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Pestmond (German Edition)

Pestmond (German Edition)

Titel: Pestmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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machte eine so ungeschickte Bewegung am Steuer, dass ein Ruck durch die Pestmond ging und das Schiff für einen Moment so heftig schwankte, dass etliche Männer um ihr Gleichgewicht kämpfen mussten, Hasan und – zu Abu Duns gänzlich unverhohlener Schadenfreude – Ali eingeschlossen.
    Damit waren sie nun noch ein gutes Stück näher an die Caravelle herangekommen – so nahe, dass gleich mehrere der Untoten den Sprung über die Reling wagten, um an ihr Fleisch zu kommen. Die meisten von ihnen fielen ins Wasser und versanken, zwei oder drei jedoch landeten mit dem hellen Geräusch splitternder Knochen auf dem Achterdeck, und ein weiterer nahe genug bei ihnen, dass Ali nicht einmal einen Schritt machen musste, um ihn zu enthaupten. Im Gegenzug schleuderten Hasans Männer ihre Brandbomben – von denen es offensichtlich doch noch weit mehr als drei gab – mit nun größerer Treffsicherheit, sodass nur ein einziges Tongefäß an der Reling zerbarst, ohne allerdings das dick lackierte Holz des Schiffes entzünden zu können, ein knappes Dutzend weiterer Geschosse aber die toten Seeleute in Brand setzte. Ein einzelnes und mit besonders großer Kraft geworfenes flog in hohem Bogen über ihre Köpfe hinweg und zerbarst in einer zwanzig Fuß hohen Stichflamme auf dem Deck.
    Andrej griff nach dem Steuer, doch er musste einen Moment lang gegen Abu Duns Widerstand ankämpfen, der sich ihm wie ein trotziges Kind widersetzte, bevor sich das Schiff mit einem Ruck zur Seite neigte und noch ein Stück näher an die Caravelle heranglitt. Als die beiden Schiffe nun Seite an Seite lagen, konnten auch die anderen toten Krieger der Verlockung des Fleisches nicht mehr widerstehen und erklommen ungelenk die Reling, die unter ihrem Gewicht berstend nachgab, sodass sich eine wahre Sturzflut aus Leibern über Bord und auf die Pestmond ergoss.
    Sofort stellten die Männer ihr Bombardement ein, um die unheimlichen Angreifer abzuwehren. Eilig wollte Andrej das Schiff wieder von der Caravelle wegsteuern, doch einmal in den Sog des größeren Schiffes geraten, schüttelte sich die Pestmond nur wie ein störrisches Maultier und gab ein lang anhaltendes, protestierendes Ächzen von sich. Er brauchte Abu Duns Unterstützung, um den Abstand auch nur zu halten, geschweige denn zu vergrößern. Immer noch stürzten tote Männer ins Meer, und dem einen oder anderen gelang es weiterhin, auf das Deck zu springen – wenn auch nur, um sofort von den Schwertern und Dornenhandschuhen der Assassinen unschädlich gemacht zu werden.
    »Auf diese Weise können wir das Schiff auch von ihnen säubern«, sagte Abu Dun grimmig. »Wäre doch eine Schande um dieses Prachtstück.«
    »Das ist viel zu gefährlich. Was, wenn ein anderes Schiff das Wrack findet?«, rief ihm Hasan zu.
    »Und wer hat diesen Unfug überhaupt angerichtet?«, gab Abu Dun verärgert zurück, griff aber nun trotzdem mit beiden Händen zu und stemmte sich mit solcher Kraft gegen das Ruder, als wollte er das Schiff mit seinem schieren Willen auf einen anderen Kurs zwingen. Im ersten Moment widersetzte sich die Pestmond weiter, dann jedoch blähte sich das Segel, und das Schiff machte einen regelrechten Satz von der Caravelle fort. Weitere untote Kreaturen stürzten mit einem gewaltigen Platschen ins Wasser, doch mit jedem Fußbreit, den sich die Schiffe nun voneinander entfernten, wurden es weniger.
    »Nimm das Ruder!«, befahl Abu Dun und war, ohne abzuwarten, ob Andrej der Aufforderung Folge leistete, mit zwei schnellen Schritten bei Kasim, langte in seinen Korb und nahm eine der wenigen noch verbliebenen Brandbomben heraus. Unaufgefordert setzte Kasim die Lunte in Brand, dann holte Abu Dun mit seiner ganzen gewaltigen Körperkraft aus und schleuderte das kleine Tongefäß hoch in die Takelage der Caravelle, wo es mit einem hellen Klirren zerbrach, worauf sein Inhalt zu einem feinen Sprühnebel wurde, aber nicht Feuer fing.
    Ali verzog geringschätzig die Lippen (selbstverständlich so unauffällig, dass Abu Dun es nicht übersehen konnte). Unbeeindruckt griff der Nubier nach dem nächsten Tonkrug und warf ihn, ehe Kasim auch nur Gelegenheit fand, den Docht anzuzünden.
    »Dann wären es noch vier«, sagte Ali. »Wenn du sie weiter so verschwendest, schicke ich dich mit einer Axt hinüber, damit du das Schiff persönlich versenkst.«
    Doch Abu Dun schleuderte wieder eine – nicht entzündete – Brandbombe in dasselbe Segel hinauf, bedachte den Assassinen-Hauptmann mit einem dümmlichen

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