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Peter Voss der Millionendieb

Peter Voss der Millionendieb

Titel: Peter Voss der Millionendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewger Seeliger
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dessen Arbeit inzwischen zum Stillstand gekommen war.
    »Mein Meißel ist mir hinuntergefallen«, erwiderte er.
    »Was nun?« fragte Peter Voss.
    »Ich mache mir einen neuen«, war die Antwort.
    »Woraus denn?«
    »Aus dem Bettbolzen«, kam es von drüben.
    Peter Voss sah auf sein Bett. Es war von Eisen. Da ließ sich wohl irgendwo ein kleines Stück ablösen und als Meißel zuschärfen.
    ›Dieser William Smith ist mit allen Wassern gewaschen‹, dachte Peter Voss bei sich. ›Es muß ein Vergnügen sein, mit ihm auszubrechen.‹
    Aber er spielte nur mit dem Gedanken. Dazu war noch immer Zeit, wenn es ihm hier nicht mehr gefiel.
    Das Interesse des Gefängnisdirektors an dem Häftling Nummer 19 war durch den grundlegenden Aufsatz seines medizinischen Freundes, der inzwischen erschienen war, noch mehr gewachsen.
    Er ließ sich wieder einmal den Mann vorführen.
    »Wie gefällt es Ihnen hier bei uns?«
    »Ausgezeichnet!« rief Peter Voss begeistert. »Die Kost ist hervorragend. Die Behandlung rücksichtsvoll und sanft. Wenn ich nur mein Gedächtnis wiedergefunden hätte, würde ich mit vollster Sicherheit behaupten dürfen, noch niemals in einem so komfortablen Hotel gewohnt zu haben.«
    Das tat dem Direktor wohl. Peter Voss bekam weiter Krankenkost.
    ›Immer höflich‹, dachte er und verzehrte mit vortrefflichem Appetit das zarte, junge Huhn, das ihm der Wärter gebracht hatte. Eine gute Kritik kann Wunder wirken!
    Kurz vor Mitternacht meldete sich William Smith. Er hatte wieder Pech gehabt. Sein neuer Meißel war ihm zerbrochen.
    »Zieh einen Bolzen aus deinem Bett«, telegrafierte er herüber.
    Peter Voss, hilfsbereit wie immer, untersuchte sofort sein Bett und fand auch bald den betreffenden Bolzen.
    »Er ist auf der einen Seite vernietet«, morste er hinüber.
    »Losbrechen«, befahl William Smith.
    ›Teufel noch mal‹, sagte Peter Voss zu sich. ›Mit bloßen Händen zwei Nieten losbrechen, das will schon was heißen.‹
    Aber er machte sich doch an die Arbeit, und sie glückte auch. Am Abend des zweiten Tages hatte er den Bolzen in der Hand. Jetzt mußte er angeschärft werden. William Smith sparte nicht mit guten Ratschlägen. Peter Voss, sonst durchaus nicht auf den Kopf gefallen, erkannte in ihm einen Mann, der ihm in diesen Dingen überlegen war.
    Er schliff den Bolzen auf den Steinen des Fußbodens scharf und begann in die Zwischenwand ein kleines Loch zu bohren. Die Mauer bestand aus rotgebrannten Backsteinen und war nur zwei halbe Ziegel dick. Nicht ganz so lang war der Bolzen. Aber William Smith arbeitete ihm mit seinem zerbrochenen Bolzen entgegen, nachdem er die Stelle ganz genau ausgehorcht hatte.
    Schon nach vier Stunden war der neue Bolzen bei William Smith drüben. Das Loch war etwa in Kniehöhe und wurde auf beiden Seiten durch kleine Zementpfropfen verschlossen. Peter Voss steckte den seinen ins Loch hinein wie einen Korken in den Flaschenhals. Der Wärter merkte nichts davon. Am Abend öffnete Peter Voss das Loch und konnte sich nun auch ohne Morsezeichen mit seinem Nachbarn unterhalten.
    »Komm mit«, flüsterte der. »In einigen Tagen ist Neumond, dann versuch ich mein Glück.«
    »Ich habe keinen Durst nach Whisky«, behauptete Peter Voss. »Ich bin Abstinenzler.«
    Smith lachte: »Wer dir das glaubt, mein Junge. Du brauchst nur das Loch so weit zu vergrößern, daß du durchkriechen kannst. Wenn du nicht zu dick bist, ist das in einer Stunde getan.«
    »Ich will nochmal drüber schlafen«, sagte Peter Voss. »Du kannst mich ja benachrichtigen, wenn's soweit ist.«
    Am nächsten Morgen machte er sich daran, den anderen Bolzen aus dem Bett zu ziehen. Zwei mussten drin bleiben, sonst wäre es zusammengebrochen. Auch diesmal schaffte er es mit einiger Mühe und schärfte den Bolzen an.
    ›Man muß immer aufs Schlimmste gefaßt sein‹, überlegte er und versteckte ihn in der Matratze.
    Der Wärter dachte gar nicht daran, die Zelle zu durchsuchen. Er hatte seine helle Freude an diesem verrückten Kerl, der wohl sein Gedächtnis, aber nicht seine Fröhlichkeit verloren hatte.
    »Weißt du immer noch nicht, wie du heißt?« fragte er ihn neugierig.
    »Nein«, erwiderte Peter Voss vergnügt und schüttelte den Kopf. »Aber wie wär's, Monsieur Cerberus, wenn du mir ein wenig beim Nachdenken hülfest?«
    Da lachte der Wärter, daß er sich die Seiten halten mußte.

6
    Bobby Dodd und Polly Voss aber waren in Brighton. Hier in dem Seebad sollte Polly sich erholen. Ihre Nerven waren durch die

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