Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
Schritte mit sich selbst abzustimmen.
Sollte sie Schlönz gefangen nehmen oder in ein Gespräch verwickeln und bitten, dass er doch bitte wieder mit aufs Zimmer kommen sollte? So wie sie Schlönz kannte, würde der bestimmt nicht freiwillig mitkommen. Aber einfach verhaften konnte sie ihn auch nicht. Sie war unsicher. Sie hatte schließlich fest damit gerechnet, dass er abgehauen war und damit war er verdächtig. Aber er war nicht abgehauen und somit war er nicht mehr verdächtig?
Sie hatte keine ehrliche Antwort darauf. Aber vielleicht machte ihn das ja doch zu einem Verdächtigen. Vielleicht wartete er auf Marc. Marc war das schwache Glied in der Kette. Und er musste wissen, was Marc der Polizei erzählt hatte. Auf der anderen Seite, wenn Marc das schwache Glied war und der Polizei erzählte, dass Schlönz der Täter ist, dann war es für Schlönz äußerst riskant auf dem Revier zu bleiben.
Wie es Bruhns auch drehte, keine ihrer Erklärungen und Mutmaßungen gefiel ihr.
Schlönz warf die Zigarette auf den Boden und drückte sie mit seinem rechten Fuß aus.
„Zufrieden?“, fragte er trocken.
„Haben Sie Marcs Eltern angerufen?“
„Was denken Sie denn? Natürlich! Oder dachten Sie, ich bluffe?“
Bruhns hielt kurz inne. Auf ihrer Zunge lag zwar ein Spruch, aber sie wollte nicht nochmal ihren Emotionen Oberwasser gewähren, sonst riskierte sie Schlönz komplett zu verlieren. Diesmal wollte sie ihm keine Angriffsfläche bieten.
„Nein, ganz und gar nicht. Schließlich sind wir ja alle um Marcs Wohlergehen besorgt“, antwortete sie und beobachtete jede Bewegung von Schlönz.
„Deswegen haben Sie ihn auch hergebracht“, antwortete Schlönz sarkastisch und verzog das Gesicht. Bruhns konnte aus Schlönz Körpersprache nicht lesen, ob er log, daher musste sie annehmen, dass Schlönz die Wahrheit sagte.
„Wieso sind Sie nicht wieder in den Raum gekommen?“
„Weil ich auf Klo musste.“
„Und danach?“
„Danach musste ich eine rauchen.“
„In einem Polizeigebäude?“
Schlönz antwortete nicht.
„Gut, dann steht ja nichts mehr im Weg?“
„Wie bitte?“
„Dass Sie wieder mit in den Raum kommen. Mein Kollege und ich hätten noch ein paar Fragen an Sie.“
„Spinnen Sie?“, Schlönz Stimme erhob sich.
„Nein, ganz und gar nicht. Und bitte hören Sie mit den Beleidigungen auf, sonst gibt es ein Ordnungsgeld.“
„Sie scherzen, oder?“
„Ganz und gar nicht! Beamtenbeleidigung ist kein Kavaliersdelikt. Wollen Sie mir jetzt bitte wieder ins Zimmer folgen?“ Bruhns hatte eine Entscheidung getroffen. Schlönz durfte auf keinen Fall das Revier verlassen. Solange jedenfalls nicht, bis Wolke mit der Vernehmung von Marc fertig war. Danach, so hoffte sie, hätten sie Gewissheit, ob Marc und Schlönz mit Ninas Verschwinden in Verbindung standen. Und wenn dem so war, hätte ihr Instinkt wieder recht behalten. Die Gründe, warum Schlönz jetzt doch nicht abgehauen war und das Restrisiko, dass Schlönz nicht der gesuchte Täter sein könnte, waren ihr egal.
Die Auswertung der Kameras hatte gezeigt, dass Schlönz der Täter sein könnte. Auch wenn dies nicht mit hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit gesagt werden konnte , aber es gab diese Möglichkeit.
„Kommen Sie mal runter! Ich gehe nirgendwo hin. Das ist ein freies Land und kein Polizeistaat.“
„Herr Schlönz, ich möchte Sie nicht nochmal bitten, mir zu folgen.“
„Was soll das? Ich werde genau hier auf die Eltern von Marc warten und sobald sie hier sind verlasse ich dieses Drecksloch. Sie können ja gerne mit mir warten!“ Schlönz Blick war finster und Bruhns spürte den Hass in seiner Stimme. Schlönz hatte eine Hand instinktiv zu einer Faust geballt. Bruhns war dies nicht entgangen. Und wieder konnte sie ganz deutlich das Wort:
H A S S
auf seinen Fingern sehen. Schlönz passte so gar nicht in das Bild des Pädagogen, des Betreuers für Schwerbehinderte. Er war groß, sah gut aus, trainiert und wie es den Anschein hatte ziemlich stark tätowiert. Und wenn sie ehrlich war, ein hübscher Mann, dem sicherlich einige Frauenherzen zuflogen , außer ihres. Sie hatte einen gänzlich anderen Geschmack. So, wie der aussah, wollte sie wetten, war er früher sehr oft mit dem Gesetz in Konflikt geraten.
Ich muss mir unbedingt seine Akte anschauen , machte sie sich eine Gedankennotiz, da sie felsenfest davon überzeugt war, dass Schlönz eine Strafakte hatte.
Das wiederum bedeutete, dass die Polizei Fingerabdrücke von ihm
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