Peter Voss der Millionendieb
bestgefälschten Bilanzen nicht. Da habe ich, um die Firma über Wasser zu halten, zwei Millionen Dollar aus dem Geldschrank gestohlen, die gar nicht darin vorhanden waren. Ich habe die Firma vor dem Zusammenbruch gerettet, denn die gestohlene Summe wurde ihr von dem Gläubiger gestundet.«
Der Anwalt lachte nun schallend auf.
»Ich habe mich fast zwei Jahre lang als Millionendieb verfolgen lassen, bis sich die Firma wieder erholt hatte. Das ersah ich aus dem Kurszettel. Wir hatten uns nämlich an Kupferaktien überkauft, die damals total auf den Hund waren. Und nun stehen sie zweimal so hoch wie beim Einkauf. Die Firma Stockes &Yarker steht glänzend da. Sie wird die zwei Millionen, die ihr damals gestundet worden sind, gewiss längst zurückgezahlt haben. Und deshalb habe ich mich von dem Detektiv fangen lassen.«
»Großartig«, rief der Anwalt aufs höchste begeistert. »Das ist eine entzückende Geschichte. Es läßt sich gar keine bessere erfinden. Wenn sie wahr wäre, was sie leider nicht ist, dann müßten Sie sofort entlassen werden.«
»Sie ist wahr!« rief Peter Voss wütend.
»Allright«, besänftigte ihn der Anwalt. »Nehmen wir an, sie sei wahr. Man wird es uns ohne Beweise nicht glauben. Sie behaupten, die Bücher Nachträglich gefälscht zu haben. Sie werden die gefälschten Zahlen heraussuchen.«
»Ich habe sie alle im Kopf«, sagte Peter Voss und begann sie dem Anwalt zu diktieren.
»Wir werden diese Eintragungen von einem Schreibsachverständigen prüfen lassen. Dann muß der Inhaber der Firma aussagen. Ich werde ihn bearbeiten. Er wird einsehen, daß er die Millionen doch nicht wiederbekommt, und er ist Ihnen schließlich zu Dank verpflichtet, natürlich immer von unserer Voraussetzung aus betrachtet, daß diese famose Geschichte wahr ist.«
»Gehen Sie zu ihm«, sagte Peter Voss. »Es kann nichts schaden, wenn Sie ihm diese Geschichte so erzählen, wie sie sich in Wahrheit zugetragen hat.«
Zwei Stunden später stürzte der Anwalt in Peters Zelle.
»Jetzt werde ich auf Freispruch plädieren!« rief er, noch in der Tür. »Ich habe dem Inhaber der Firma Stockes &Yarker die Geschichte erzählt, diese ganz unglaubliche Geschichte, diese rührend sentimentale Geschichte von dem Kassierer, der sich für die Firma opfert, diese Geschichte, die wert ist, in alle Weltsprachen übersetzt zu werden. Ich habe ihm die Geschichte Ihres fingierten Millionendiebstahls erzählt, und was meinen Sie? Er hat sie mir geglaubt!!! Er hat sie mir abgenommen von A bis Z. Nicht ein einziges Mal hat er den Kopf geschüttelt. Nur sehr überrascht ist er gewesen, daß er einen so treuen Kassierer zwei Jahre lang für nichts und wieder nichts durch die Welt hat hetzen lassen. Er will sogar für Sie aussagen, nur im allergünstigsten Sinne. Jetzt hoffe ich wirklich, Sie frei zu bekommen. Mr. Stockes hat mir bewiesen, daß man Ihre unglaubliche Geschichte glauben kann. Ich werde dafür sorgen, daß sich die Mehrzahl der Geschworenen ihm anschließt.«
»Darum allein ist es mir zu tun«, sagte Peter Voss und drückte ihm die Hand. »Es sind da aber noch einige andere Paragraphen verletzt worden. Irreführung der Behörden, Benutzung falscher Pässe und dergleichen mehr. Hoffentlich ist das mit einer Geldstrafe abzubüßen.«
»Freigesprochen werden Sie!« entschied der Anwalt. »Sie kommen vor die Geschworenen. Wenn Mr. Stockes glaubt, werden die Geschworenen auch glauben. Sie entscheiden nach dem Gefühl. Und so ein treuer Kassierer, der sich für die Firma opfert, die ihm zudem einen wahren Hungerlohn zahlt, ein so treuer Beamter, der sich aus reinem Idealismus die größten Strapazen auferlegt, ein solcher Mensch verdient von Rechts wegen einen Orden und eine staatliche Pension.«
Er war schon mitten drin in seinem Plädoyer.
Und der große Tag kam, an dem Peter Voss vor die Geschworenen trat. Gleich von Anfang an ging die Sache schief. Die Gutachten der Schreibsachverständigen, die zur Verlesung gebracht wurden, leugneten ganz entschieden, daß die betreffenden Ziffern, die in Summa eine runde Doppelmillion ausmachten, Nachträglich in die Bücher eingefügt worden waren.
›Das hat man nun davon, wenn man gar zu gut fälscht‹, dachte Peter Voss ärgerlich.
Der Prokurist des Hauses Stockes &Yarker schilderte die Fintdeckung des Diebstahls. Peters juristische Aktien sanken von Minute zu Minute. Bobby Dodd ließ überhaupt kein gutes Haar an ihm und schilderte ihn als den Verbrecher aller Verbrecher.
Nun
Weitere Kostenlose Bücher