Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
Vom Netzwerk:
schien.
    Es grummelte dunkel am Himmel und dann tauchte ein Blitz von blendender Helligkeit die Landschaft für einen Augenblick in sein gleißendes Licht. Dunkel hob sich der Umriss der Wasserburg vor dem hell erleuchteten Hintergrund ab. Rebekka blieb abrupt stehen. Fast wäre sie in den See gelaufen, der hier flach abfiel. Ihre Stiefel tauchten schon mit den Sohlen ins Seewasser, das sich langsam mit den Pfützen zu einer einzigen Wasserfläche zu vereinigen schien.

Der Fluch des Drachen
    Ich war nach oben gegangen und hatte dem Holländer eine kleine Notlüge aufgetischt, dass die Suche nämlich etwas schwierig wäre und ich sie morgen fortführen wolle. Van Strout war müde, denn die Fahrt heute tagsüber, die wir zur Vortäuschung unserer Abwesenheit unternommen hatten, war wahrhaftig kein Vergnügen gewesen. Van Strout zog sich zurück, und ich gab auch vor ins Bett zu wollen. Anstelle dessen begab ich mich, bewaffnet mit ein paar Utensilien, die ich zu benötigen glaubte, wieder hinunter ins Verlies, wo die Überreste von Van Strouts Ziehsohn und dem Vampir noch immer aus der zerstörten Mechanik der Falle tropften. Mein erster Blick galt dem Auge.
    Und wieder war ich sicher, dass es sich verändert hatte in der halben Stunde meiner Abwesenheit. Das konnte keine Täuschung sein! Bevor ich gegangen war, hatte die Oberlippe noch gefehlt, da war ich mir absolut sicher. Was ich nun sah, war schon fast ein halbes Gesicht!
    Ich hatte von oben ein Messgestell mitgenommen, wie Bildhauer sie verwenden, um Punkte von einer Vorlage auf ein Model zu übertragen. Es bestand aus verstellbaren Stützen und Nadeln, die man mit Schräubchen fixieren konnte.
    Dieses Gestell baute ich nun auf und richtete die Nadel eines der Zeiger auf einen Punkt oben an der Nasenwurzel, etwa einen Zoll über der Haut.
    Dann legte ich mich auf mein Lager, nahm mir ein Stück Käse und ein Buch, das ich schon vor längerer Zeit zu lesen begonnen hatte. Mir hatte es immer an Zeit gemangelt, die Lektüre zu beenden, doch nun würde ich mir mit ihr das Warten verkürzen. Es war eine fesselnde Geschichte, von einem englischen Autoren geschrieben, und sie schaffte es, mich in ihren Bann zu ziehen. Als ich endlich den Band zuschlug, waren die Kerzen der Lampen schon weit heruntergebrannt. Ich zwang mich dazu, nicht sofort nach dem Auge zu sehen, sondern erneuerte erst die Kerzen in beiden Lampen.
    Dann hob ich meinen Blick und besah mir das Arrangement, das ich über dem Auge errichtet hatte. Ich glaubte meinen Augen nicht trauen zu dürfen. Die Nadel berührte die Haut und aus dem halben Gesicht war ein dreiviertel Gesicht geworden. Jetzt erblickte ich ein Auge, Nase, Mund mit Ober- und Unterkiefer, Lippen  …
    Der Schädel schien sich zu regenerieren, aus dem Brei wieder neu zu erstehen. Würde das weitergehen? Würde am Ende der Vampir wieder in seiner alten Form erstanden sein? Es schien so zu sein. Was konnte etwas dergleichen denn überhaupt töten? Der Körper war so zerstört, so zerquetscht gewesen, dass es unmöglich erschienen war, dass noch ein Funken Leben in diesem Brei stecken konnte. Doch so war es wohl!
    Ich starrte die nächste Stunde lang gebannt auf das Gesicht des Vampirs. Wenn ich mich lang genug zusammennahm, konnte ich sogar mit bloßem Auge erkennen, wie die zerfetzten Teile sich aufeinander zu bewegten. Langsam, stetig und geräuschlos.
    Was konnte man gegen solch ein Wesen ausrichten? Wie es endgültig und unwiederbringlich vernichten? Ungelöschter Kalk? Säuren? Feuer? Konnte Verbrennen eine Lösung mit Endgültigkeit sein?
    Über der Grübelei musste ich dann eingenickt sein. Ich kann nicht genau sagen, wie lange ich geschlafen hatte, aber ein jeder kennt das Hochschrecken aus diesem Schlaf. Ein schneller Blick, und mein Schrecken verdoppelte sich. Ich starrte in ein blasses Gesicht, die Augen geschlossen. Beide Augen! Unten hatten sich die ersten Wirbel angefügt, und ich vermeinte in dem Fleischbrei die Ansätze von Rippen erkennen zu können, die sich daraus hervorhoben.
    Brauchte ich noch mehr Beweise?
    „Ich muss das beenden!“, fluchte ich leise vor mich hin.
    Ich lief in die hinteren Räume, wo auch ein großer Krug Lampenöl stand. Das Gefäß war unhandlich, aber ich schleppte es in den Raum der Falle.
    Ich würde diese Ausgeburt des Wahnsinns mit Feuer vernichten! Ich trug Lumpen und Holz zusammen und überlegte eben, dass es angeraten sein würde, Löschwasser bereitzustellen. Ich wollte ja nicht die

Weitere Kostenlose Bücher