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Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Peter Hogart 1 - Schwarze Dame

Titel: Peter Hogart 1 - Schwarze Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Feuer legte. Jedoch zweifelte er mittlerweile daran, dass Greco dahintersteckte. Der ehemalige Geldeintreiber, der sich zur Spitze der Prager Unterwelt hochgearbeitet hatte, wäre niemals derartig unprofessionell vorgegangen. Schon deshalb nicht, weil er durch seine Auktionsgebote leicht in den Kreis der Verdächtigen rücken konnte. Aber welcher Dilettant steckte sonst dahinter?
    Ivonas Räuspern riss ihn aus seinen Überlegungen.
    »Ich habe den Portier nach der Bernardigasse gefragt«, sagte sie.
    »Lassen Sie mich raten. Dort gibt es ein Bordell.«
    »Genau. Der Portier kennt es ziemlich gut, denn er wohnt in dieser Gasse.«
     
    Im nördlichen Teil der Prager Burg, direkt angrenzend an die Burgmauer, lag das Goldene Gässchen. Dieses letzte Stück eines mittelalterlichen Prags wirkte mehr als ärmlich, zumal es sich dabei nur um einen schmalen Weg aus Pflastersteinen mit windschiefen buckligen Häusern handelte. Von seinem letzten Besuch wusste Hogart noch, dass früher keine gewöhnlichen Burgschützen oder Kerkermeister hier gelebt hatten, sondern Goldschmiede und Alchimisten. Einer Legende zufolge sollten sie das Lebenselixier finden und künstliches Gold herstellen, um die tschechische Staatskasse aufzufüllen. Nicht nur aus diesem Grund wurde die Gasse ihrem Namen gerecht, sondern auch wegen der zahlreichen Verkaufsstände, die sich wie Flohmarktbuden aneinanderreihten. An gut besuchten Tagen erwiesen sie sich bestimmt als wahre Goldgrube, wovon man heute aber nicht viel merkte. Im Herbst ging die Saison zu Ende. Nur noch wenige Touristen kamen hierher, sodass ein Bauer seinen Esel bequem durch die Gasse auf die Wiese hinter der Burg treiben konnte. Insofern hatte sich im Lauf der Jahrhunderte nicht viel verändert, außer dass heute Andenkenläden den Weg versperrten, wo früher Schubkarren gestanden hatten.
    Hogart ging an Ivonas Seite, den Arm in der Schlinge. Heute Morgen hatte er vergessen, eine Tablette zu nehmen, was sich mittlerweile rächte. Der Schmerz pochte von Stunde zu Stunde heftiger in seiner Schulter. Um sich abzulenken betrachtete er die Souvenirläden, doch überall gab es das Gleiche zu kaufen: Ansichtskarten, Schneekugeln, Miniaturen aus Blei, dürre Marionetten aus Filz, Ölgemälde und Stickereien, Bildbände über das Prag Franz Kafkas, Diasammlungen über die Burg oder hässliche Schnitzereien, die wohl den Golem darstellen sollten. Als ihn Ivona weiter durch die Gasse führte, tauchte eine längst vergessene Erinnerung auf. Hier war er schon einmal gewesen. Nicht wegen der Burg, auch nicht wegen der Galerien oder Museen. Damals war er von der anderen Seite auf den Hradschin gelangt, weshalb im Moment alles ein wenig fremd auf ihn wirkte. Er hatte sich ein bestimmtes Haus angesehen, jenes unscheinbare, schiefe Gebäude, in dem Kafka gelebt und über ein Holzpult gebeugt an seinen Geschichten geschrieben hatte. Ein Gefühl von Wehmut überkam Hogart. In seiner Sammlung besaß er unter anderem einen Füllfelderhalter sowie ein vergilbtes signiertes Foto von Kafka aus den frühen 20er Jahren. Bei seinem ersten Pragbesuch war Hogart sogar in dem kleinen Haus gewesen. Heute war es versperrt, doch wenn er nah genug heranging und die Augen mit der Hand abschirmte, konnte er durchs Fenster spähen. Wie damals überraschte ihn auch diesmal, wie armselig die Leute hier vor einem knappen Jahrhundert gehaust hatten. Vielleicht war jenes Gässchen gerade aus diesem Grund durch die Geschichten Kafkas und Meyrinks berühmt geworden. »Haben Sie Hunger?«, fragte Ivona.
    Es war längst Mittag. In weiter Ferne schlug eine Kirchturmuhr.
    »Diesmal lade ich Sie ein«, bot sie an. »Am Ende des Burgareals gibt es einen guten Hot-Dog-Stand, aber lassen Sie sich nicht von seinem Äußeren abschrecken.«
    Am Ende des Gässchens, zwischen den beiden Schuldtürmen, die früher als Gefängnis gedient hatten, befand sich der Imbiss, der tatsächlich ziemlich heruntergekommen aussah. Als sie am Tresen lehnten, ein Paar Käsekrainer mit Senf aßen und Bier aus Pappbechern tranken, sahen sie dem Esel bei seiner Wanderung durch die Gartenanlage zu, die sich hinter der Burgmauer erstreckte. Auf der Wiese neben dem Fußweg stand ein Bettlerpaar in Lumpen. Der Mann stützte sich auf Krücken und streckte den Vorbeigehenden seinen Hut entgegen, während die Frau einen zerzausten Foxterrier fütterte. Hogart fielen die bösartigen Geschwüre an ihren Händen auf. Um den Mann stand es kaum besser. Offenbar hatte er

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