Peter Voss der Millionendieb
aus Rothenburg verschwinden!«
»Freilich«, sagte Peter Voss, indem er das Geld einsteckte. »Ich werde über die Grenze gehen. Dodd hat schon meine Spur verloren.«
»Wer ist Dodd?« fragte der Rat milder gestimmt, weil er nun hoffen durfte, den schrecklichen Gast loszuwerden.
»Der Detektiv, der hinter mir her ist«, erklärte Peter Voss und nahm seine Mütze aus der Tasche. »Und das tollste ist, meine Frau ist bei ihm. Sie hält mich nämlich für total verrückt. Nun könntest du mir eigentlich den Gefallen tun und nach Hamburg fahren, um ihr das gründlich auszureden.«
Der Rat schüttelte den Kopf.
»Oder hältst du mich auch für verrückt?« rief Peter Voss.
»Geh, mein Junge, geh«, sagte der alte Herr und drückte ihm herzhaft die Hand. »Sonst läufst du noch der Martha Zippel in die Hände. Wenn du in zwei Jahren wieder in St. Louis bist und dir die ganze Sache geglückt ist, dann will ich mich gern pensionieren lassen und hinüberkommen. Vorläufig aber muß ich jede Berührung mit dir vermeiden. Ich halte dich nicht für verrückt, ich halte dich auch nicht für einen Dieb, du bist nur ein Abenteurer. Wenn Charaktere, wie du einer bist, überhandnehmen, müssen wir das ganze Strafgesetzbuch umkrempeln.«
»Na, dann adieu, Adoptivpapa!« erwiderte Peter Voss und ging betrübt zur Tür.
»Also viel Glück, mein Junge!« sagte der Rat an der Haustür. »Ich kenne dich jetzt besser als jemals, ich weiß, du würdest auch für mich Kopf und Kragen wagen. Es scheint wirklich eine neue Menschheit unterwegs zu sein.«
Dann drückte er leise die Tür von drinnen ins Schloß, und Peter Voss war draußen. Es war auch die höchste Zeit gewesen. Eben schoß die Wirtschafterin durch die Gartenpforte herein.
»Das ist doch eine bodenlose Frechheit!« keifte sie los und stellte die hochbepackte Markttasche nieder.
Peter Voss zog furchtsam die Mütze und streckte die Hand aus.
»Der Herr Oberlandgerichtsrat hat mir auch was gegeben!« flehte er und schaute sie so jämmerlich an, daß es rein zum Erbarmen war. »Schenken Sie mir doch einen Pfennig. Ich habe seit drei Tagen keinen warmen Bissen in den Leib gekriegt.«
Und, o Wunder, die unverehelichte Zippel zog das Portemonnaie und gab ihm ein blankes Zehnpfennigstück. Peter Voss steckte es ein.
»Alter Drache!« grüßte er herzlich.
9
Immer darauf bedacht, seine Spur zu verwischen, auch wenn er seinen Verfolger nicht direkt hinter sich hatte, gedachte er nicht die Bahn zu benutzen, sondern sich per Anhalter weiter nach Bayern durchzuschlagen.
Als es plötzlich bindfadenstark zu regnen begann, ging er in den ›Blauen Hirsch‹ und saß bis zum Abend hinter dem Bierglas. Dann ließ er sich ein Zimmer geben.
Am nächsten Morgen schien die Sonne, und so machte er sich auf den Weg zur Autobahn.
Da kam ihm eine lange, überschlanke, schwarze Gestalt entgegen. Sofort blieb Peter Voss stehen, betrachtete sich den Mann näher und erkannte Friedrich Minkwitz, einen Schulgenossen. Der Mann ging in tiefe Gedanken versunken der Stadt zu und hatte keine Augen für den Fremden. Peter Voss schaute sich um. Da kein Mensch in der Nähe war, wagte er es und vertrat ihm den Weg.
»Guten Tag, Friedrich!« rief er vergnügt. »Kennst du mich nicht mehr?«
Der Angerufene blieb stehen und erwachte aus seinen Träumen. Die wasserblauen, treuherzigen Augen weitaufgerissen, starrte er auf den heruntergekommenen Matrosen und wußte sich nicht zu erklären, wie er zu dieser merkwürdigen Bekanntschaft kam.
»Aber Friedrich!« sagte Peter Voss und fasste ihn an den obersten Knopf seiner Jacke. »Also auch du erkennst mich nicht mehr? Ich bin doch Peter Voss!«
Jetzt begann es in Friedrich Minkwitzens Hirn zu dämmern.
»Jajaja«, stotterte er ganz aufgeregt. »Das ist aber eine Überraschung! Wie kommst du denn hierher?«
Peter Voss weihte den Freund in seinen fingierten Diebstahl ein. Der nahm die Sache ganz anders auf als der Oberlandgerichtsrat Patsch. Bewundernd schaute er zu dem Freund empor.
»Du kannst natürlich so lange bei mir bleiben, wie du willst«, versicherte Minkwitz, ohne nur einen Augenblick zu zögern. »Ich habe ein ganzes Haus zur Verfügung, und das liegt sehr einsam. Ich bin nämlich Dorfschullehrer in Pograu. Zum Studieren langte es nicht. Ich mußte im ersten Semester umsatteln.«
So schwatzten sie weiter und gingen auf das Haus des Lehrers zu. Unterwegs trafen sie einen Polizisten, der den Lehrer freundlich grüßte.
Peter Voss legte dem
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