Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
sein Geist seinen alten Körper verließ. Walsh hatte Mühe, sich zu konzentrieren und hätte Melanie fast fallen lassen. Im letzten Moment konnte er die Gefühle, die die Gabe in ihm auslösten, bändigen und Melanie aufs Bett legen. Zur Vorsicht legte er sie in die stabile Seitenlage, nahm ein großes Kissen, von denen einige auf dem Bett lagen, und legte es unter ihre Füße.
Walsh war sicher: in diesem Zimmer hatte sich Nina aufgehalten. Mit so einer starken Reaktion der Gabe hatte er nicht gerechnet. Das machte ihm aber Mut. Wenn die Gabe so stark war, konnte sie ihm vielleicht helfen, zu Nina eine Verbindung herzustellen.
Langsam kam Melanie wieder zu sich und schlug vorsichtig die Augen auf.
„Was ist passiert“, nuschelte sie.
„Du bist ohnmächtig geworden, mein Kind“, antwortete ihr Vater, der am Bettrand neben ihr saß.
„Ohnmächtig? Wieso das?“
„Weil du Besuch hast.“
Walsh stand hinter ihrem Vater. Er wollte nicht, dass ein Schock dem nächsten folgte.
„Besuch?“, Melanie schien verwirrt, doch bevor ihr Vater etwas sagen konnte, fuhr sie fort. „Ja, Peter ist hier, nicht?“
Und in dem Moment erblickte sie ihn. Peter erwiderte nichts, sondern nickte nur.
Melanies und Peters Blicke trafen sich. Keiner von beiden sagte etwas. Peter wusste nicht, was er sagen sollte, und Melanie war anscheinend mit der Situation komplett überfordert.
„Ich lass euch mal alleine. Ihr habt euch bestimmt viel zu erzählen.“
„Danke“, antwortete Walsh.
„Darf ich Sie kurz sprechen, Herr Walsh?“
„Sicher.“
Vogel trat vor die Tür und Walsh folgte ihm.
„Sie haben gesehen, wie schwach Melanie ist. Ich weiß nicht, warum Sie gerade jetzt auftauchen, aber wir machen gerade eine sehr schwierige Zeit durch“, sagte Vogel und Walsh sah, dass der alte Mann mit seinen Tränen kämpfte.
„Ich weiß! Seien Sie unbesorgt, genau deswegen bin ich da. Ich werde Nina zurück zu ihrer Mutter bringen.“
Walsh sah den ungläubigen und erstaunten Gesichtsausdruck in Vogels Gesicht.
„Ich weiß, das klingt alles sehr merkwürdig. Aber seien sie versichert, ich werde Ihnen alles in Ruhe erklären. Jetzt muss ich aber erst mit Melanie sprechen.“
„Wie Sie meinen. Ich warte im Wohnzimmer auf Sie. Einfach die Treppe runter und dann rechts“, antwortete Vogel verunsichert und es lag sehr viel Misstrauen in seiner Stimme. Alles andere hätte Walsh auch erstaunt. Da erschien er genau zu dem Zeitpunkt, wo Nina entführt wurde, und erzählt, dass er helfen wolle, sie zu finden. Welcher Großvater wäre da nicht verwirrt und misstrauisch?
Aber das war jetzt unwichtig. Walsh fühlte, dass er den Großvater schnell auf seine Seite ziehen konnte. Er machte einen sehr rationalen und freundlichen Eindruck, trotz dessen, dass er aufgrund der Entführung sehr mit sich selbst zu kämpfen hatte.
„Ich komme“, antwortete Walsh, öffnete die Tür und betrat das Schlafzimmer.
Melanie hatte sich inzwischen auf dem Bett aufgerichtet und sah zu Walsh hinüber.
„Was machst du hier?“, fragte sie schwach und ungläubig.
„Ich werde dir Nina zurückbringen“, antwortete Walsh und wand seinen Blick nicht von Melanie ab.
„Woher weißt du das?“, fragte sie, als könne sie nicht glauben, dass sie gerade wirklich mit Peter Walsh sprach.
„Hör zu, Melanie. Ich wusste nicht, dass ich eine Tochter habe, das musst du mir glauben. Ich erfuhr es erst, als sie entführt wurde.“
„Dir glauben? Wieso sollte ich dir glauben? Wer bist du eigentlich? Bist du überhaupt Peter Walsh?“ Melanies Stimme schien sich gefangen zu haben und Walsh spürte, dass das Gespräch drohte, zu emotional zu werden. Genau das wollte er verhindern. Er brauchte Melanie. Sie musste ihm helfen, Kontakt zu Nina aufzubauen, und sie musste ihn mit Informationen versorgen. Er musste alles wissen. Vielleicht hatte sie Informationen, die die Polizei nicht aufgenommen hatte. Walsh war exzellent in der Beurteilung von Randnotizen, die immer wieder eine Schlüsselrolle bei seinen Missionen gespielt hatten.
In Pakistan, als er Osama Bin Laden suchte, war es so eine Randnotiz, die ihn auf die Spur gebracht hatte. Jemand hatte in einem Café stolz erzählt, dass er einem reichen Araber aus dem Ausland ein Anwesen verkauft hätte und das, wo es doch so schwierig war, in dieser Region Häuser zu verkaufen. Walsh hatte diese Nachricht richtig interpretiert und sich an die Fersen des Pakistani geheftet, um aus ihm die notwendigen Informationen
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