Pestmond (German Edition)
Liegestütz fallen, aus dem heraus er sofort mit blitzartig ausgestrecktem rechtem Bein herumwirbelte und einen der beiden Männer von den Füßen fegte. Dieser schlug so hart auf dem Rücken auf, dass die Luft mit einem scharfen Pfeifen aus seinen Lungen gepresst wurde. Der andere reagierte nicht nur schnell genug, um in die Höhe zu springen und dem Angriff so zu entgehen, sondern hielt auch schon sein Schwert in der Hand, als er wieder auf den Füßen landete.
Aber nur so lange, bis Andrej sich auf den Rücken warf und schräg nach oben so hart nach seinem Handgelenk trat, dass es mit einem trockenen Knacken brach.
Der Krieger ließ das Schwert fallen, torkelte mit einem Schmerzensschrei zurück. Noch während er auf die Knie fiel, sprang Andrej hoch und wirbelte herum.
Hamed und vor allem Ayla starrten ihn mit aufgerissenen Augen an, und auch Ali wirkte fassungslos … doch nicht besorgt, was Andrej beunruhigte.
»Meine Schwester hat nicht übertrieben«, sagte er mit einem anerkennenden Nicken in Aylas Richtung. »Du bist ein großer Krieger. Auch wenn das noch lange nicht rechtfertigt, dass du das Kriegsgewand meines toten Bruders trägst …«
»Ayla ist deine Schwester?«, fragte Andrej fassungslos.
Ali wischte die Bemerkung mit einer Handbewegung beiseite und drehte sich ganz zu Ayla um. »Aber ich fürchte, das wird trotzdem nicht reichen, Schwester. Dieser Mann, dem du so leichtfertig Mazins Hemd und dein Leben anvertraut hast, wird euch nicht retten.«
»Weil du das jetzt tun wirst!«, vermutete Andrej.
In Alis Gesicht regte sich kein Muskel. »Das hängt ganz von den Plänen meines Herren ab. Deine Dienste werden hier jetzt jedenfalls nicht mehr benötigt.«
»Bist du da ganz sicher?«, fragte Andrej kühl. Er konnte hören, wie sich einer der Männer hinter ihm wieder aufrichtete, und begrub mit einem Gefühl resignierter Trauer die letzte Hoffnung, dass dieser Moment vielleicht doch noch ohne schlimmeres Blutvergießen vorübergehen würde.
Er versuchte es trotzdem. »Das muss nicht sein. Ich weiß nicht, wer dein Herr ist und welchen Auftrag er dir gegeben hat, und es ist mir auch gleich. Lass mich einfach gehen, und niemand muss verletzt werden.«
»Ich fürchte doch«, sagte Ali beinahe amüsiert. »Und sei es nur, weil du das falsche Gewand trägst.«
Andrej spürte die Bewegung auch jetzt rechtzeitig und fuhr geduckt herum, doch dieses Mal war er nicht schnell genug.
Der Hieb traf ihn seitlich am Hals, und er war nicht einmal besonders hart, aber so schnell und präzise gezielt, dass er ihn nicht einmal kommen sah, geschweige denn etwas tun konnte, um ihn abzuwehren. Er stolperte rücklings und geriet aus dem Gleichgewicht.
In seinem Mund war der Geschmack von Blut, und jeder einzelne Atemzug wurde von einem heftigen Stechen in seiner Seite begleitet, als er sich mühsam auf die Ellbogen hochstemmte. Verwirrt stellte er fest, dass sich alles um ihn drehte.
Der Schlag war nicht fest genug gewesen, um ihm das Bewusstsein zu rauben oder ihn gar ernsthaft zu verletzen, aber er hätte ihn gar nicht treffen dürfen und erst recht nicht mit so verheerender Wirkung. Die geprellte Rippe bohrte sich bei jedem Atemzug wie eine glühende Nadel in sein Fleisch. Er brauchte ein paar Augenblicke, in denen sich sein Körper regenerieren konnte. Doch voller Unruhe stellte er fest, dass es ihm schwerer fiel, als er es gewohnt war.
»Das ist ganz erstaunlich«, sagte Ali. Jedenfalls nahm er an, dass es Ali war, denn er erkannte nur einen schwarzen Umriss. »Meine Schwester hat wirklich nicht übertrieben. Du bist eine Menge wert, mein Freund. Vielleicht werde ich dich sogar behalten.«
Andrej schüttelte ein paarmal den Kopf, um die Benommenheit loszuwerden, doch ohne Erfolg. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Etwas geschah mit ihm, das ihm nicht gefiel. Das hätte nicht passieren dürfen. Nicht so. Niemand war so schnell, nicht einmal die meisten anderen Unsterblichen, denen er begegnet war.
Er wollte sich aufsetzen, schaffte es aber nur mit Mühe, die Hand an den Hals zu heben, wo ihn der Schlag getroffen hatte. Seine Fingerspitzen ertasteten etwas Warmes und Klebriges, das an seinem Hals hinabrann, und ein Gefühl trügerisch angenehmer Wärme breitete sich in ihm aus. Seine Glieder wurden schwer, und seine Gedanken wollten abschweifen.
Ein Teil von ihm begriff sehr wohl, dass er vergiftet worden war – was ihm keine besonderen Sorgen bereiten sollte, denn schließlich vermochte kein Gift der
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