Peter Nimble und seine magischen Augen
allein.
Peg drehte sich um und sprach zu den Kindern. »Alle malherhören! Ich muss euch etwas über die Erwachsenen erzählen. Der König hat sie mit einem Pulver – «
Der Rest ihrer Worte ging unter, weil in dem Moment Hunderte von Erwachsenen mit hoch erhobenen Speeren in den Speisesaal stürmten. Incarnadine führte sie an, und seine Sporen klirrten auf dem nassen Boden. »Tötet die Ungeheuer!«, brüllte er und stürmte auf seine Nichte zu.
»TÖTET DIE UNGEHEUER!«, wiederholten die Erwachsenen und stürmten auf ihre Kinder zu.
Erschrocken versuchten die Kinder, sich aus dem Haufen zu lösen, bevor die Erwachsenen sie niedertrampeln konnten. Lillian zog Timothy und ein paar andere zu sich heran, um sie vor dem Angriff der durchgedrehten Eltern zu schützen.
»Beachtet ihre Schreie nicht!«, rief der König über den Lärm hinweg. »Tötet sie alle!« Er stieß jeden, der ihm im Weg stand, beiseite. Peg versuchte zu fliehen, doch ihr Onkel war schneller. »Bleib stehen, du Miststück!« Er packte sie am Arm.
Die Prinzessin wehrte sich gegen seinen eisernen Griff und hob mit ihrer freien Hand den Diebessack auf. »Sir Tode!«, rief sie. »Bringen Sie die Augen zum Meer!« Sie schwang den Sack über ihrem Kopf. Er flog in hohem Bogen durch den Saal und landete spritzend vor seinen Hufen.
»Schnappt euch den Sack!«, befahl der König. Er hatte keine Ahnung, was darin war, aber so wichtig, wie er dem Mädchen zu sein schien, befand sich wahrscheinlich eine Geheimwaffe darin. Gehorsam stürzten sich ein Dutzend Erwachsene darauf, wobei sie Sir Tode beinahe unter ihren Schilden zerquetschten.
Der Ritter entwand sich ihnen, den Angelhaken zwischen den Zähnen. » En garde! «, rief er und schwang die Klingemit aller Kraft. Die Erwachsenen um ihn herum schrien auf und griffen an ihre aufgeschlitzten Schienbeine. Sir Tode hängte sich den Diebessack um den Hals. »Ich komme zurück, Hoheit!« Damit galoppierte er an seinen Angreifern vorbei und verschwand im Hauptgang.
Während Sir Tode der Prinzessin versprach, dass er zurückkommen würde, hatte er die vage Hoffnung auf Verstärkung. Doch als er zum Zentrum des Palasts kam, sah er, dass daraus wohl nichts wurde. In der kurzen Zeit, seit sie getrennt worden waren, hatte sich das Schicksal der Raben zum Schlechten gewendet.
Wohin die Vögel auch flogen, überall wartete bereits ein Speer oder eine Keule auf sie. Und im Gegensatz zu den Dieben verschwendeten die Affen keine Zeit darauf, die Raben zu fangen, sondern rissen sie sofort in Stücke und schlangen sie gierig hinunter. Obwohl Simon und seine Truppen tapfer kämpften, hatten sie gegen die blutrünstige Nachtpatrouille keine Chance.
Sir Tode rannte durch das Gemetzel und suchte Peter, doch er konnte ihn nirgends finden. Genau genommen hatte er den Jungen überhaupt nicht mehr gesehen, seit ihre Wege sich am Abend zuvor getrennt hatten. Aber er nahm an, dass Peg wusste, wo ihr Bruder war. Sie hatte gesagt, er solle die Augen zum Meer bringen. Aber welches Meer hatte sie gemeint? Hier war doch überall nur Felsen und Wüste.
Ein hungriges Knurren unterbrach seine Gedanken. »Die Katze gehört mir!« Sir Tode wich hastig zurück, als ein Affe sich aus dem Getümmel löste und auf ihn zulief. »Komm her, Kätzchen!«, säuselte das Ungeheuer, dem beim Gedanken an Ritter-Tatar bereits das Wasser im Maul zusammenlief.
Ein Pulk Raben nutzte die Gelegenheit und stürzte sich auf den Affen. Wie besessen hackten und kratzten sie auf seinen Buckel ein. Der Affe krachte mit solcher Wucht zu Boden, dass Sir Tode das Gleichgewicht verlor, hintenüberfiel und den Inhalt des Diebessacks in alle Richtungen verstreute.
»Sir Tode!«, krächzte eine Stimme. »Sie sind hier nicht sicher!« Als der Ritter den Kopf hob, sah er Simon – blutend, aber noch quicklebendig. »Wir können nicht mehr lange kämpfen! Wo bleibt die Armee Ihrer Hoheit?«
»Ich fürchte, die ist … verhindert«, sagte Sir Tode und dachte an die angsterfüllten Schreie der Kinder, die vor ihren durchgedrehten Eltern flohen. »Wie es aussieht, brauchen beide Verstärkungseinheiten Verstärkung.« Er sprang auf und machte sich daran, Peters Sachen einzusammeln, die überall auf dem Boden lagen.
Von allen Seiten schwirrten Pfeile um sie herum. »Da drüben! Das ist der Anführer!«, rief Langkralle und zeigte auf Simon. »Wenn wir den töten, sind die anderen zahm wie Finken!« Er stürzte los, gefolgt von einem halben Dutzend Affen.
Sir Tode
Weitere Kostenlose Bücher