Peter Hogart 1 - Schwarze Dame
von Ihrer Versicherung erhalten haben, lassen Sie sich auf Kosten meines Spesenkontos einladen, einverstanden?«
»Abgemacht.« Ivona zog sich die Jacke über den Kopf und lief in den Regen hinaus.
Durchnässt saßen sie in einer Cafeteria bei einer Tasse Cappuccino und schwarzem Kaffee. Ivona nibbelte sich das Haar mit den Händen trocken.
»Tolle Fri…«
Sie stoppte ihn mit erhobenem Zeigefinger. »Kein Wort über meine Frisur!«
»Ich hätte nichts Schlimmes gesagt.«
»Darauf riskiere ich keine Wette.« Sie deutete über den Platz zur St.-Niklas-Kirche. »Soviel ich weiß, kostet der Eintritt für Erwachsene dreißig Kronen pro Person. Haben Sie Lust, den Katakomben einen Besuch abzustatten?«
»Ich bekomme Hüft- und Rückenschmerzen, sobald ich in den kalten Hallen einer Kirche herumschleiche.«
»Psychosomatisch?«
»Möglich.« Hogart warf ihr einen warnenden Blick zu. Er hasste es, analysiert zu werden.
»Sie versäumen das Deckenfresko, die Malereien und Statuen. Außerdem ist die Kirche für ihre Akustik berühmt. Mozart spielte bei seinen Pragaufenthalten häufig auf der dortigen Orgel - ein Landsmann von Ihnen.«
»Ach, wie interessant …« Er beugte sich über den Tisch. »Kannten Sie Micha schon vorher?«
»Zajics Sohn? Ich bin ihm heute zum ersten Mal begegnet.«
»Ist Ihnen sein rechter Fuß aufgefallen?«
»Natürlich.« Sie sah ihn skeptisch an.
»Wollen Sie Novacek davon erzählen?«
»Noch nicht. Solange wir keine handfesten Beweise haben, wird er sich durch jeden weiteren Anruf von uns belästigt fühlen. Und irgendwann hört er uns nicht mehr zu.«
Hogart rührte gedankenverloren in seinem Kaffee. »Ich weiß, wer Ihr Haus angezündet und auf mich geschossen hat.«
Sie ließ die Tasse sinken, die sie gerade an die Lippen gehoben hatte.
»In jener Nacht, als ich auf der Kampa-Halbinsel zu Ihrem Haus ging, wurde ich von einem ziemlich heruntergekommenen Jugendlichen verfolgt.«
»Daran können Sie sich noch erinnern?«
»Er hinkte und trug eine Strahlrahmenbrille, die mir sofort auffiel. Sonst konnte ich von seinem Gesicht nichts erkennen, da es von einer Kapuze verdeckt wurde.«
»Wie sicher sind Sie sich?«
»Mein Gefühl sagt mir, dass Micha einer der beiden Killer ist, die wir suchen. Ich würde gerne die Familienverhältnisse der Zajics näher unter die Lupe nehmen. Möglicherweise haben die Morde mehr mit Dr. Zajic zu tun, als wir bisher glaubten.«
An Ivonas Blick sah er, dass diese Idee sie nicht gerade begeisterte. »Warum glauben Sie das?«, fragte sie schließlich.
»Zunächst arbeitet Zajic in der deutschen Botschaft, und die Killer verwenden Abkürzungen deutscher Begriffe. Bei der ersten Leiche handelt es sich um seine Frau, und gerade dieses Opfer fällt aus der Reihe. Außerdem steht ein Schachspiel in seinem Vorraum.«
»Das ist alles? Merken Sie nicht selbst, wie lächerlich diese Anschuldigungen klingen? Das sind nicht einmal Indizien!«
»Möglicherweise hat Zajic Sie gar nicht engagiert, um den Mörder zu fassen, sondern um ständig darüber informiert zu sein, wie weit die Kripo mit ihren Ermittlungen ist und ob jemand das Schachmuster geknackt hat. Haben Sie darüber schon mal nachgedacht?«
»Das ist paranoid!«
»Denken Sie an die Wanze in Ihrem Wohnzimmer!«, mahnte Hogart. Ivona verfiel in Schweigen.
Er beugte sich vor. »Selbst wenn Zajic nicht der Mörder ist, könnte sich der Killer doch in seinem Umfeld bewegen«, sagte er. »Erinnern Sie sich an Michas Stahlrahmenbrille und den Klumpfuß! Wir benötigen sämtliche Informationen über Zajic und seinen Sohn. Könnte nicht Novacek uns die besorgen?«
»Über einen Botschaftsangestellten?«, platzte Ivona heraus. »Keine Chance! Viel zu heikel. Außerdem kommt nicht einmal er selbst an die Daten ran.«
Sie begann mit nachdenklichem Blick an der Keksbeilage ihres Cappuccinos zu knabbern.
»Denken Sie an Michas Klumpfuß«, bohrte Hogart.
»Nasrat!«, fluchte sie plötzlich und griff zum Handy. »Es gibt nur einen, der uns diese Information beschaffen kann.«
»Und dieser jemand wäre?«
»Dreimal dürfen Sie raten: Vladimir Greco.«
KAPITEL 11
Kurz vor sechs Uhr abends ließ der Regen endlich nach. Hogart und Ivona standen unter dem Baldachin eines Kaffeehauses, direkt vor dem Alten Rathaus, wo sie auf Greco warteten. Jedes Mal wenn sich die Schwingtür des Cafés öffnete, drangen Gemurmel und ein von gedämpfter Musik begleiteter Kaffeegeruch heraus. Wenige Minuten
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