Peter Hogart 1 - Schwarze Dame
einen weiteren Schluck. »Ich habe ihn vor Jahren aus dem Haus geworfen. Er hat Hana und mir nur Kummer bereitet.« Er stellte das Bild wieder auf die Kommode. »Sie sagten, es ginge um meine Frau. Haben Sie etwas über ihren Mörder in Erfahrung gebracht?«
Da Hogart sich nicht mit Ivona abgesprochen hatte, wie viel sie Zajic über den derzeitigen Ermittlungsstand mitteilen wollten, überließ er ihr das Reden. Er selbst würde sich hüten, die Verbindung zu dem Schachspiel zu erwähnen und hoffte, dass auch Ivona sie nicht zur Sprache brachte.
Ivona offenbarte Zajic nur das Notwendigste. Ihre Darstellung war zutreffend, wenn auch unvollständig, da sie den Anschlag auf ihr Haus, den geknackten Schachcode und Veselys Teilnahme an den Recherchen verschwieg. Natürlich wusste Zajic auch so, dass es sich um zwei Mörder handelte, schließlich hatte ihm Ivona Einsicht in die Kripounterlagen gewährt.
»Wir gehen dem Verdacht nach, dass der Mörder in enger Beziehung zu Ihrer Gattin stand und sie möglicherweise bewusst als erstes Opfer auswählte.« Ivona machte eine Pause, damit Zajic die Information verarbeiten konnte. »Wir möchten Sie bitten, uns etwas über Ihre Frau zu erzählen.«
»Mein Gott!« Zajic blickte hilflos zur Zimmerdecke. »Wo soll ich beginnen?« Er füllte sich das Glas erneut mit Cognac. »Hana war eine großartige Frau, eine wahre Lady, sie stammte aus gutem Hause - ihr Vater arbeitete im Ministerium - alle haben sie geliebt. Sie war begehrt, stand immer im Mittelpunkt der Empfänge. Neben ihr verblasste nahezu jeder. Sie übernahm den Small Talk, gleichgültig ob mit dem Botschafter oder einem seiner Angestellten, ob im Theater, bei Banketts oder politischen Veranstaltungen - Hana war bezaubernd.«
Während er nachdachte, ließ er den Cognac im Glas kreisen. »Feinde? Mein Gott, jeder hat Feinde, oder etwa nicht? Ob es nun ein Neider ist, oder jemand, der sich von einer Botschaftsentscheidung vor den Kopf gestoßen fühlt und auf Rache sinnt. Im Lauf der Jahre wurde die Windschutzscheibe unseres Wagens zweimal mit einer Spraydose besprüht, einmal wurden die Reifen aufgestochen und einmal hat jemand einen Ziegelstein durchs Fenster geworfen. Solche Dinge kommen vor … aber gleich einen schrecklichen Mord begehen? Nein.« Zajic sah zu Boden. »Ich kann nur wiederholen, was ich Ihnen und auch der Kripo bereits vor Monaten erzählt habe. Wir haben vor Hanas Tod weder Drohbriefe noch störende Telefonanrufe erhalten, und glauben Sie mir, es vergeht kein Tag, an dem ich mir nicht das Hirn zermartere, wer sie getötet haben könnte. Ich glaube nicht, dass Hana ihren Mörder kannte, sonst hätte er ihr nicht den …« Er verstummte, wandte ihnen den Rücken zu und starrte aus dem Fenster.
Den Kopf abgeschnitten.
Hogart warf Ivona einen vielsagenden Blick zu. Das Ganze brachte sie nicht weiter. Solange Zajic keine Namen oder verdächtige Vorfälle nannte, drehten sie sich im Kreis. Doch Hogart glaubte bereits gefunden zu haben, wonach er gesucht hatte. Allerdings war da noch eine Kleinigkeit.
Er trat neben Zajic. »Danke für die Zeit, die Sie sich genommen haben. Wären Sie noch so freundlich, uns Ihre Telefonnummer zu geben, damit wir Sie erreichen können, falls sich Neuigkeiten ereignen?«
»Selbstverständlich.« Bevor Zajic seiner Brieftasche eine Visitenkarte entnehmen konnte, brachte Hogart einen Kugelschreiber und den Folder der Oktavian-Ausstellung zum Vorschein. »Es muss nicht jeder von der Verbindung zu Ihnen erfahren.«
Zajic nickte. Ohne seinen Namen zu notieren, schrieb er eine Handynummer auf den Prospekt.
»Vielen Dank.« Hogart reichte Zajic zum Abschied die Hand. »Wir finden selbst hinaus.«
Hogart und Ivona standen windgeschützt unter dem Torbogen des Altbaus und starrten in die Fußgängerzone. Der Regen hatte zugenommen, Wasser plätscherte zu ihren Füßen den Rinnstein entlang. Bis auf einige Menschen, die mit Regenschirmen an ihnen vorüberliefen, sah die Gasse gespenstisch leer aus.
»Was sollte das mit der Telefonnummer?«, fragte Ivona.
»Ich wollte herausfinden, ob er Linkshänder ist.«
»Ist er nicht, das hätte ich Ihnen sagen können.« Ivona sah ihn an. »Sie mögen Zajic nicht besonders, stimmt’s?«
»Ich mag niemanden, der selbst trinkt und seinen Gästen nichts anbietet.«
Sie schmunzelte. »Das ist wahr. Kommen Sie, ich lade Sie auf einen Kaffee ein. Dort vorne auf dem Platz ist ein Lokal.«
»Gute Idee. Aber solange Sie noch kein Geld
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