Peter Leingartners Kuechenwelt
nicht mehr gegeben.
Für den Fall, dass auch Sie die Möglichkeit, etwa ebenfalls völlig überraschend in irgendwelche größere Festivitäten zu schlittern sich nicht gänzlich auszuschließen in der Lage sehen, freue ich mich, unser “Hühnerbrüstchen in Krenschaumsauce” als vorbauend-exquisite Grundlage nach dem “goldenen” Originalrezept meines Freundes und Mitteilnehmers Sigismund Seelos wirklich nachdrücklich wie folgt anempfehlen zu dürfen:
Sorgfältig ausgelöst e zarte Hühnerbrürstchen ca. zehn Minuten im Wurzelsud aus Karotten, Sellerie, Petersilie, Lorbeerblatt und zwei bis drei Pfefferkörnern leicht köcheln. Inzwischen Mehl anschwitzen. Dann mit dem Fond aufgießen, Kren (kann aus dem Glas sein) dazugeben, kurz aufwallen lassen, mit einem kräftigen Schuss Sahneobers versehen, nochmals aufkochen und über die Hühnerbrüstchen ziehen. Als Beilage passen Polentaterrine und junge Karotten bestens.
Es möge schmecken!
Die Prinzessin ohne Erbse
Heribert Gatscher
“Tawana-Ramada-Hotel”
Bangkok
Roland Czekelius, Egon Kammerlander
Bangkok
Das “Tawana-Ramada-Hotel” in Bangkok eignet sich am besten, um in Thailand “Tirol-Österreich-Wochen” zu veranstalten. Erstens ist der Hoteldirektor ein Österreicher – Heribert Gatscher aus Kärnten – zweitens liegt es mitten im Zentrum, und drittens gilt es als eines der besten Hotels der Stadt.
Voller Eifer machten sich deshalb unsere Staats- und Landes-Werbung an die Arbeit, den großen Speisesaal dort entsprechend heimisch zu dekorieren, Plakate in “Thai” zu betexten, auch die sonstige örtliche Promotion kräftigst anzukurbeln, das “Mondschein-Trio” zu engagieren, Kramsacher Glasschleifer und… – halt: das Essen ist das Wichtigste! – garantiert und unverfälscht-echte Tiroler Kochkunst nach Fern-Asien zu übermitteln.
Speziell dieses letztere Vorhaben schien den Organisatoren die Anreise von Roland Czekelius, damals aus Boston, und von meiner Wenigkeit nebst Egon Kammerlander aus Innsbruck unumgänglich zu machen.
Nach ausführlicher Beratschlagung über den Speiseplan verpackten wir die “wichtigsten” Tiroler Spezialitäten sorgfältig in unserem Fluggepäck: echten Tiroler Speck, echte Tiroler Pfifferlinge, echtes Tiroler Weißbrot, echtes Tiroler Sauerkraut… und noch einiges mehr. Das zugehörige Fleisch freilich durfte nicht eingeführt, sondern musste von uns direkt im Lande bezogen werden – was uns übrigens nicht geringe Probleme von der Koch-Qualität her bereitete, weil das Fleisch dort nach völlig anderen Gesichtspunkten herangezogen und aufbereitet wird; für ein Bauernschmaus-Selchkarree z.B. kaum zu brauchen.
Aber wie dem auch sei – allen Hürden zum Trotz – bald waren die Vorbereitungen abgeschlossen, die Österreich-Wochen öffneten, das Programm lief erfreulichst, die Glasschleifer präsentierten ihre Kunst, das “Mondschein-Trio” spielte auf, die Tourismuswerber verteilten ihre/uns-ere Prospekte und die Tiroler Küche war stets aufs Beste vor allem von sämtlichen in Nähe und Ferne ansässigen Österreichern und Bayern frequentiert.
Dann kam der Anruf: Ihre Hoheit, die leibhaftige Kronprinzessin von Thailand geruhte, unsere Präsentation durch ihre höchst-persönliche offizielle Anwesenheit und die ihrer Hofdamen zu beehren.
Vorne vier weiße Motorräder, hinten vier weiße Motorräder…, ein Polizei-Mercedes, um den Weg frei zu machen…, ein Sicherheits-Mercedes sicherlich mit zwar sonst völlig waffenlosen, aber Karate-, Taekwondo- und noch zugleich Jiu-Jitsu-”altehrwürdigen-Meister” Gürtel-trägern dicht angefüllt…, dann der erste Wagen der könig-lichen Begleittruppe – etwa der Vorkoster oder so –, schließlich die weitere Wagenkolonne (niemand darf wissen, wo die Prinzessin wirklich sitzt)…, einige in besonderer Ehrerbietung “zugelassene” Begleitfahrzeuge prominenter High Society…, schließlich wieder ein Sicherheits-Mercedes, dann der Polizei-Mercedes um den Verkehr von hinten etwa am Überholen oder Hupen zu hindern, und die schon anfangs erwähnten vier weißen Motorräder. Soweit das bescheidene Reise-Umfeld – wenigstens habe ich mir das in meiner Fantasie so ausgedacht; gesehen hab’ ich’s ja nicht, weil ich zu der Zeit fieberhaft wohl mit letzten Arbeiten beschäftigt in der Küche stand.
Tatsache ist, dass die Kronprinzessin und ihre etwa fünfzig Begleitpersonen ca. eine halbe Stunde zu spät zum Essen eintrafen (keine Sorge:
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