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Peter Voss der Millionendieb

Peter Voss der Millionendieb

Titel: Peter Voss der Millionendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewger Seeliger
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Zigarette an.
    »Hör mal«, fragte der alte Herr argwöhnisch. »Du willst doch nicht etwa bleiben, bis sie zurückkommt?«
    »Nur keine Angst«, beruhigte ihn Peter Voss.
    »Geld brauchst du wohl nicht?«
    »Aber wenn man mir welches anbietet, schlage ich es nicht aus.«
    Der Rat lächelte und zog sein Schlüsselbund aus der Tasche.
    »Lass dir Zeit!« bat Peter Voss und hielt ihn am Ärmel fest. »Ich hab noch allerhand auf dem Herzen. Du solltest dich wirklich pensionieren lassen und zu mir nach St. Louis kommen. Für deinen Herzklappenfehler hast du doch einen reichlich aufreibenden Beruf.«
    »Du bist und bleibst ein Phantast«, lächelte Peters Adoptivvater gutmütig. »Zum Juristen hättest du nicht getaugt.«
    »Allerdings nicht«, sagte Peter. »Das Strafgesetzbuch ist mir das unsympathischste Buch, das ich mir denken kann. Und die Richter sind mir eben nicht sympathischer. So ein Richter teilt die Menschen ein in Verbrecher und Nichtverbrecher. Aber das ist verkehrt. Es gibt nämlich Leute, die weder Verbrecher noch Philister sind. Dazu gehöre ich. Und die Haupttriebkraft dieser Menschen ist ihre Phantasie. Sie sehen Dinge voraus, die die andern noch nicht sehen, und suchen die Verhältnisse schon im Voraus zu beeinflussen, damit schließlich der gewünschte Erfolg eintritt. Nehmen wir einmal folgenden Fall. Ich bin der erste Buchhalter und Kassierer des Bankhauses Stockes & Yarker, mit einem Wort, die rechte Hand des Chefs. Dieses Bankhaus kommt durch die tollen Spekulationen seines Inhabers an den Rand des Ruins. Was wird geschehen? Der Bank wird der Kredit entzogen werden. Nun habe ich aber die Bücher in Händen und fälsche sie zugunsten der Firma.«
    »Das könntest du tun?« rief der Rat empört.
    »Nur mal angenommen«, lachte Peter Voss. »Und warum nicht? Also ich fälsche die Bücher, ohne daß der Chef etwas merkt. Er überzeugt sich aus diesen Büchern von dem angeblich guten Finanzstand seines Geschäfts. Was geschieht?«
    Da keine Antwort kam, sprach Peter Voss weiter.
    »Der Mann wird weiter spekulieren. Und ich, sein getreuer Kassierer, kann nichts anderes tun, als die Fälschungen weiter fortsetzen, in der stillen Hoffnung, daß dem Inhaber schließlich doch noch ein großer Börsencoup gelingt, um den Unterschied zwischen Sein und Schein auszugleichen. Es wird also weiter spekuliert, aber auch das ist vergeblich. Was geschieht nun?«
    »Dann erfolgt der Zusammenbruch«, sagte der Rat, dessen Interesse an der Fiktion zusehends wuchs.
    »Eben nicht!« erwiderte Peter Voss und hob abwehrend die Finger. »Noch steht die Firma nach außen hin glänzend da, besser als jemals. Ihre Bilanzen sind vorzüglich, sie erhöht die Gehälter ihrer Angestellten. Es wird, wie gesagt, nichts versäumt, um dem Publikum ordentlich Sand in die Augen zu streuen. Nun hat aber diese Firma am nächsten Morgen zwei Millionen Dollar zu bezahlen. Diese Summe muß unter allen Umständen bezahlt werden! Und nun entspringt in der Phantasie des Kassierers die famose Idee, die zwei Millionen Dollar, die gar nicht vorhanden sind, zu stehlen und damit das Weite zu suchen. Und nun frage ich dich als Oberlandgerichtsrat: Wie beurteilst du diesen Kassierer?«
    »Ja«, sagte der alte Herr ganz verblüfft. »Wem ist damit geholfen? Die Firma muß trotzdem fallieren. Der Plan ist wahnwitzig.«
    »Oho!« rief Peter Voss beleidigt. »Die zwei Millionen Dollar werden natürlich nicht bezahlt, denn der Gläubiger, an den sie bezahlt werden sollen, muß auf Grund des Diebstahls und in der Hoffnung, das Geld noch zu bekommen, der Firma Stockes & Yarker Stundung gewähren.«
    »Hm!« meinte der Rat und beugte sich vor. »Das ist aber ein gewagtes Spiel. Einmal wird dieser Betrug doch aufgedeckt werden.«
    »Das glaube ich nicht«, entgegnete Peter Voss siegesgewiss. »Angenommen, die Firma verdient in der Zwischenzeit an ihren Kupferaktien, die augenblicklich so gut wie nichts wert sind, drei Millionen Dollar. Sie wird nicht nur imstande sein, sich über Wasser zu halten, sondern auch die zwei Millionen zu bezahlen. Der Kassierer kehrt zurück, gesteht dem Chef die Fälschungen und den fingierten Diebstahl ein und wird gerührt ans Herz gedrückt, weil er die Firma gerettet hat. –
    Nun beantworte mir die Frage«, schloß Peter. »Hältst du diesen Kassierer für einen Verbrecher?«
    »Unbedingt!« versetzte der Oberlandgerichtsrat ernsthaft. »Er ist ein Betrüger. Die vier Punkte, die zum Betrug gehören, sind vorhanden: 1.

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