Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Personenschaden

Personenschaden

Titel: Personenschaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Probst
Vom Netzwerk:
Ringe unter den braunen Augen, Dreitagebart, Halbglatze, Ohrring   … rechts.«
    Er schaute Schwarz erwartungsvoll an. »War das der Selbstmörder?«
    »Das war jedenfalls die genaueste Personenbeschreibung, die ich in den letzten fünfundzwanzig Jahren bekommen habe.«
    Einige Kollegen applaudierten. Der Mann lächelte verlegen. »Meine Frau und ich üben das immer. Wir haben uns oft über die schlechten Phantombilder bei ›Aktenzeichen XY‹ geärgert.« Er sah Schwarz fast flehend an. »Bitte, sagen Sie mir doch, ob das der Selbstmörder war.«
    Schwarz schüttelte den Kopf. »Nein, das war er nicht.«

26.
    »Eins ist sicher«, sagte Eva Hahn und betrachtete aus ihrem Rollstuhl die steile Treppe zu Schwarz’ Wohnung, »das ist mein letzter Besuch bei dir.«
    »Wie habt Ihr es denn bei meiner Geburtstags-Party gemacht?«
    »Da haben mir deine Freunde von der Polizei geholfen.«
    »Die waren zu viert.«
    Sie nickte. »Trotzdem habe ich gedacht, ich stürze jeden Augenblick ab.«
    Schwarz überlegte. »Jo kann ich nicht fragen, der ist mittags im Stress.«
    »Es ist sowieso nicht sehr schlau, mich da im Rolli hochzuschleppen.«
    »Wie denn sonst?«
    »Nimm mich einfach huckepack.«
    Schwarz war sich nicht sicher, ob Eva das ernst meinte, aber da streckte sie schon die Hände aus. Er drehte sich um und ging in die Knie, sie legte die Arme um ihn.
    »Aber bitte, erwürg mich nicht, Eva.«
    »Wer tötet denn sein Pferd, solange er drauf sitzt? Los geht’s!«
    Schwarz stand auf. Eva war leicht und zart, aber ihre Arme waren kräftig. Er setzte seinen linken Fuß auf die erste Stufe und zog sich am Handlauf hoch.
    »Du musst dich mehr nach vorne beugen, Anton, sonst kriegen wir das Übergewicht.«
    Schwarz machte einen Buckel. Die nächste Stufe, die übernächste. Puls und Atmung wurden schneller. Eva legte ihre Wange auf seine Schulter. »Du bist ja richtig stark.«
    »Geht so.« Er spürte ihre Beine baumeln und dachte daran, dass sie morgen in die USA zur Untersuchung fliegen würde.
    Sie kamen gut voran, doch im letzten Drittel der Treppe begann er so laut zu keuchen, dass Eva lachen musste.
    »Alles in Ordnung bei dir?«
    »Ja, ich sterbe nur gleich.«
    »Vielleicht bringst du mich erst noch rauf.«
    Dann waren sie oben, und da die Wohnungstür nur angelehnt war, trug Schwarz Eva gleich weiter zum Polstersessel seiner Mutter. Er setzte sie ab und sank heftig atmend neben ihr zu Boden.
    »Großartig«, sagte Eva. »Kann ich dich engagieren?«
    Schwarz war noch nicht in der Lage, ihr zu antworten.
    »Gibst du mir gleich den Laptop, bevor du den Rolli holst?«
    Den Rollstuhl auch noch, dachte Schwarz, so müssen sich Sklaven im alten Ägypten gefühlt haben. Er rappelte sich hoch, entwirrte die Kabel und reichte Eva das Gerät. »Ich bin leider schon am Passwort gescheitert.«
    »Verstehe. Hast du ein Taschenmesser?«
    »Seit meiner Firmung.« Er zog es aus der Hosentasche und gab es ihr.
     
    Als Schwarz mit dem Rollstuhl und seiner Post zurückkehrte, stellte er erschrocken fest, dass Eva den Laptop aufgeschraubt hatte. »Was machst du da?«
    »Ich habe die Bios-Batterie rausgenommen. Jetzt warten wir eine Weile und wenn wir Glück haben, weiß der Laptop hinterher nicht mehr, wer er ist.« Sie tätschelte das Gerät wie ein Schoßhündchen.
    »Wo ist eigentlich deine Mutter?«
    »In Waldram. Holt wahrscheinlich Eierlikör-Nachschub.«
    »Sie ist wirklich eine ganz besondere Frau.«
    Das bist du auch, Eva, dachte Schwarz und fasste sich ein Herz. »Verrätst du mir, was die Ärzte in Amerika mit dir vorhaben?«
    Sie schaute ihn an. »Nicht jetzt.«
    »Okay, entschuldige.«
    Eva steckte die Batterie wieder in das Gerät, zog die Schrauben mit dem Taschenmesser an und drückte den Start-Knopf. Sie lachte. »Der ächzt ja wie du gerade auf der Treppe.«
    Ich finde, ich habe das mit viel Würde gemacht, dachte Schwarz.
    »Es hat geklappt«, sagte Eva. »Jetzt musst du mir sagen, was du genau suchst.«
    Schwarz hatte sie bereits in aller Kürze über den Fall informiert. Eva wusste, dass der Laptop einem jungen Selbstmörder gehört hatte, der an derselben Stelle und durch denselben Lokführer gestorben war wie der Neonazi Tim Burger, wegen dessen Amokfahrt sie im Rollstuhl saß.
    »Ich möchte wissen, was für Kontakte der Junge hatte«, sagte Schwarz.
    »Dann schauen wir uns erst mal seine Mails an.« Sie klickte das entsprechende Symbol an.
    »Wunderbar, Benutzername und Passwort sind gespeichert.« Doch sie

Weitere Kostenlose Bücher