Peter Voss der Millionendieb
Steward richtete auch treulich seinen Auftrag aus, ohne aber von der Uhrkette etwas zu verraten.
Kapitän Flintwell fragte Peter Voss nach seiner Meinung.
»Immerhin, gehen Sie zu ihm!« erwiderte der zuvorkommend. »Vielleicht gesteht er Ihnen, wo er die Millionen versteckt hat. Vergessen Sie nicht, daß zweitausend Dollar zu verdienen sind.«
Der Kapitän begab sich zu Bobby Dodd, der erst gar nicht den Versuch machte, den Kapitän von seinem Irrtum zu überzeugen. Er fing es von der andern Seite an.
»Sie halten mich für Peter Voss!« begann er ruhig. »Es wird sich in Valparaiso herausstellen, daß ich Bobby Dodd bin. Sie werden dort eine sehr lächerliche Figur machen, daß Sie sich von einem solchen Schurken haben hinters Licht führen lassen. Das kann Ihnen aber gleichgültig sein. Deshalb schlage ich Ihnen vor, setzen Sie diesen Mann hier neben mich gefangen und übergeben Sie uns beide der Polizei. Wenn er wirklich Bobby Dodd ist, dann wird er kaum gegen diesen Vorschlag etwas einwenden dürfen.«
»Oho!« rief der Kapitän. »Meinen Sie vielleicht, es ist angenehm, in diesem Loch zu sitzen?«
»Es genügt, wenn er sich kurz vor unserer Ankunft hineinbegibt«, schlug Dodd vor. »Sie besitzen auf dem Schiff die Polizeigewalt. Man kann Ihnen keinen Vorwurf machen, wenn Sie Vorsicht üben. Mein Vorschlag ist durchaus fair. Das werden Sie ohne weiteres zugeben.«
»Verrückt ist er!« lachte der Kapitän los. »So dumm bin ich nicht. Ich soll den Detektiv einsperren, damit Sie hinterher auskneifen können. Nein, mein bester Herr, darauf falle ich nicht herein. Ihre Frau hat Ihre Identität bezeugt. Punktum.«
»Es ist seine Frau!« brauste Bobby Dodd auf.
»Ihre Frau ist seine Frau, und seine Frau ist Ihre Frau«, lachte der Kapitän belustigt. »Sie haben also zusammen eine Frau. Das soll vorkommen. Sie können sich in Valparaiso darüber weiter unterhalten, wem sie von Rechts wegen gehört. Ihre Frau hat Sie im Stich gelassen. Well, sie will die Millionen allein durchbringen. Ich sollte die Weiber nicht kennen!«
Damit ließ er ihn sitzen.
Bobby Dodd wühlte sich in den Haaren. Kein Zweifel, Peter Voss hatte alle Trümpfe in der Hand. Auch an Land war ihm so leicht nicht beizukommen. Ehe Dodds Personalbeschreibung von St. Louis nach Valparaiso telegrafiert werden konnte, mußte Bobby Dodd erst einmal dorthin telegrafieren können. Das aber konnte verdammt lange dauern. Bis dahin war Peter Voss längst über die Anden.
Es galt zu handeln. Und Dodd handelte. Den Steward machte er sich ganz geneigt, indem er ihm zu der goldenen Kette die dazugehörige Uhr schenkte. Stockes mußte es eben bezahlen. Dafür schmuggelte ihm der Mann eine Feile in die Zelle.
Denn Dodd wollte ausbrechen, ausbrechen wie ein richtiger Millionendieb, der sich wider Willen in den Händen der menschlichen Gerechtigkeit sieht. Er wollte vor Valparaiso, noch ehe das Schiff zu Anker ging, aus der Zelle schlüpfen, sich irgendwo gut verstecken und erst an Land gehen, wenn Peter Voss nicht mehr an Bord war.
Der amerikanische Konsul mußte ihm helfen.
Drei Nächte blieben ihm noch für die Arbeit, und er feilte noch ärger drauflos als damals in Sardinien. Peter Voss, der die Augen offenhielt, verfolgte gespannt den Fortgang der Arbeit und unterließ jede Störung. Im Gegenteil, er freute sich millionendiebisch darüber. Er hatte Dodds Gedankengang sofort erraten und war auf der Hut.
In der letzten Nacht war die Arbeit vollendet. Als die King Edward in der Morgendämmerung auf die Reede von Valparaiso einschwenkte und eine halbe Seemeile vor der Küste Anker warf, bog Dodd das Fenstergitter nach außen und streckte den Kopf durch das Loch. Hinter dem Hospital waren noch ein halber Meter Decksplanken. Dann kam das Bordgeländer.
Es mußte gewagt werden.
»Guten Morgen, Mr. Voss!« begrüßte ihn Peter Voss mit dem Revolver in der Hand. »Sie haben mich verdammt lange warten lassen. Konzentrieren Sie sich bitte rückwärts, sonst knallt's. Das könnte Ihnen so passen! Über Bord springen, an Land schwimmen, so wie damals vor Southampton! Und ich kann mir wieder einmal die Hacken ablaufen, bis ich Ihre Spur wiedergefunden habe.«
»Sie werden nicht schießen!« schnaubte Dodd, ohne sich zurückzuziehen. »Sie werden nicht neben Ihrem Diebstahl noch einen Mord auf Ihr Gewissen laden!«
»Sie haben recht, Mr.Voss!« bekannte Peter Voss und steckte den Revolver weg. »Ich bin ein Gemütsmensch. Ich tauge aus diesem Grunde
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