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Personenschaden

Personenschaden

Titel: Personenschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Probst
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an.
    »Ich kann das nicht mehr.«
    Sie stöhnte auf. »Anton, auf Psychospielchen habe ich echt keine Lust.«
    »Hör zu, Monika. Ich bin weder dein Dackel, noch dein Geliebter, ich bin dein Mann.«
    »Wie langweilig.«
    »Wenn du das nicht akzeptieren kannst, lass dich endlich scheiden.«
    »Was? Aber uns geht’s doch gut.«
    »Uns geht’s gut? Wenn du bei meinem 50.   Geburtstag mit diesem Affen auftauchst? Abgesehen davon finde ich es unwürdig, mich wie ein Dieb in mein eigenes Haus schleichen zu müssen, wenn meine Frau mich gnädig empfängt.«
    »Wir haben mehr Sex als während unserer Ehe.«
    »Es geht doch nicht nur um Sex.«
    Sie schaute ihn fassungslos an. »Anton, bitte sag, dass das nicht wahr ist.«
    »Es ist mein voller Ernst.«
    Er drehte sich um und ging. Als er langsam die Stufen hinunter stieg, hätte sie ihn vielleicht noch aufhalten können. Es wäre nicht ganz einfach geworden, aber am Ende hätte sie ihn dazu gebracht, ihr noch eine letzte Chance zu geben. Die nicht verhandelbare Bedingung wäre allerdings Justus’ sofortiger Auszug gewesen.
    Aber Monika war viel zu stolz, um ihm hinterherzurufen und sich für irgendetwas zu entschuldigen.
    Plötzlich wusste Schwarz, dass er das Richtige tat. Er zog die Haustür hinter sich zu und warf seinen Schlüssel in den Briefkasten. Dann ging er, ohne sich noch einmal umzublicken,auf dem kleinen Trampelpfad zwischen den Weißdornbüschen zur Würm hinunter. Er zog seine Schuhe aus, setzte sich auf einen der Felsquader am Ufer und ließ die Füße ins Wasser hängen.
    Am Himmel zogen erste Wolken auf. Die angekündigte Regenfront würde nicht mehr lange auf sich warten lassen und die seit Tagen erhoffte Abkühlung bringen.
    Sein Handy klingelte.
    »Monika?«
    »Ich bin’s, Thomas Engler. Können Sie bitte sofort kommen?«
    »Um was geht es denn?
    »Um meinen Vater   … Bitte, es ist dringend.«
    »Ich bin in einer halben Stunde bei Ihnen.«
    »Danke, Herr Schwarz.«

16.
    Vierzig Minuten später betrat Schwarz den Lokomotivführerbau. Obwohl er nicht mit dem Fahrrad, sondern mit seinem kleinen Alfa gekommen war, wollte er, um Kraft zu sparen, auf keinen Fall wieder die Treppe nehmen. Doch der Aufzug war außer Betrieb. Das Sicherheitsglas der Türen war offenbar unter heftigen Schlägen zersprungen, unzählige kleine Splitter hingen zwischen den verbogenen Drahtfäden. Schwarz schaute ins Innere der Kabine. Am Boden und an den Wänden klebte Blut.
    Die junge Hausmeisterin tauchte auf.
    »Was ist denn da passiert?«, fragte Schwarz.
    »Der Sohn vom Herrn Engler   …«, sagte sie und brach in Schluchzen aus.
    Schwarz stieg eilig die Treppe hoch. Im zweiten Stock kam ihm Buchrieser mit einem jüngeren Kollegen entgegen, den er nicht kannte.
    »Anton, was willst du denn hier?«
    »Was ist mit Engler los?«
    »Dem ist einer vor die Lok gerannt.«
    Einen Moment lang hatte Schwarz das Gefühl, dass der Boden unter seinen Füßen wankte. »Das ist nicht wahr.«
    »Doch, und noch dazu an derselben Stelle.«
    Schwarz sah ihn fassungslos an.
    »Nachahmungseffekt«, bemerkte der junge Kollege altklug.
    »Wir sind hier jedenfalls fertig«, sagte Buchrieser unbeeindruckt und setzte seinen Weg nach unten fort. »Ah, Toni!« Er drehte sich noch einmal um. »Deine Party war Spitze. Aber dass du ein Jude bist, hättest du uns mal sagen können. Da haben wir ja echt Massel gehabt, dass uns beim Stammtisch nie was Falsches rausgerutscht ist.«
    »Arschloch«, murmelte Schwarz für sich.
     
    Bei den Englers herrschte der Ausnahmezustand. In der Küche versuchte Rudi Engler, eine weinende Frau zu beruhigen. Im Wohnzimmer redete Thomas erregt auf einen Arzt ein, im Flur verhandelte ein Sanitäter lautstark am Handy mit der Einsatzzentrale. Schwarz schob sich an ihm vorbei.
    »Kommen Sie, kommen Sie«, rief Rudi Engler.
    Schwarz nickte der Frau zu, die sich mit einem Taschentuch die rot geweinten Augen wischte.
    »Das ist meine Schwiegertochter Anna.«
    »Anton Schwarz. Es tut mir sehr leid, was Ihrem Mann passiert ist.«
    Sie sah ihn an, als hätte sie ihn nicht verstanden und nestelte nervös an ihrem schwarzen, von grauen Fäden durchzogenen Haar. Aus ihren Augen quollen schon wieder Tränen.
    »Setzen Sie sich«, sagte Engler. »Wollen Sie was trinken?«
    Schwarz schüttelte den Kopf.
    »Haben Sie den Aufzug gesehen?«
    Er nickte.
    »Das ist letzte Nacht passiert. Ich habe einen Anruf bekommen vom   … KIT, kann das sein?«
    »Ja, das

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