Peter Voss der Millionendieb
Voss kopfnickend. »Das genügt vorerst. Ich überlasse es der Justiz, den Beweis zu erbringen, daß ich die Millionen gestohlen habe. Im übrigen pflege ich mein Pulver niemals vor der Zeit zu verschießen. Sorgen Sie nur dafür, daß der Termin recht bald angesetzt wird.«
Darauf verabschiedete er sich mit einer korrekt liebenswürdigen Verbeugung.
In der Zelle erhielt er den Besuch des Anwalts. Das war ein selbst für amerikanische Verhältnisse äußerst gerissener Junge.
»Selbstverständlich«, sagte er zu Peter Voss. »Sie haben die Millionen versteckt und wollen Sie später erst anknabbern. Das ist Ihnen nur zu gönnen. Bitte unterschreiben Sie Vollmacht und Garantieschein. Mit dem Honorar gedulde ich mich, bis Sie wieder aus dem Zuchthaus heraus sind. Es liegt Ihnen natürlich daran, nur auf möglichst kurze Zeit hineinzukommen.«
»Freigesprochen will ich werden«, gestand Peter Voss ehrlich. »Und zwar mit Glanz, Pauken und Trompeten.«
»Lieber Freund«, schmunzelte der Anwalt und klopfte ihm auf die Schulter. »Sie schrauben Ihre Ansprüche zu hoch. Sagen wir drei Jahre Zuchthaus. Das kann ein so kerngesunder Mensch wie Sie mit Leichtigkeit durchhalten. Für zwei Millionen Dollar ist das ein Spaß. Ich würde sie auch absitzen, wenn man mir zwei Millionen Dollar dafür gibt.«
»Aber ich nicht«, rief Peter Voss entrüstet. »Und zwar einfach aus dem Grunde nicht, weil ich die Millionen gar nicht gestohlen habe.«
»Hm«, lächelte der Anwalt verständnisinnig. »Sie haben das schon dem Untersuchungsrichter gegenüber behauptet. Ich habe die Akten soeben eingesehen.«
»Wer hat Sie mit meiner Verteidigung beauftragt?« forschte Peter Voss.
»Wer sonst als Ihre Frau!« rief der Anwalt. »Eine entzückende Frau. Sie muß Sie sehr liebhaben, denn sie ist felsenfest von Ihrer Unschuld überzeugt. Nun, ich habe ihr den schönen Traum nicht zerstört. Sie wird Ihnen treu bleiben, auch wenn Sie lebenslänglich ins Zuchthaus müßten. Sie würde dieses Urteil stets für einen Justizirrtum halten.«
»Ich auch!« rief Peter Voss.
»Gut, gut!« lachte der Anwalt. »Mir brauchen Sie nichts vorzumachen. Ich soll also auf Ihren Freispruch plädieren. Wird gemacht! Aber woraufhin? Etwa auf Ihre famose Behauptung, daß Sie die Millionen nicht gestohlen haben? Mir müssen Sie schon reinen Wein einschenken. Also im Vertrauen gesagt, wo haben Sie die Millionen versteckt?«
»Das ist doch zum Verrücktwerden!« schrie Peter Voss in komischer Verzweiflung und reckte die geballten Fäuste gegen die Wand.
»Dazu ist nicht der geringste Grund vorhanden, mein Lieber«, beruhigte ihn der Anwalt. »Sie werden von mir unmöglich verlangen können, daß ich mich lächerlich mache. Sobald ich jedoch auf Ihren Freispruch plädiere, blamiere ich mich unsterblich. Sie haben die Millionen gestohlen. Ich komme soeben von der Lektüre Ihrer Akten. Es ist ein schönes Bündel. Es liegen die von Ihnen geführten Geschäftsbücher der Firma Stockes & Yarker dabei. Sie sind musterhaft geführt. Das wird Ihnen sogar der Staatsanwalt bestätigen. Auch die Berichte Bobby Dodds liegen dabei. Sie lesen sich wie ein spannender Roman, wenn nur der Stil nicht so trocken wäre. Und aus all den Beilagen geht mit unverrückbarer Gewissheit hervor, daß Sie und kein anderer die Millionen gestohlen haben. Auf welche Ausrede hin soll ich Ihren Freispruch erzielen können? Wie wollen Sie diese Beweise entkräften?«
»Sehr einfach«, versetzte Peter Voss, der inzwischen eingesehen hatte, daß er von seinem aufs beste getrockneten Pulver diesem Anwalt gegenüber ein wenig losbrennen mußte. »Ich habe den Diebstahl nur fingiert.«
Der Anwalt lächelte ungläubig.
»Ich bin Kassierer bei der Firma Stockes &Yarker gewesen«, erklärte Peter Voss; »der Chef dieser Firma hat zwei Millionen Dollar verspekuliert. Ich war der einzige, der über den Vermögensstand der Firma genau orientiert war. Der Inhaber der Firma hat sich immer auf mich verlassen. Die Firma ging dem sicheren Ruin entgegen. Ich hatte eine gute, vortrefflich bezahlte Stellung, die ich verloren hätte, wenn die Firma pleite gegangen wäre. Ich begann deshalb die Bücher zu fälschen, allerdings erst im letzten Quartal, als uns das Wasser bereits an der Kehle stand. Ich hoffte immer noch auf einen guten Coup. Aber der Chef war ein ausgemachter Pechvogel.«
Das ungläubige Lächeln des Anwalts verstärkte sich.
»Zuletzt ging es nicht mehr weiter. Wo das Bargeld fehlt, helfen die
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