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Personenschaden

Personenschaden

Titel: Personenschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Probst
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wieder. Er hätte jubeln können. Ich habe es geschafft, dachte er, ich funktioniere wieder.
    Klaus Engler fuhr die 140er zur Kontrolle zwei Mal im Bahnhof hin und her, ohne irgendetwas Ungewöhnliches zu bemerken. Die Lok konnte planmäßig an den Zug gekoppelt werden. Danach musste er warten, bis der Wagenmeister, ein Bosnier namens Mahmud, mit dem er schon mal länger über Sarajewo und den Krieg gesprochen hatte, unter seinem Fenster auftauchte: »N’ Abend, Klaus. Heiß heute, was?«
    »Morgen soll’s regnen, Mahmud. Machen wir die Probe?«
    »Dazu sind wir da«, sagte der Wagenmeister, ging den Zug entlang und kontrollierte den Stand der Bremsen. Ganz hinten angekommen rief er: »Bremsen anlegen!«
    »Sind angelegt.«
    Er kontrollierte noch einmal alles und gab dann das Kommando »Bremsen lösen.«
    »Bremsen gelöst!«, rief Engler.
    Zuletzt wurde noch die Druckluft in den Bremszylindern überprüft. »Passt«, sagte der Wagenmeister, »alles in Ordnung.«
    »Danke, Mahmud.«
    Den Beförderungspapieren schenkte Klaus Engler keine große Beachtung, er transportierte Holz und kein Gefahrengut. Den Bremszettel mit dem Gewicht und der Zahl der Achsen hingegen und die Fahrplanunterlagen las er konzentriert durch.
    Er blickte auf die Uhr und gab Mahmud ein Zeichen. Alles lief planmäßig, in knapp zwei Minuten war es soweit.
    Klaus Engler kniff die Augen zusammen und wartete auf das grüne Ausfahrsignal.

12.
    Zur selben Zeit stand Anton Schwarz vor seiner Wohnungstür und suchte zerstreut in den Hosentaschen nach dem Schlüssel. Er zog sein Schweizer Taschenmesser und das Pfefferspray heraus, das er bei Cindy nicht losgeworden war, weil in dieser schwülen Sommernacht bei ihr ein Freier den anderen abgelöst hatte. Während er den Schlüssel ins Schloss steckte, hielt er die Spraydose in der Linken.
    Er öffnete die Tür und sah sich von einem grellen Licht geblendet. Vielleicht war es auch der plötzlich losbrechende Lärm, der ihn zusammenzucken und auf den Sprühknopf geraten ließ.
    Schwarz begriff überhaupt nichts mehr. Seine Wohnung war voller Leute und alle keuchten und husteten. Ich Depp, schoss es ihm durch den Kopf. Was habe ich getan? Er stürzte zum Fenster, ließ frische Luft herein und starrte erschrocken auf die Überraschungsgäste, auf seine Mutter im hellgelben Festtagskostüm, auf Luisa, die sich eine rote Rose ins Haar gesteckt hatte, auf Kolbinger, Jankl, Buchrieser und Stamm, seine ehemaligen Kollegen von der Polizei, auf seine neuen Freunde, die er bei einem seiner letzten Fälle kennengelernt hatte, Rechtsanwalt Loewi mit seiner Frau Rebecca und die junge Eva Hahn, die mit einem Kerzenleuchter aus Messing in der Hand in ihrem Rollstuhl saß.
    Alle diese Menschen, die ihm eine Freude bereiten hatten wollen, japsten noch immer nach Luft.
    Wie kann man nur so saublöd sein, dachte er. Und währender besorgt von einem zum anderen ging und Entschuldigungen stammelte, fegte er die Kanapees vom Tisch, die Monika und Justus zubereitet hatten. Ob das nur ein Missgeschick war, wusste er selbst nicht.
    Der Chilipfeffer verflüchtigte sich rasch, und nach und nach gingen die Hustenanfälle schon wieder in Lachen über.
    »Das passt zu dir, Toni«, krächzte Kolbinger, »greifst zur Waffe, nur weil man dich feiern will.«
    »Das Spray verstößt gegen das Waffengesetz, Herr Ex-Kollege«, rief Buchrieser.
    »Komm in meine Arme, Tonele«, sagte seine Mutter und drückte ihn fest. Er hörte sie an seinem Ohr flüstern. »Es gibt ein jiddisches Sprichwort:
As men will nit alt wern, sol men sich jungerhejt ojfhengen.
Wer nicht alt werden will, soll sich in der Jugend aufhängen.«
    »Zu spät«, sagte Schwarz.
    »Geh, komm, hast sie doch gar nicht schlecht hingekriegt, deine ersten fünfzig Jahre. Alles Gute weiterhin.«
    Schwarz ließ sich abküssen und schielte dabei unauffällig zu Monika, die Justus herumschickte. Er kroch auf allen Vieren hüstelnd über den Boden und versuchte, wenigstens einen Teil der Häppchen zu retten. Wie konnte sie bloß mit diesem Idioten auftauchen – als wären sie nicht mehr verheiratet? Schwarz hatte gute Lust, noch mal zum Pfefferspray zu greifen und Justus für den Rest des Abends außer Gefecht zu setzen. Doch jetzt begannen seine Gäste zu singen.
    Erst stimmten die Ex-Kollegen ein beherztes ›Hoch soll er leben!‹ an, dann folgte Eva mit ihrer festen Alt-Stimme: »Hajom jom huledet, hajom jom huledet, hajom jom huledet le Anton. Chag lo same’ach, vezer lo

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