Peter Voss der Millionendieb
es mit der Kraft von einigen bildschönen Lirescheinen versuchen. Da aber stieß er auf Pollys Widerstand, die das Geld in Verwahrung hatte.
»Halten Sie so unsern Vertrag?« rief Dodd zähneknirschend.
»Davon steht nichts drin«, erwiderte sie ruhig und ließ ihn sitzen.
Er telegrafierte an Stockes & Yarker um fünftausend Dollar. Aber Jim Stockes war diesmal schwerhörig.
Da kam ihm Hilfe von Peter Voss, der inzwischen am anderen Ende der Welt angekommen war und nun in aller Sicherheit an Polly telegrafierte:
»Tokio, Nippon-Hotel.«
Das Telegramm wurde Polly erst ausgehändigt, nachdem es vom Gouverneur begutachtet und Bobby Dodd vorgelegt worden war.
Außerdem trafen jetzt die fünftausend Dollar von Stockes & Yarker ein. Und so konnte Bobby Dodd die Verfolgung weiter aufnehmen. Noch von Sardinien aus machte er die japanische Polizei mobil, indem er ihr den Steckbrief des Millionendiebs Peter Voss telegrafisch übermittelte.
»Geben Sie das Rennen noch nicht auf?« fragte Polly lächelnd.
»Nein«, stieß er hervor und ballte die Fäuste. »Ich habe sogar die Gewissheit, daß er sich noch den Hals brechen wird. Damit wäre uns allen geholfen. Sie brauchten sich dann nicht erst von ihm scheiden zu lassen.«
»Ich bewundere Ihre Geduld!« lachte sie.
Dann brachen sie nach Japan auf. Sie mussten über Tunis und Kairo fliegen. Von Kairo telegrafierte Dodd nach Rothenburg, aber nicht an den Oberlandgerichtsrat, sondern an seine Haushälterin. Das Telegramm enthielt nicht viel mehr als seine zukünftige Adresse: Tokio, Japan, Nippon-Hotel.
Die unverehelichte Martha Zippel begriff sofort diese freundliche Erinnerung und hielt den Telegrammverkehr des Gerichtsrats auch weiterhin unter schärfster Kontrolle.
Peter Voss, der Trimmer, aber war in Nagasaki und sah sich nach einer Gelegenheit um, billig nach Yokohama zu kommen.
Diesmal reiste er ohne Zahnbürste.
Dodds Anzug war durch den Aufenthalt im Kohlenbunker bis zur Unkenntlichkeit nachgedunkelt.
Es lagen viele Schiffe im Hafen, Schiffe der verschiedensten Nationen, auch etliche deutsche, von denen aber leider keins nach Yokohama ging. Aber ein Engländer, die City of Bristol, war da, der dorthin wollte.
›Das wäre schon was‹, dachte Peter Voss und machte sich bereit, an Bord zu gehen.
Aber da kam eben ein deutscher Dampfer das Fahrwasser herauf und legte sich neben die City of Bristol.
›Der ist besser!‹ dachte Peter Voss. ›Schade, daß ich da nicht auch einen Michel Mohr an Bord habe!‹
Mit einer Kohlenschute wagte er sich hinüber und kletterte an Deck, wo er von dem wachhabenden Offizier, der ihn für einen Mann der Schiffsbesatzung hielt, fürchterlich angeschnauzt und höchst überflüssigerweise gefragt wurde, wie er sich unterstehen könne, mit seinen schmierigen Pfoten auf dem weißgescheuerten Deck herumzutrampeln.
›Oben bin ich, oben bleib ich‹, dachte Peter Voss, verdrehte auf der Stelle die Augen und fiel so natürlich auf die sauberen Planken, daß der Offizier sofort dem Bootsmann flötete, um den ohnmächtigen Feuermann augenblicklich in den Sanitätsraum bringen zu lassen. Auch als er im Bett lag, rührte Peter Voss keinen Finger. Der Schiffsarzt bemühte sich vergeblich, ihn ins Bewußtsein zurückzurufen. Er stach ihm sogar mit einer Nadel in die Herzgrube und unter die Fingernägel. Es tat scheußlich weh. Aber Peter Voss hielt dieser medizinischen Tortur stand.
Aber mit der Wimper hatte er doch gezuckt. Deshalb glaubte der Arzt, auf die Siegellackprobe verzichten zu dürfen. Er stellte Ohnmacht fest, verordnete Ruhe, gab dem Lazarettgehilfen die nötigen Weisungen und ging auf die Brücke, um den Vorfall dem Kapitän zu melden. Aber der hatte den Kopf voll, denn der Dampfer sollte in wenigen Stunden wieder in See gehen.
»Lassen Sie den Mann ruhig liegen«, befahl er kurz. »Er wird schon wieder zu sich kommen.«
Also schlief Peter Voss zum ersten Male wieder seit langer Zeit in einem ordentlichen sauberen deutschen Bett. Um Mitternacht erwachte er, stellte fest, daß sich der Dampfer bereits auf hoher See befand, legte sich beruhigt von Steuerbord nach Backbord und schlief weiter.
Am nächsten Morgen bei der Runde erschien der Kapitän an seinem Bett. Peter Voss gähnte und rieb sich die Augen. Er schaute den Kapitän verwundert an.
»Wo bin ich denn?« fragte er ganz verblüfft. »Ich glaube, ich bin gestern in meiner Besoffenheit auf ein falsches Schiff geraten.«
»Der Kerl gehört ja gar nicht zu
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