Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
herausgepresst. Kurze Zeit später hatten sie Osama gefunden und erschossen. Seine Frauen ebenfalls, die sich schützend vor ihren Mann gestellt hatten. Und Walsh war einer der ganz wenigen, die wussten, dass die Aktion sehr unspektakulär verlaufen war. Es gab keine Verfolgungsjagd, keine wilde Schießerei, nein, Osama hatte sich nicht einmal gewehrt gehabt. Aber für die Weltpresse musste natürlich ein Spektakel her. So erfand das Militär dann die in aller Welt bekannte offizielle Geschichte.
Die Wahrheit war aber sehr nüchtern. Sie waren nachts mit dem Heli auf dem Grundstück von Osamas Villa gelandet und gewaltsam in die Villa eingedrungen. Es waren keine Leibwächter in der Villa. Nur Osama und seine Frauen und fünf seiner Kinder. Osama und seine Frauen standen auf der Dachterrasse, weil sie wissen wollten, was so einen Lärm verursachte. Und bevor er registrieren konnte, dass er in der Falle saß, standen Walsh und drei Elite-Soldaten vor ihm und drückten gnadenlos ab.
Aber wer wollte schon diese Wahrheit hören? Das Feindbild der westlichen Welt konnte unmöglich unbewaffnet erschossen worden sein. Nein, Osama hatte sich daher verteidigt und die Elite-Soldaten hatten Osama im Gefecht erschossen. Die Frauen natürlich nicht. Ende der Geschichte.
Walsh musste unweigerlich an PRISM denken und an Snowden. Der arme Kerl würde sein Leben lang in Flucht leben müssen, weil er den Mut hatte, der Welt die Augen zu öffnen. Und Walsh? Walsh schämte sich, all die Jahre zuvor ein so wichtiger Teil dieser verfluchten falschen Welt gewesen zu sein. Das Blut vieler Unschuldiger klebte an seinen Händen.
„Ich bin Peter Walsh, ich habe dich nie angelogen“, versuchte Walsh, sich zu erklären.
„Ach? Und warum hast du dann nie auf meine E-Mails geantwortet?“
„Ich habe sie nie erhalten. Leider“, antwortete Walsh und bemühte sich, seine Stimme ruhig und aufrichtig klingen zu lassen. Er hatte bei der Agency gelernt, wie man in einer Konfliktsituation durch Senken und Anheben der Stimme, sowie die richtige Wortwahl und Körpersprache, den aggressiven oder emotionalen Gesprächspartner beruhigen konnte. Und genau diese Taktik versuchte er jetzt bei Melanie anzuwenden.
„Ist sie in deinem Spam-Ordner gelandet?“, spottete Melanie.
„Hör zu, Melanie. Es tut mir wirklich sehr leid. Aber ich habe sie ehrlich nicht erhalten. Meine E-Mails wurden von meinem Arbeitgeber gefiltert und mir nie weitergeleitet. Glaubst du wirklich, ich hätte nicht reagiert, wenn ich gewusst hätte, dass ich eine Tochter habe? Bitte glaub mir.“
„Ich verstehe nur noch Bahnhof! Warum weißt du jetzt erst, dass du eine Tochter hast? Jetzt, wo sie entführt wurde!“, schrie Melanie und hielt ihre Hand vors Gesicht, damit Walsh nicht sah, dass ihre Augen feucht wurden.
„Ja, es klingt verrückt. Aber ich kann es dir erklären, wenn du mich ausreden lässt. Bitte.“
„Du hast zehn Minuten, bevor ich dich rausschmeiße!“
„Danke“, antwortete Walsh und fing an, ihr zu erzählen, dass er für den geheimsten US-Geheimdienst gearbeitet hatte und dass er in Wahrheit ein Top-Agent war. Aber als seine Eltern durch eine Autobombe, die eigentlich ihm galt, ums Leben kamen, hängte er seinen Job an den Nagel und suchte, in einem Kloster in China seinen inneren Frieden.
Er hatte nie die Absicht gehabt, wieder nach Deutschland zurückzukehren, doch vor einigen Tagen hatte der immer gleiche Albtraum ihn dazu veranlasst, nach Deutschland zu fliegen, weil er wissen musste, wer mit der Gabe versuchte, ihn um Hilfe zu bitten. Walsh erklärte ihr in ganz kurzen Sätzen, was es mit der Gabe auf sich hatte, und kam dann zu der Stelle, wo er Joe aufsuchte, um ihn um Hilfe zu bitten, da Joe jeden Rechner der Welt hacken konnte und Zugriff auf PRISM hatte.
Und als Joe sich in die Polizeiserver eingehackt hatte erfuhr er, dass Nina entführt wurde. Durch PRISM erfuhr Walsh auch, dass es eine Akte über ihn gab und dass die Behörde seit Jahren seine E-Mails mitlas und bestimmte E-Mails, wie die von Melanie, nie an ihn weitergeleitet hatte.
„Ich weiß, das klingt alles sehr unglaublich, aber es stimmt. Und es tut mir sehr leid, dass es so kommen musste.“
Melanie antwortete nicht, aber Walsh spürte, dass sie das eben Gehörte abwog. Wie hätte er reagiert, wenn er Melanie gewesen war? Welcher normale Verstand konnte so eine Geschichte glauben?
„Warum hast du dich nie von dir aus gemeldet? Ich dachte ...“
Noch hatte sich
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