmete tief ein. Damals hatte er dem Alten geglaubt. Während all der langen Jahre des Trainings hatte er nicht gezweifelt. Sie hatten seinen Körper gestärkt, seine Muskeln geformt. Er konnte schneller rennen als die meisten anderen Brüder, und er warf den Dolch mit tödlicher Präzision. Der Alte hatte ihn immer besonders im Auge gehabt, und Kian hatte sich bemüht, dieses besondere Interesse wach zu halten und zu schüren. Bald war er zum Liebling des Alten geworden, selbst wenn er noch niemanden getötet hatte. Keiner der Jungen, mit denen Kian angekommen war, hatte das getan – noch war es ihnen nicht erlaubt. Erst musste jeder von ihnen die Prüfung bestehen.
Der Gedanke daran ähnelte dem Biss einer Schlange – er kam schnell und schmerzte für die Ewigkeit. Er hatte die letzte Prüfung nicht vollendet. Kian hatte nicht das töten können, was er am meisten liebte: Shahira.
Kians Fuß zögerte, und er konnte den nächsten Schritt nicht tun. Sie lebte, aber dafür hatte die Bruderschaft ihr ganzes Dorf ausgelöscht. Ein dezenter Hinweis des Alten, dass Kian seine Aufgabe zu Ende bringen musste. Der konnte nur hoffen, dass sein Meister Shahira nun für tot hielt.
Es bedeutete auch, dass er sie nie wieder sehen würde. Sie würde in Isfahan sicherlich schnell einen Mann finden, der sie heiratete und glücklich machen konnte. Einen ehrbaren Mann, keinen gedungenen Auftragsmörder. Das war es, was in Kians Zukunft lag, und dieses Schicksal musste er annehmen.
Kian sah auf. Vor ihm lag die Festung der Bruderschaft.
Der erste Schritt auf dem Weg
Shahira spürte ihre Füße bei jedem Schritt, sie schmerzten und trieben sie fast in den Wahnsinn, doch sie zwang sich weiterzugehen. ›Nur noch bis zu der Wegbiegung dort vorn‹, sagte sie sich selbst, ›nur noch wenige Schritte‹. Es war nun schon zwei Wochen her, dass der Djinn sie verlassen hatte. Nachdem sie sein Gesicht gesehen hatte, hatte sie geglaubt, er würde sie wirklich töten, doch er war einfach aufgesprungen und weggelaufen.
Zurück blieben nur der Schal und das Amulett, das sich bei seinem abrupten Aufspringen gelöst hatte. Shahira wusste nicht, ob sie ihm hinterherlaufen sollte oder nicht. Heimlich hatte sie gehofft, dass er zurückkommen würde, doch er tat es nicht.
Die Karawane kam, und Shahira ließ sie ziehen. Sie wartete bis zum nächsten Tag und beobachtete die Kamele, wie sie in gemächlichem Tempo an den Ruinen des Dorfes vorbeizogen und bald schon hinter dem Horizont in Richtung Isfahan verschwanden. Shahira wartete, verharrte und hielt geduldig aus, doch der Höhleneingang blieb leer.
Sie rang mit sich selbst: Er hatte ihr verboten, sein Gesicht zu sehen, doch Shahira hatte das Gebot gebrochen. Sie hatte den Jungen wiedererkannt, den sie damals retten wollte und den sie versehentlich so sehr verletzt hatte, dass er bis heute eine Narbe zurückbehalten hatte. Und er hatte sich auch an sie erinnert. Das war der Grund, warum er zu ihr gekommen war, auch wenn sie noch nicht ergründen konnte, warum er sie hatte töten wollen und es doch nicht getan hatte.
Schließlich packte sie die letzten Vorräte, die sie in der Höhle noch finden konnte, zusammen und schlang sich seinen Schal um die Schultern. Das Amulett hängte sie sich um den Hals und verbarg es unter ihrem Kaftan. Sie wollte den Djinn finden – den Nachtgeist, der doch keiner war. Er war ein Mann aus Fleisch und Blut, und sie musste herausfinden, warum er sie aufgesucht hatte.
Doch die Suche hatte sich als schwieriger erwiesen als gedacht. Sie wusste nicht, wo sie beginnen sollte, und sie traute sich nicht, jemandem das Amulett zu zeigen. Ihr Instinkt sagte ihr, dass es ihren Djinn in Gefahr bringen würde.
So war sie lange Zeit nur ziellos umhergeirrt, bis sie schließlich auf eine Gruppe von Männern mit Schwertern traf. Sie trugen ein fremdes Wappen und musterten sie, als sie sie passierten. »Wohin führt dein Weg, Mädchen?«, fragte einer von ihnen nicht unfreundlich. Shahira verbarg ihr Gesicht so gut es ging hinter dem Schal. »Ich bin auf der Suche nach einem Freund.«
»Ganz allein?«
Einer der anderen Männer stieß seinen Nachbarn an. »Ein Weibsbild, das ohne Mann allein umherirrt, ist höchst verdächtig,
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