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Peter Voss der Millionendieb

Peter Voss der Millionendieb

Titel: Peter Voss der Millionendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewger Seeliger
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Peters Arbeit da aufzunehmen, wo er sie liegengelassen hatte.
    Schon beim dritten Spatenstich traf er auf seine zwei Universalschlüssel. Aber er nahm sie nicht auf, denn der Wärter stand zu nahe. Dodd arbeitete mit einer wahren Wut.
    Gegen Mittag, als er den Haufen zum siebenundzwanzigsten Male umplaciert hatte, zeigten sich schon deutlich Spuren einer Geistesverwirrung.
    Am Abend, als er den Haufen zum fünfzigsten Male um und um gewendet hatte, wurde er tobsüchtig.
    Unter furchtbarem Gebrüll fuhr er mit seinem Kopf in den Misthaufen hinein, wühlte mit beiden Fäusten darin herum und brachte so die zwei Schlüssel in seine Tasche.
    Bobby Dodd spielte einen so täuschenden Tobsuchtsanfall, schlug mit Armen und Beinen so ziellos um sich, rollte die Augen, fletschte die Zähne und brüllte, brüllte, brüllte, wobei er jede Gewalt über seine Stimme verloren zu haben schien, daß sich der Wärter in respektvoller Entfernung hielt.
    »In die Zelle zurück«, schrie der Direktor hinunter. »Siehst du denn nicht, daß der Mann tobsüchtig geworden ist?«
    Zum Beweise nahm Bobby Dodd beide Hände voll Mist und wollte sie in seinen Mund stopfen, als sei er der Meinung, auf einem Haufen Kaviar zu sitzen. Das Hinzuspringen des Wärters bewahrte ihn davor, diesen wenig geschmackvollen Beweis zu Ende zu führen. Ein zweiter Wärter lief herbei. Dodd wurde bei den Handgelenken und beim Kragen gepackt, und so schleppten sie ihn, halb schwebend, halb schleifend, in seine Zelle.
    ›Schließt nur zu‹, dachte er. ›Ich kann auch schließen! Und das viel besser als ihr!‹
    Und er brüllte, daß die Wände bebten, schlug um sich, daß ihm die Gelenke schmerzten, und brüllte wie ein Stier.
    Darauf fiel er in Ohnmacht, verfolgte aber ganz genau, was um ihn her vorging. Der Arzt, selber ein Sträfling, kam und stellte manisch-depressiven Irrsinn fest.
    »Meine Methode!« sagte der Direktor und rief sich freudig die fetten Wurstfinger.
    Es war eine stockfinstere Nacht. Die Gefängnisuhr schlug gerade drei, als Bobby Dodd unbemerkt den ungastlichen Ort verließ. Im Gegensatz zu Peter Voss schlug er sich auf Cagliari zu, wo er am Morgen einer Polizeistreife im Jeep ohne Papiere in die Hände fiel. Er wurde dem Polizeigewahrsam in Cagliari übergeben und in Untersuchungshaft genommen.
    Peter Voss aber hielt die südliche Richtung ein, indem er immer durch das Unwegsamste strebte. Da war er vor den Polizisten am sichersten.
    Dodds Flucht wurde am Morgen entdeckt. Der Direktor benachrichtigte sofort die Polizei in Cagliari und die Hafenstationen davon. Dodd bestritt, Rudolfo Marcera zu sein, und Polly kam ihm zu Hilfe. Also blieb er vorerst im Gefängnis von Cagliari sitzen. Der Fall lag zu verzwickt, als daß die Justiz ihm sofort gewachsen gewesen wäre.
    Inzwischen kletterte Peter Voss in dem Felsengebirge herum und suchte nach etwas Essbarem. Die wenigen Beeren, die er fand, waren nur geeignet, seinen Appetit noch heftiger zu reizen. Seit sechsunddreißig Stunden hatte er keinen ordentlichen Bissen mehr gegessen. Es blieb ihm nichts weiter übrig, er mußte aus dem Felsengebirge hinabsteigen, um zu Menschen zu kommen. Und er suchte und suchte, stieg auf frei stehende Felsen, um Umschau zu halten, kletterte auf Bäume. Doch nirgends sah er eine Spur von Rauch, die auf eine Ansiedlung hätte schließen lassen können.
    Bei dieser Kletterei aber fand er ein Vogelnest mit sechs Eiern. Er hätte es nicht gefunden, wenn er das brütende Weibchen nicht unversehens aufgescheucht hätte. Nun saß es auf dem nächsten Ast und schimpfte mörderisch. Das Männchen kam herbei und half nach Noten. Diese Vögel waren braun und etwas größer als Drosseln.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Peter Voss und lüftete die Mütze. »Ein reisender Handwerksbursche bittet um eine kleine Gabe. Hoffentlich haben Sie die Eier noch nicht zu stark angebrütet.«
    Und er trank sie unter dem Protest der beiden Erzeuger der Reihe nach leer. Nur das letzte schmeckte ein wenig bitter.
    ›In der Not frisst der Teufel Fliegen‹, dachte er, bedankte sich höflich für die Bewirtung, kletterte vom Baum herunter und suchte weiter nach Nestern, denn die Jahreszeit war dafür günstig.
    Und da fand er einen Mann mit einem großen, wilden, schwarzen Bart und mit rauen Fellen bekleidet, die durch Bastbinden zusammengehalten wurden. Er hatte zwei große Hunde bei sich und trug ein frisch erlegtes Reh auf der Schulter. Als er Peter Voss sah, erschrak er. Die beiden Hunde

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