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Personenschaden

Personenschaden

Titel: Personenschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Probst
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das Pfefferspray.
    »Triebabwehrspray?«
    »Tierabwehrspray. Muss wegen dem Waffengesetz drauf stehen. Wenn Rottweiler den Schwanz einziehen, wirkt es auch bei lästigen Freiern.«
    »Du bist ein Schatz«, sagte Cindy, zog mit einer schnellen Bewegung ihren unter die Nippel gerutschten BH hoch und küsste Schwarz auf den Mund. »Wie verhindere ich, dass ich mich selbst außer Gefecht setze?«
    Schwarz griff nach dem Spray und streckte den Arm durch, um den fachgerechten Gebrauch zu demonstrieren. »Wichtig ist, die Dose mit dem Ventil nach vorne möglichst weit vom Körper weg zu halten. Du darfst auf keinen Fall damit in der Luft rumfuchteln. Stattdessen zielst du, so   …«
    »Hau ab«, sagte Cindy.
    »Was?«
    »Kundschaft«, flüsterte sie.
    Er ließ das Spray schnell in der Hosentasche verschwinden, zwinkerte Cindy zu und stieg wieder aufs Rad.
     
    Schwarz begann am nahe gelegenen Konsulat mit der üblichen Überprüfung der Überwachungskameras, alarmgeschützten Türenund Rollläden. Wie immer konnte er nichts Auffälliges entdecken. Von den nahen Bahngleisen her hörte man das Rattern eines Güterzugs. Kurz war es von einem Pfeifen überdeckt, dann wurde es allmählich leiser. Er musste sofort an Klaus Engler, den Lokführer, denken.

11.
    Der große Parkplatz am Holzverladebahnhof war bis auf zwei Autos leer. Nachtfalter flogen Loopings um die Scheinwerfer. Klaus Engler parkte seinen Renault vor einem hohen Stoß ungeschälter Fichtenstämme. Als er ausstieg, roch es versengt. Er schnupperte, aber es war nicht sein Wagen, es war der Geruch unzähliger, verbrannter Insekten. Er holte seinen Rucksack von der Rückbank und verstaute darin die Thermosflasche mit dem Eistee. Zum Essen hatte er nur eine Tüte Mandelkekse dabei. Anna hatte ihm immer liebevoll mit Essiggurken belegte Wurst- oder Emmentalerbrote eingepackt.
    Während er durch den Kies stapfte, musste er plötzlich lächeln. Er dachte an das Abendessen mit seiner Frau im ›Eliseo‹. Sie war rot geworden, als er ihr ein Kompliment wegen ihrer neuen Frisur gemacht hatte. Vor dem Nachtisch hatte Thomas sich plötzlich verabschiedet, angeblich um sich auf ein Meeting am nächsten Tag vorzubereiten. Sein Manöver war so durchschaubar gewesen, dass sie erst stumm und verlegen dasaßen. Dann war Anna es gewesen, die den erlösenden Satz ausgesprochen hatte: Sie sollten es vielleicht noch mal miteinander versuchen – bald. Danach hatten sie beide das Gefühl gehabt, dass ein Knoten geplatzt war, sie hatten geredet und geredet. Über die Wochen vor dem Unfall, über den dauernden Schichtdienst und die ständigen Fahrplanänderungen.Und darüber, dass sie sich vermissten – nach all diesen Jahren. »Ich würde nicht noch mal einen Lokführer heiraten«, hatte sie gesagt und mit Tränen in den Augen nach seiner Hand gegriffen.
     
    Klaus Engler ging an der Kantine vorbei, die nachts geschlossen war. Noch vor ein paar Jahren hatte er hier immer mit Kollegen gesessen und Neuigkeiten über zu Hause ausgetauscht oder auf den Dienststellenleiter geschimpft. Er sah ein, dass es sich nicht lohnte, wegen ein paar Eisenbahnern einen Wirt und eine Kellnerin zu beschäftigen, trotzdem war es traurig.
    Er zog das Handy aus der Brusttasche seines hellblauen, kurzärmeligen Hemds und meldete sich zum Dienst. Eine Stimme sagte ihm, auf welchem Gleis seine Lok stand, aber das wusste er selbst, weil sie immer dort stand.
    »Schade, dass ich Sie nicht mal persönlich kennenlernen kann«, sagte die Stimme. »Ich habe den Artikel über Sie gelesen. Toll, wie Sie diesen Personenschaden weggesteckt haben.«
    Jetzt nennen sie es Personenschaden, dachte er. Früher haben manche »Gulasch« dazu gesagt – das war noch ekelhafter.
     
    Als er vor die Lok hintrat, nickte er kurz zur Begrüßung – es war sein persönlicher Aberglaube, von dem er nie jemandem erzählt hätte.
    Sein Vater hatte seinen Loks noch Namen gegeben, Frauennamen natürlich, wie Marianne, Rosa oder Käthe. Er war immer dabei geblieben, wenn sie repariert wurden, wie ein Angehöriger am Krankenbett.
    Klaus Engler begann mit der Vorbereitung. Er ging um die Lok herum, bückte sich da und dort, um mit seiner Taschenlampe auf Räder und Achsen zu leuchten, und inspiziertealles genau. Schließlich meldete er über das Diensthandy: »Lok fertig«.
    Er kletterte die schmalen Stufen der Einstiegstreppe zum Führerraum hoch. Als seine Hände die Läufe aus Metall umfassten, spürte er seine alte Kraft und Sicherheit

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