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Peter Voss der Millionendieb

Peter Voss der Millionendieb

Titel: Peter Voss der Millionendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewger Seeliger
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darauf aufmerksam, Mrs. Voss, daß Sie mich nun schon zum zweiten Male mit Ihrem Manne verwechselt haben. Beim dritten Male ziehe ich die Konsequenzen.«
    Jeden Morgen ging Peter Voss aufs Achterdeck der King Edward, die mit dreizehn Knoten Fahrt durch den Stillen Ozean auf Valparaiso zustrebte, schaute durchs Türloch, um sich zu überzeugen, daß sein Häftling noch vorhanden war, und fragte ihn, wo er die zwei Millionen Dollar versteckt hätte.
    Bobby Dodd würdigte ihn tagelang überhaupt keiner Antwort.
    »He!« rief Peter Voss dringender. »Du wirst schon mürbe werden, verdammter Millionendieb. Ich setze dich auf halbe Rationen, bis dir der Magen knurrt und du vor Hunger um Gnade winselst.«
    Dann aber schickte er ihm die doppelte Portion und zwei Flaschen Sekt.
    Kapitän Flintwell wunderte sich darüber.
    »Trinken Sie doch lieber den Sekt allein!« meinte er beinahe beleidigt.
    »Nur, wenn Sie mir Gesellschaft leisten!« erwiderte Peter Voss und winkte dem Steward. »Ich habe meine eigene Methode. Die Verbrecher werden dadurch zutraulich und geben schließlich ihr Geheimnis preis. Mit der Güte kommt man immer am weitesten. Vielleicht kann man dem Mann eine weitere Erleichterung verschaffen, indem man ihm jeden Tag zwei Stunden zum Spazierengehen freigibt. Es müßte natürlich dafür gesorgt werden, daß er mit den Passagieren nicht in Berührung kommt.«
    Das war für den Kapitän eine Kleinigkeit. Zwei Matrosen wurden abkommandiert, die Dodd während seines Spazierganges auf dem Achterdeck zu bewachen hatten. Er fand sich schließlich mit einigem Humor in die fatale Lage. Ob er nun im Hospital auf dem Achterdeck oder in der Kajüte auf dem Promenadendeck die Überfahrt machte, konnte ihm gleichgültig sein. Daß Peter Voss mit an Bord war, blieb die Hauptsache. In Valparaiso war die Sache doch zu Ende. Es galt nur die Gefahr abzuwenden, daß der Verbrecher in Valparaiso verschwand, bevor sich Dodd vor den Behörden ausgewiesen hatte.
    »Wo haben Sie die Millionen versteckt?« wiederholte Peter Voss zum zehnten Male seine Frage.
    »Sie sind ein Narr!« knurrte Dodd ärgerlich und drehte ihm den Rücken zu.
    Peter Voss erkannte daraus, daß eine weitere Unterhaltung vorläufig zwecklos sei, und ging zu Polly, die auf dem Promenadendeck in einem Liegestuhl lag.
    »Mr. Dodd!« empfing sie ihn mit einem bezaubernden Lächeln und reichte ihm die zarte Hand, die er an den Mund führte, wobei er ihr zärtlich in den kleinen Finger biss. »Was macht der Gefangene?«
    »Er scheint Sehnsucht nach Ihnen zu haben«, versetzte Peter Voss. »Wollen Sie ihn nicht trösten gehen?«
    »Nein«, erwiderte sie abweisend. »Ich will ihn nicht wiedersehen, er hat meine Liebe für immer verscherzt. Ich sehe es nun ein, einen Millionendieb liebt man nicht.«
    Die Passagiere, die Dodds Spaziergänge beobachteten und deren Neugier befriedigt werden mußte, begnügten sich mit der Erklärung, daß der Mann verrückt geworden sei. Sie bedauerten seine arme Frau und fanden es verständlich, daß sie sich von Peter Voss, aus dem sie geschwind einen Irrenarzt machten, etwas trösten ließ. Kapitän Flintwell, der sie am liebsten selbst getröstet hätte, fand Peters Verhalten etwas merkwürdig.
    »Sie sind ziemlich vertraut mit Mrs. Voss!« meinte er anzüglich.
    »Was bleibt mir anderes übrig?« lächelte Peter Voss. »Auch bei ihr versuche ich es in Güte. Sie ist, wie Sie ja wissen, seine Mitwisserin, sie weiß ganz sicher das Versteck des Geldes, aber sie ist noch zäher als er.«
    »Hm«, machte der Kapitän nachdenklich. »Aber warum hat sie ihn denn verraten?«
    »Sie kennen die Weiber nicht, Herr Kapitän«, belehrte ihn Peter Voss wohlwollend. »Das ist ein besonderes Kapitel in der Weltgeschichte. Sie hat ihn verraten, weil sie ihn los sein will. Sie will die zwei Millionen ohne ihn verzehren. Sie wird sich jedenfalls siebenunddreißig Liebhaber anschaffen, sobald ihr Mann im Zuchthaus sitzt. Und dann hat sie doch gleich einen ganz famosen Scheidungsgrund.«
    Dem Kapitän standen ob solcher Verworfenheit die Haare kreuzweis zu Berge. Sie begaben sich erst bei der vierten Flasche Sekt in ihre Gewohnheitslage zurück.
    Dodd aber zerbrach sich den Kopf. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu versuchen, den Kapitän auf seine Seite zu ziehen. Er machte sich den Steward, der ihm das Essen brachte, geneigt, indem er ihm seine goldene Uhrkette schenkte. Dafür sollte er ihm eine Unterredung mit dem Kapitän ermöglichen. Der

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