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Pestmond (German Edition)

Pestmond (German Edition)

Titel: Pestmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ein Schwert in der Hand gehalten«, fuhr Corleanis fort. »Ich weiß sogar, an welcher Seite man es anfasst, ohne sich sofort ein paar Finger abzuschneiden. Trotzdem würde ich dir keinen Unterricht im Fechten erteilen wollen … also versuch doch bitte nicht, mir etwas über Schiffsbau zu erzählen.«
    »Andrej ist ein …«, begehrte Ayla auf, aber Hasan brachte sie mit einer sanften Geste zum Verstummen und deutete mit der anderen Hand hinter sich.
    »Wir haben noch eine Menge zu besprechen, mein Kind«, sagte er, »aber das würde dich gewiss nur langweilen. Politik, nautische Berechnungen und anderes, das eine Frau bestimmt nicht interessiert. Warum gehst du nicht hinaus und vertrittst dir ein bisschen die Beine? Nach so vielen Stunden an Bord musst du doch bestimmt froh sein, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.«
    »Eine unserer Ziegen hat vor drei Tagen Nachwuchs bekommen«, sagte Corleanis, als Ayla nur störrisch den Kopf schüttelte.
    »Ich mag keine Ziegen«, antwortete Ayla. »Sie stinken.«
    »Ali wird dich begleiten«, fügte Hasan hinzu, als hätte sie gar nichts gesagt, und in einem Ton, der auch ihr klarmachen musste, dass weiterer Widerstand zwecklos war. Ali tauchte prompt hinter dem Vorhang auf, hinter dem er ganz offensichtlich gewartet und gelauscht hatte, und streckte die Hand aus, zwar mit einem Lächeln, aber auch ganz eindeutig befehlend.
    Ayla funkelte ihn trotzig an, doch dann stand sie mit einem Ruck auf und stolzierte an ihm vorbei, hoch erhobenen Hauptes und seine ausgestreckte Hand demonstrativ missachtend.
    »Die Ziegen sind im Stall hinter dem großen Lagerhaus«, rief Corleanis ihr nach. »Frag einfach irgendjemanden!«
    Was Ayla ganz bestimmt nicht tun würde, dachte Andrej. Ali konnte froh sein, wenn sie ihm nicht die Augen auskratzte oder ein paar der angeblichen Fischerboote im Hafen versenkte, um ihren Unmut kundzutun.
    »Also?«, fragte er, vorsichtshalber aber erst, nachdem sie das Geräusch der Tür gehört hatten. »Wieso haben wir es plötzlich nicht mehr eilig?«
    »Die Lage in Rom hat sich … geändert«, sagte Hasan zögernd. »Wir werden unsere Pläne möglicherweise noch einmal überdenken müssen.«
    »Wir fahren nicht mehr nach Rom?«, fragte Andrej.
    »Doch, natürlich«, erwiderte Hasan. »Aber wir müssen jetzt noch sehr viel vorsichtiger sein. Im Augenblick beäugt man Fremde in Rom noch misstrauischer als sonst. Wir müssen uns …« Er zögerte einen Moment und deutete erneut auf den fetten Sizilianer. »Don Corleanis wird uns helfen, nicht mehr ganz so auffällig auszusehen, wenn wir Rom erreichen.«
    »Und vielleicht auch dabei unbemerkt an Land zu gehen«, vermutete Andrej. »Ich nehme an, auf so etwas versteht er sich ganz besonders gut?«
    »Jeder sollte das tun, was er am besten kann«, entgegnete der Don und griff nach einer weiteren Dattel. »Ich habe Familie, Andrej. Viele Töchter und Söhne und noch mehr Neffen und Schwäger, die alle versorgt werden wollen.«
    »Du bist ein Schmuggler«, sagte Andrej geradeheraus.
    »Schmuggler!« Don Corleanis klang ehrlich empört. »Was für ein Wort! Ich bitte dich, Andrej! Wenn ein ehrenwerter Mann seine Familie damit ernährt, tagtäglich sein Leben zu riskieren, indem er den Gefahren des Meeres trotzt und den Stürmen und Naturgewalten, ist es dann etwa gerecht, die Waren auch noch zu besteuern, die er unter solchen Mühen aus fernen Ländern hergebracht hat?«
    Andrej seufzte. »Ihr seid Schmuggler.«
    »Das dort draußen sind alles ehrbare Männer«, sagte Don Corleanis. »Sie haben niemandem ein Leid angetan. Es vergeht kaum ein Jahr, in dem nicht einer von ihnen hinausfährt und nicht wieder zurückkommt. Auch die Witwen und Waisen wollen versorgt werden, und …«
    »… ihr seid eine Ehrenwerte Familie, die sich um die Ihren kümmert, ich weiß«, unterbrach ihn Andrej, der jetzt fast Mühe hatte, ein Lächeln zu unterdrücken. »Ich habe nichts gegen Schmuggler.« Ganz im Gegenteil hatte es Jahre gegeben, in denen Abu Dun und er den Lebensunterhalt mit demselben Gewerbe bestritten hatten. Es stand ihm wohl kaum zu, über diese Leute zu urteilen, von denen er praktisch nichts wusste, außer dass Hasan und Ali ihnen zu vertrauen schienen.
    Und doch regte sich sein Misstrauen. Etwas an der ganzen Situation war eindeutig faul, das sagte ihm weniger sein Verstand als sein Instinkt.
    »Rom«, erinnerte er, wieder an Hasan gewandt. »Was ist passiert?«
    Hasan setzte zu einer Antwort an, biss

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