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Pestmond (German Edition)

Pestmond (German Edition)

Titel: Pestmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Fall aber Geschmack bewies. Andrej war ganz sicher, ihn bisher noch nicht hier gesehen zu haben.
    »Das ist wahr. Kinder sollte man nicht mit so etwas spielen lassen. Und es ist auch eine wirklich prachtvolle Waffe. Wem hast du sie gestohlen?«
    »Wer bist du?«, fragte Andrej und streckte auffordernd die Hand aus.
    Er bekam weder Antwort noch sein Schwert zurück. Stattdessen machte der Fremde einen Schritt zur Seite und gab den Blick auf zwei andere Männer frei, die hinter ihm standen. Beide waren ein gutes Stück kleiner als er und schlanker und so wie der erste Mann ganz in Schwarz gekleidet, allerdings mit verschleierten Gesichtern. Sie waren mit Schwertern bewaffnet, hatten sie aber nicht gezogen, und Andrej fiel auf, dass sie trotz der Hitze schwarze Handschuhe trugen.
    »Das hast du gut gemacht«, sagte der Mann, der Andrej angesprochen hatte. Die Worte galten Ayla, die ein paar Schritte abseits stand und sich an Hamed drängte, der schützend eine Hand auf ihren Unterarm gelegt hatte. Sowohl das Mädchen als auch der alte Mann wichen seinem Blick aus.
    Andrej war enttäuscht. »Das war wirklich geschickt von dir«, sagte er.
    Der schwarz gekleidete Fremde stieß ein kehliges Lachen aus. »Nimm es dem Mädchen nicht übel, mein Freund«, sagte er. »Du hast recht. Sie hat dich reingelegt. Aber ich fürchte, ich habe ihr keine andere Wahl gelassen.«
    Er drehte den Saif erneut in den Händen. »Eine wirklich prachtvolle Waffe, aber auch sehr scharf. Ich wollte nur verhindern, dass jemand verletzt wird. So etwas passiert schnell, weißt du?«
    Andrej gab ihm mit einem von einem leisen Seufzen begleiteten Nicken recht, bedachte Ayla mit einem Blick, unter dem sie noch weiter zusammenzusacken schien, obwohl sie nach wie vor so tat, als sähe sie nicht einmal in seine Richtung, und nahm dann den Gürtel vorsichtig wieder ab. Wortlos warf er ihn dem Fremden vor die Füße und nutzte die Gelegenheit, sich unauffällig umzublicken.
    Er hatte erwartet, weitere Bewaffnete zu sehen, doch die drei schienen allein zu sein. Plus die fünf Reiter, die sich dem Dorf näherten. Noch blieb ihm Zeit, bis sie eintrafen.
    »Ist das da, wo du herkommst, so üblich, Ungläubiger?«, witzelte der Schwarzgekleidete. Er nickte, wie um seine eigene Frage zu beantworten. »Eine Herausforderung, ich verstehe.«
    »Dann wäre es ein Handschuh, und ich hätte ihn dir ins Gesicht geschlagen«, antwortete Andrej. Damals, als dieser Brauch üblich war, waren die meisten Handschuhe aus Eisen, sodass die Fehde nicht selten schon beendet war, bevor sie richtig begonnen hatte.
    »Aber was das Schwert betrifft, irrst du dich nicht«, sagte er. »Es ist eine sehr kostbare Waffe, genau wie diese Scheide. Sie gehören zusammen. Pass gut darauf auf!«
    »Das werde ich«, versprach der Fremde, während er sich nach dem Gurt bückte. Den kurzen Moment, als er ihn anlegte und den Säbel in die verzierte Scheide schob, nutzte Andrej, um sich schnell umzusehen und aufmerksam zu lauschen, doch die drei Männer waren tatsächlich allein.
    Der Fremde strich noch einmal bewundernd mit den Fingerspitzen über den Schwertgriff und tauschte dann einen verstohlenen Blick mit den beiden Kriegern, von dem er wohl annahm, dass er Andrej entging.
    »Dein Name ist Andrej?«, fragte er. Andrej nickte, und der Mann fügte hinzu: »Nur Andrej? Sonst nichts?«
    »Nur Andrej. Sonst nichts. Und du?«
    »Ali«, sagte der andere. »Nur Ali. Sonst nichts.« Er tauschte einen weiteren Blick mit den beiden Kriegern, dieses Mal so offen, dass Andrej ihn sehen musste. »Lässt du dich freiwillig binden, oder gönnst du meinen Männern den kleinen Spaß, dir dabei behilflich zu sein?«
    Andrej seufzte. Tief. Ohne ein Wort zog er das Hemd aus der Hose und streifte es mit einer raschen Bewegung über den Kopf, um es zu einem Ball zusammenzuknüllen. Mit argwöhnischem Blick folgte Ali seinen Bewegungen.
    »Was tust du?«, fragte er.
    »Das Hemd gehört dem Mädchen«, antwortete Andrej. »Ein Andenken an ihren Bruder. Ich möchte nicht, dass es beschädigt wird.« Er warf Ayla das Hemd zu, doch sie war so erschrocken, dass sie danebengriff und es in den Staub fiel.
    »Das ist das Hemd von Mazin?« Das Lächeln auf Alis Gesicht gefror. »Wie kannst du dich erdreisten …?« Er brach ab, als er begriff, und im gleichen Augenblick setzten sich die beiden Bewaffneten in Bewegung. Sie waren schnell.
    Aber nicht schnell genug.
    Andrej ließ sich nach vorne und in einen einhändigen

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