Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
die Angst der Schrei, und nicht der Schmerz, weil er wusste, dass er niemals aufstehen könnte und hier elendig verrecken würde?
Schmitt wollte sich damit nicht zufriedengeben. Er unternahm einen erneuten Versuch, doch mit dem gleichen Resultat.
„Du bist einfach zu fett, Schmitti!“, fluchte er und nahm wieder Schwung und nutze all seine Kraft in den Beinen und Händen, um sich endlich abzustützen, um auf die Beine zu gelangen. Und dann bewegte sich sein Oberkörper nach oben, weit höher als zuvor. Ohne nachzudenken half er mit einer schnellen, nach vorne gerichteten, Kopfbewegung nach. Und dann hatte er es geschafft, er stand auf den Füßen und landete durch die schnelle Bewegung auf dem Hintern. Seine Hände waren ganz feucht von der Anstrengung und sein Herz pochte wie verrückt, aber er saß auf seinem Hintern. Damit sollte das Aufstehen jetzt keine Schwierigkeiten mehr bereiten.
Schmitt machte sich Mut und versuchte, aus dieser Position aufzustehen. Nach dem dritten Anlauf gelang es ihm, er stand auf den Füssen.
„Ja“, schrie Schmitt sich selbst anerkennend. „Ich werde hier nicht verrecken.“
Das Zimmer, in dem er sich befand, war stockfinster. Langsam tastete sich Schmitt mit seinen Füssen vorwärts, Schritt für Schritt. Plötzlich wurde er in seinen langsamen Bewegungen gestoppt. Schmitt konnte sich nicht weiterbewegen, irgendetwas hinderte ihn daran. Ängstlich versuchte er, den Fuß wieder einen Schritt nach vorne zu setzen, doch es ging nicht. Und augenblicklich verstand er auch, warum: Er hatte am rechten Fuß eine Fußfessel.
„Scheiße, Carlos. Ich bringe dich um“, schrie Schmitt und tastete mit der rechten Hand im Dunkeln nach der Fußfessel. Sie war sehr dick und aus Metallringen. Wenn er schon nicht in die eingeschlagene Richtung gehen konnte, dann konnte er aber der Fußfessel folgen. Langsamen Schrittes folgte er dem Ursprung der Kette, bis er mit dem linken Fuß an eine Wand stieß. Diese Wand war anders, als der kalte Boden. Sie fühlte sich nicht so kalt und hart an, eher weich, wie eine Isolierung. Noch größeres Unbehagen machte sich bei ihm breit!
War er in einer Gummizelle? Genau so fühlte sich die Wand jedenfalls an. Er versuchte mit dem rechten Fuß den Anker der Fußfessel zu untersuchen, was alles andere als einfach war. Die Hände konnte er leider nicht nutzen. Warum eigentlich nicht?, dachte er und ging auf die Knie. Er drehte sich um, sodass er mit den angebundenen Händen nach dem Anker der Fußfessel tasten konnte. Es war ein mächtiger Anker und, wie es schien, in den Boden eingelassen. Schmitt versuchte, ihn aus seiner Befestigung zu lösen, was ihm aber sichtlich misslang.
„Mist, den kriege ich hier nie raus. Ich werde sterben“, gab er entnervt auf und stützte sich entmutigt auf seinen Unterschenkeln ab. Carlos hatte ihn in diesen komischen Raum versteckt, ohne Wasser und Nahrung, festgebunden wie ein Tier an einer Eisenkette, und den Rest, den würde die Zeit erledigen. Die Zeit würde ihm einen qualvollen Tod bereiten. Jetzt, wo Schmitt seine aussichtlose Situation begriff, fing er an zu weinen. Doch ehe er sich vollends seiner aussichtslosen Situation ergeben und komplett in Selbstmitleid zerfließen konnte, hörte er ein Geräusch. Etwas oder jemand machte sich an der Tür zu schaffen!
Kapitel 48
Tag 4 nach der Entführung, Köln-Porz, 12:15 Uhr
So hatte sich Walsh das Wiedersehen mit Melanie nicht vorgestellt gehabt. Als Melanie ihn erblickte fiel sie ohne Vorwarnung direkt in Ohnmacht. Walsh hatte sofort reagiert und Melanies Puls gefühlt. Er schlug langsam aber regelmäßig - das beruhigte ihn. Er hob ihre Beine an, damit sich der Kreislauf stabilisieren konnte. Vogel schaute ganz ängstlich zu ihm herüber, sagte aber nichts.
Walsh war sich sicher, dass Stress diese Reaktion verursacht hatte. Er konnte sich sehr gut vorstellen, dass die Entführung Melanie arg zusetze, und jetzt stand auch noch ganz unerwartet Peter Walsh vor der Tür. Wie hätte sie da reagieren sollen? Der Körper forderte seinen Tribut.
„Sie wird gleich wieder zu sich kommen. Wo ist das Schlafzimmer? Sie sollte sich ausruhen“, fragte Walsh Vogel.
„Kommen Sie mit“, antwortete dieser ohne zu zögern und ging voraus.
Als sie das Schlafzimmer, Melanies altes Kinderzimmer, betraten, überschlugen sich die Ereignisse. Walsh Gabe schlug so heftig an wie zuletzt, als sein Großvater im Sterben lag und nach ihm rief, um ihm Lebewohl zu sagen, bevor
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