Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
zu diesen Kindern, daher konnte sie auch weiterlachen, feiern und ihren Alltag beschreiten. Das ist die Menschenseele, der sich keiner entziehen kann und will, sonst wäre die Welt gepflastert mit Depressiven oder aber mit verantwortungsvolleren Menschen und es würde kein Hunger mehr auf dieser Welt geben.
Schmitt konnte und wollte so hoch philosophische, gesellschaftliche Fragen jetzt nicht bedenken, er wollte nur Gewissheit, dass Nina noch nicht gestorben war. Aber die Fakten sprachen gegen diesen Funken von Hoffnung. Es war, als würde man in der Kälte des Winters, bei Schnee und Regen, versuchen mit einem Stein feuchtes Holz anzuzünden.
„Die Polizei hat sie in Lübeck gefunden. Mehr wusste das Portal nicht. Aber das wird jetzt wie ein Lauffeuer durch die Com gehen.“
Wie ein Lauffeuer? Was war das, dieses Darknet, mit seiner Ansammlung von kranken Geistern? Wie gut waren die vernetzt, dass sie bereits über den Tod einer Sechsjährigen berichteten, wo noch nicht einmal die Presse davon berichtete!? Schmitt rechnete damit, dass allerdings bereits morgen die Tagespresse voll mit diesen Nachrichten sein würde.
Lübeck? Wie kam Nina nach Lübeck?, waren Schmitts Gedanken. Er hatte eigentlich damit gerechnet, dass der Perverse aus der Gegend kam. Aber Lübeck, das war im Norden. Vor Jahrzehnten hatte er mit seinen Eltern ein paar Tage in dieser schönen Hansestadt verbracht. Die Stadteinfahrt mit ihrem Holstentor und Kirchen hatte Schmitt schon damals stark beeindruckt. Er war 14 oder 15 Jahre alt. Er liebte historische Stätten und Lübeck hatte eine lange und glorreiche Geschichte. Zur Zeit der Hanse war sie die mächtigste Stadt in Europa.
Aber seit seiner Jugend hatte er die Stadt nicht mehr besucht. Und jetzt würde es ihn nach so vielen Jahren wieder in diese wunderschöne Stadt verschlagen, aber mit einem Grund, der ihn antriebslos machte und die Schritte schwer wie Blei.
Seine Gedanken waren bei Ninas Mutter und ihren Großeltern. Die Polizei hatte jemanden aus dem Familienkreis im Verdacht. Wie falsch sie doch lagen! Allzu gern hätte er diesen arroganten Miehle angerufen und all seine Wut in den Hörer geschrien. Dass dies nur ein Wunsch bleiben würde, war Schmitt genauso bewusst, wie die klitzekleine Hoffnung, dass es vielleicht doch nicht Nina war , um die es zu trauern galt.
„Ich verstehe das nicht.“
„Was, Hombre?“
„Wieso Lübeck? Sie wurde in Köln entführt. Wie kommt sie nach Lübeck? Ich bin davon ausgegangen, dass der Täter im Umkreis von Köln zu suchen ist.“
„Das muss nicht sein, Hombre. Vielleicht gerade deswegen. Vielleicht, mein Freund, handelt es sich beim Täter um einen Erstversuch.“
„Was meinst du damit?“
„Gut möglich, dass es unserem Freund nicht mehr reicht, sich nur einen runterzuholen, dass er endlich die Berührung eines Kindes spüren will. Wenn so ein Gedanke erstmal Besitz von dir genommen hat, bist du wehrlos dagegen.“
„Ja, aber warum dann Lübeck?“, fragte Schmitt, der mit Carlos nicht mitkam.
„Na ganz einfach. Nehmen wir an, der Täter lebt in Lübeck, ist von Beruf Angestellter, hat selber Kinder und eine Frau. Also eine glückliche Familie. Aber seine wirklichen sexuellen Fantasien kann er nur im Stillen ausleben, in dem er sich im Darknet Pornos von Kindern runterlädt. Und mit der Zeit wird das Verlangen ein Kind zu berühren immer stärker.“
„Ja, aber hattest du nicht mal gesagt, dass die Täter das nächstgelegene Ziel nehmen. Würde dann dieser Perverse sich nicht erst an seinen Kindern vergreifen?“
„Ja, kann schon sein. Vielleicht hat er es und es hat nicht so geklappt wie er sich das wünschte. Vielleicht traut er sich das bei seinen Kindern auch nicht. Wer weiß, gut möglich, dass er seinen Kindern beim Duschen zuschaut oder wenn sie sich anziehen und dadurch wird er noch spitzer, aber seine gesellschaftliche Stellung ist wie ein Gefängnis für ihn. Daher beschließt er, ein Mädchen zu entführen, das weit weg von seinem Wohnort ist. Das gibt ihm Sicherheit und erhöht vielleicht auch den Kick. Er braucht das Adrenalin um seine Tat zu vollenden, Hombre.“
Carlos Stimme war wieder ganz die alte. Auch seine Körperhaltung und sein Lächeln, welches ständig sein Gesicht begleitete, waren wieder präsent und er sprach die Worte, als seien sie das Normalste auf der Welt. Fast so, als würde er genauso vorgehen, um ein Kind sexuell zu belästigen. Schmitt ermahnte sich, seine Vorurteile gegen Carlos nicht
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