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Pestmond (German Edition)

Pestmond (German Edition)

Titel: Pestmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dein Freund meinen Worten nicht glaubt, dann ist das eine Sache«, sagte Corleanis. »Er ist ein Schwarzer, und jedermann weiß, wie dumm die Schwarzen sind, und meist sind sie umso dümmer, je größer sie sind.«
    Abu Dun ließ den Unterkiefer fast bis auf die Brust hinabsinken und blinzelte ein paarmal. »Wie meint’n der das?«, fragte er dümmlich.
    »Aber du, Andrej«, fuhr Corleanis mit seiner krächzenden Stimme fort, »hast mir selbst erzählt, dass du für die Sicherheit deines Herrn verantwortlich bist.«
    Andrej legte demonstrativ die Hand auf den Schwertgriff. Hasan war alles, aber bestimmt nicht sein Herr, doch das gehörte nicht hierher. »Das stimmt.«
    »Dann solltest du auch wissen, dass zu viel Misstrauen genauso viel Schaden anrichten kann wie zu wenig«, fuhr Corleanis fort. »Dein Herr hat recht, weißt du? Es gibt niemanden, der so gut bezahlt wie er, und deshalb gibt es auch niemanden, dem ihr so sehr vertrauen könnt wie mir.«
    Andrej setzte zu einer Antwort an, die sowohl den Schmugglerkönig in seine Schranken weisen als auch Abu Dun davon abhalten mochte, ihm gleich hier und jetzt den Kopf abzureißen, doch dann starrte er Corleanis stattdessen aus aufgerissenen Augen an, als ihm aufging, dass dieser die letzten zwei Sätze in genau jenem Dialekt gesprochen hatte, der auch Hasans Wahl gewesen war, um eben nicht verstanden zu werden. Sein Respekt vor dem Schmuggler stieg. Wenn auch nicht seine Achtung.
    Es gelang Corleanis nicht ganz, zu verhehlen, wie sehr ihn Andrejs Überraschung amüsierte. Allzu intensiv versuchte er es auch nicht.
    Noch während sich Andrej den Kopf darüber zerbrach, was er nun darauf wieder antworten sollte, ohne sich endgültig zum Narren zu machen, fiel ihm jedoch noch etwas anderes auf, das mindestens ebenso erstaunlich war. Corleanis’ Halstuch war verrutscht, sodass er einen Blick auf sein schwabbelndes Dreifachkinn und einen schmalen Streifen des schmutzigen Halses erhaschen konnte. Und die fingerbreite, wulstige Narbe, die sich fast von einem Ohr bis zum anderen über seine Kehle zog. Sein erster Gedanke, der mit Corleanis’ Stimme und schartigen Messern zu tun gehabt hatte, war wohl doch nicht ganz falsch gewesen.
    Sein Blick – und vermutlich erst recht seine Überraschung – blieben Corleanis nicht verborgen. Unmut erschien in seinen Augen, doch er zwang sich, mit einer sehr ruhigen Bewegung das Halstuch wieder zu richten.
    »Ein Andenken von jemandem, der noch misstrauischer war?«, erkundigte sich Abu Dun. Er schob das Fernrohr zusammen und ließ es unter seinem Mantel verschwinden. »Und von jemandem, der ziemlich schlampig gearbeitet hat.«
    »Er wurde unterbrochen«, antwortete Corleanis kühl. »Und ich fürchte, er wird auch nicht mehr dazu kommen, seine Arbeit zu beenden.«
    »Ich stehe dir gern zur Verfügung«, sagte Abu Dun lächelnd.
    »Das reicht jetzt«, fuhr Andrej dazwischen, wobei er ganz bewusst offenließ, welchen der Streithähne er damit meinte. Er war auch ziemlich sicher, dass es keinen von beiden interessierte. »Es täte mir leid, wenn sich ein falscher Unterton eingeschlichen hätte, Don Corleanis. Es lag nicht in unserer Absicht, beleidigend zu wirken.«
    »Wenn ich das anders sehen würde«, antwortete Corleanis, »dann würden wir dieses Gespräch nicht mehr führen. Ihr könnt euch frei bewegen und alles ansehen und fragen, was ihr wollt, doch ich bitte euch, ein wenig Diskretion walten zu lassen. Wie du ganz richtig vermutest, ist uns nicht daran gelegen, jedermanns Aufmerksamkeit zu erwecken.«
    »Gebt ihr euch deshalb so große Mühe, eure Gäste erst gar nicht wieder wegzulassen?«, fragte Abu Dun.
    Don Corleanis machte sich nicht einmal mehr die Mühe, darauf zu antworten, sondern bedachte Andrej nur mit einem Blick, der darum flehte, den Nubier endlich zum Schweigen zu bringen. »Ich muss noch einige Dinge erledigen, bevor ihr eure Reise fortsetzen könnt, und werde kaum vor Sonnenuntergang zurück sein. Kann ich mich darauf verlassen, dass ihr bis dahin nichts Unüberlegtes tut?«
    »Ich überlege mir immer genau, was ich tue«, versicherte ihm Abu Dun. Andrej nickte nur.
    »Und pass ein wenig auf deinen Freund auf«, fügte Corleanis noch hinzu. »Nicht alle meine Männer sind so duldsam und humorvoll wie ich.«
    Abu Dun machte ein Geräusch, das Andrej lieber nicht genauer ergründen wollte, das einen der Schmuggler jedoch dazu veranlasste, die Muskete von der Schulter zu nehmen und nervös damit herumzuspielen.

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