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Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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ganze Burg einäschern. Die schwache Stimme jagte mir das kalte Grauen über den Rücken.
    „Bitte tut das nicht …“
    Ich schoss herum und starrte auf das Gesicht des Vampirs. Beide Augen waren weit offen und er sah mich mit bittendem Blick an. Seine Lippen zitterten, als er seine Bitte wiederholte:
    „Bitte tut es nicht! Es würde alles nur schlimmer machen … viel, viel schlimmer!“
    Ich ließ die Lumpen fallen, die ich in der Hand gehalten hatte, und setzte mich da, wo ich gestanden hatte, auf den Steinboden. Ich darf Euch versichern, dass ich nicht leicht aus der Fassung zu bringen bin, doch dies hier überstieg mein Fassungsvermögen. Meine Knie zitterten und ich konnte für einen Moment keinen klaren Gedanken fassen.
    „Das … das ist … das kann …“ Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, und stotterte herum wie ein betrunkener Idiot.
    „Das darf nicht wahr sein?“, sagte die dünne heisere Stimme des Vampirs und vollendete meinen Satz. „Ich fürchte, es ist aber so, wie Ihr vermutet. Ich wünschte, es wäre anders, aber das ist es nicht, und niemand kann es ändern. Ihr nicht, ich nicht und auch sonst kein lebender Mensch …“
    Die Stimme erstarb und einen Augenblick lang herrschte Stille. Ich begann, mich innerlich zu sammeln, und versuchte, einen sinnvollen Satz von mir zu geben.
    „Seid Ihr wahrhaftig … unsterblich?“
    Der Mund zuckte in den Winkeln und ich glaubte ein Lächeln erkennen zu können. Die Augen sahen mich nun mit großer Klarheit an, musterten mich. Das Gesicht des Vampirs war ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich hatte bösartige Züge erwartet, grausame Lippen und einen funkelnden Blick, aber das Gesicht vor mir, halbfertig und verzerrt, hatte edle Züge, mit traurigen Augen und vollen, sinnlichen Lippen. Die weißblonden Haare und die blasse Haut vertieften die Weichheit seiner Züge noch und er strahlte schon fast etwas Feminines aus. Somit in keiner Weise das Bild, das man sich von einem mordenden, bluttrinkenden Wesen gemeinhin machte.
    Die leise Stimme, der Tonfall und die Wahl der Worte zeugten von Kultur und hohem Wissensstand.
    „Ich kann nicht sterben, so viel ist wahr. Ob es einen Weg gibt, mich zu töten? Ich bete darum, doch habe ich in über tausend Jahren keinen gefunden und, bei allen Göttern, ich habe es versucht!“, antwortete der Vampir. „Wenn man es genau betrachtet, tue ich das auch jetzt noch, in jedem Moment meines Daseins.“
    Ich war noch verwirrter, denn es schien, als hasse der Vampir sein Vampirsein. Ich war immer davon ausgegangen, dass er lustvoll tötet und seine Macht genießt, doch das schien sich nicht zu bewahrheiten.
    „Dann habt Ihr versucht, Euch selbst zu richten?“
    „Wie viele tausend Male! Anfangs habe ich die Methoden versucht, die das menschliche Leben im Normalfalle beenden, wie Messer, die ich in mein Herz stieß, Stürze von Klippen auf den steinernen Strand, die mich völlig zerschmetterten, köpfen, vierteilen  … ohne Sinn! Es brachte nur unsagbare, unvorstellbare Schmerzen, aber immer und immer wieder erstand mein Körper neu, was ich auch versuchte! Auch die reinigende Kraft des Feuers. Unglaubliche Schmerzen, die andauerten, bis die Flammen meine Knochen erreichten und zu Asche verbrannten! Könnt Ihr Euch das Gefühl vorstellen, wenn die Hitze des Feuers die Augäpfel platzen lässt und Ihr seid bei vollem Bewusstsein?“
    Ich fühlte einen eisigen Schauer meinen Rücken hochsteigen, als ich versuchte, mir dies vorzustellen, und Übelkeit wechselte sich ab mit tiefem Mitleid. Ich konnte es kaum glauben, aber ich fühlte Mitleid mit diesem gequälten Wesen!
    „Aber wie ein Phönix aus der Asche erhob sich mein Körper wieder aus der Asche. Fragt mich nicht wie, ich habe keine Beobachter eingeladen und meine Erinnerung setzt erst wieder ein mit dem Eindruck warmer Asche im Rücken und einem nervenzermürbenden Schmerz in allen Knochen, der mich lähmte. Es dauerte Stunden, bis ich mich bewegen konnte. Aber der Fluch bindet mich an diese Welt. Der Drache lässt mich nicht gehen.“
    Der Vampir verstummte.
    „Deshalb seid Ihr hinter den Drachenkästchen her?“, vermutete ich. „Weil in ihnen das Geheimnis ruht, wie man Euch zu Tode bringen kann?“ Wenn das so stimmte, wäre es das Einfachste, ihm die Kästen oder besser deren Inhalt einfach zu überlassen und ihn die Sache selbst zu Ende bringen zu lassen. Ich konnte aber an diese Möglichkeit nicht wirklich glauben!
    Der Vampir klärte mich

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