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Peter Leingartners Kuechenwelt

Peter Leingartners Kuechenwelt

Titel: Peter Leingartners Kuechenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ede Emm
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Mann-schaft. Auch Gerd Hödl, der bei der Innsbrucker Casino-Eröffnung mit seiner “Riesen-Eis-Skulptur” großes Aufsehen erregte, war damals als Einzel-Koch dabei.

    Da ich noch für die offizielle Geburtstagsfeier von Altbürgermeister Lugger aufzukochen hatte, flogen die anderen schon vor, und ich kam einige Tage später allein nach. Einerseits war das ganz günstig, da ich auf diese Weise sechzig Kilogramm Hirschfleisch noch möglichst frisch direkt nach Japan mitnehmen konnte. Andererseits jedoch war mein Allein-Nachreisen aus eben-demselben Grund für mich ziemlich ungünstig: schaffen Sie einmal ganz allein sechzig Kilogramm Hirschfleisch als Reise-gepäck nach Japan – noch dazu, wo doch dort die Fleisch-einfuhr normalerweise verboten ist.

    Da sich unter meinen Utensilien aber neben dem Fleisch auch noch eine von uns mit viel Liebe zum Detail ange-fertigte Zuckerguss-Abbildung der “Österreich-typischen” Johann-Strauß-Statue vom Wiener Volksgarten in einem Transportrohr befand, scharten sich die japanischen Zöllner begeistert um diese “entzückende” Dekoration und den überschweren Fleischcontainer würdigten sie daneben keines Blickes.

    Von Tokio flog ich nach Osaka hinunter, wo meine Mannschaft in “Terminal-Hotel” mitten im Zentrum einquartiert war und inzwischen schon eifrig in den letzten Vorbereitungen steckte. Direkt aus Fukuoka in Südjapan stieß noch mein ehemaliger Innsbrucker Lehrling Christian Thaler als “Einzel-Koch” zu uns (Das ist der aus meiner “Weißwurst-Geschichte”).

    Der Weltcup wurde im Rahmen einer großen internationalen Kochkunst-Messe abgehalten, zu der das japanische Publikum in größten Mengen und mit höchstem Interesse strömte.

    Die Auftrittstermine wurden verlost. Als erstes war Christian Thaler im “Einzelbewerb” dran: wir waren begeistert – mit seinem “gefüllten Schweinsfuß” erreichte er auf Anhieb in der Sparte “Kalte Schauküche” “Gold” und den sensationellen dritten Platz! Vom Lehrbuben hatte er sich zum wahren Meisterkoch entwickelt.

    Nach dieser hoch angesetzten “Vorgabe” hatte dann unsere restliche Mannschaft zu zeigen, was sie konnte. Wir hatten uns “Hühnerbrüstchen in Krenschaumsauce” und “Hirschrückensteak” für die zwei vorgeschriebenen Hauptgerichte ausgedacht. In direkter Konkurrenz hatte zugleich mit uns auch die australische und die kanadische Mannschaft anzutreten. Das Ergebnis unserer Künste musste dann – nach der Jury-Begutachtung – dem öffentlichen Publikum zur Verkostung angeboten werden. Die Koch-Menge war deshalb jeweils für zweihundert Portionen vorgeschrieben.

    Zu unserer Freude schienen sich unsere österreichischen Kochkünste bei den Japanern außerordentlicher Beliebt-heit zu erfreuen: binnen kürzester Zeit quollen unsere Reservierungslisten für “Hühnerbrüstechen in Kren-schaumsauce” und “Hirschrücken” geradezu über. Nach sechshundert Anmeldungen mussten wir schließlich stoppen: unsere Vorräte waren – trotz meines sechzig-Kilo-Hirschfleisch-Eigenimportes - mehr als erschöpft; und die Australier und Kanadier uns gegenüber saßen mit ihren Menüs nahezu alleingelassen da.

    In der Abschlusswertung wurden wir Österreicher dann im Rang einer “Goldmedaille” eingestuft – was in der Gesamtreihung den sechsten Platz bedeutete. Wenn man bedenkt, welche Budgets und Vorbereitungszeiten die großen Nationen in solche Wettbewerbe investieren, konnten wir durchaus damit zufrieden sein.

    Wie geht’s dann am Abend nach “getaner Arbeit” zu? In Osaka wollten wir nur müde und friedlich noch ein biss-chen in einem Lokal zusammensitzen. Aber als man be-merkte, dass wir “so viele Tiroler auf einem Haufen” waren, bestürmten uns die japanischen Gäste, doch einen “Tiroler Abend” aufzuführen. Obwohl wir verzweifelt versuchten, uns davor zu drücken, eilte ein älterer Herr seine noch ältere Ziehharmonika zu holen, und unser Christian Thaler ließ sich dann – als einziger, der wenigs-tens ein klein wenig mit irgend einem Musikinstrument umzugehen verstand – erweichen, “fesch” aufzuspielen. Da sich seine Künste aber mit dem “Schneewalzer” erschöpften, spielten und sangen und tanzten wir alle – in unserem vollen Kochkleidungs-Ornat – den “Schnee-walzer” und immer wieder den “Schneewalzer”, dass es nur so die reine Freude war. Der “Sake” floss in Strömen, mit der Zeit tanzte das ganze Lokal. So ein Fest hat’s dort schon lang

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