Peter Walsh - Gesamtausgabe Teil 1 - 4 zum Sonderpreis, Thriller (German Edition)
Schrittes auf Carlos zu, wollte ihm eine Kopfnuss verpassen, da er seine Hände nicht nutzen konnte. Aber abrupt wurde er in seinem Blitzangriff gestoppt. Verfluchte Fußfessel ! Schmitt wollte schreien, aber das Klebeband auf seinem Mund gab ihm nicht die Chance, Carlos auch nur ein einziges brauchbares Wort entgegenzufeuern. Schmitts Kopf war vor Wut knallrot geworden und seine Augen quollen hervor.
„Beruhig dich, Hombre. So hilfst du niemandem.“
Carlos hatte recht. Schmitt versuchte, seine Wut zu kontrollieren. Es fiel ihm schwer, aber wenn er von Carlos Informationen wollte, dann musste er Ruhe bewahren. So aufgebracht würde Schmitt nur verlieren und die Fußfessel hinderte ihn eh daran, Carlos zu attackieren. Somit musste er sich eingestehen, dass er vollständig von Carlos Wohlwollen abhängig war. Und wieder war dieses fiese Lächeln Begleiter seines Gesichts. Wohlwollen von Carlos? , ja das kannte er doch! Das war er schon die ganze Zeit, so dachte er jedenfalls, während seiner Recherche. Dabei hatte Carlos ihn die ganze Zeit verarscht und letztendlich in die Falle gelockt. Wie hätte er sich nur so täuschen lassen können? Er war den wahren Tätern die ganze Zeit so nahe. So nahe, dass er sogar um ihre Hilfe bat! So naiv konnte nur jemand wie Schmitt sein. In Gedanken ohrfeigte es sich selbst. Dennoch wusste er, dass er nun Ruhe bewahren musste, egal wie aussichtslos die Situation war, denn nur Ruhe konnte dieses kurze Leben noch ein wenig verlängern.
Schmitt setze sich auf den nackten Boden. Damit wollte er Carlos signalisieren, dass er ihn verstanden hatte.
„Sehr gut, Hombre“, antwortete Carlos verstehend. „Hier hast du was zu essen und zu trinken.“
Schmitt zog eine Miene, die Carlos verstand.
„Hör zu, Schmitti. Ich mache dir das Klebeband ab. Aber mach keine Dummheiten, verstanden?“
Schmitt nickte und Carlos entfernte das Klebeband mit einem heftigen Ruck. Es war ein wunderbares Gefühl, wieder frei durch den Mund atmen zu können. Schmitt war noch nie jemand gewesen, der gerne durch die Nase atmete, was wohl daran lag, dass er sehr oft eine verstopfte Nase hatte.
„Danke“, kam ein Flüstern aus Schmitts Lippen. „Wo bin ich hier?“, fragte er, ohne sich Gedanken gemacht zu haben, ob es die richtige Frage war, die man in so einer Situation stellen sollte.
„Irgendwo, Schmitt. Ist das wirklich so wichtig, Hombre?“
Ja, verdammt, es ist wichtig für mich, du Wichser!
„Wieso, Carlos? Ich dachte wir sind Freunde?“, versuchte Schmitt es diesmal mit einer persönlichen Frage.
„Freunde? Hombre? Ich habe nie wirklich geglaubt, dass wir echte Freunde sind. Du hast mich doch immer kritisch angeschaut. Hast dich doch nie wirklich fallen lassen. Dabei hätte ich mir gewünscht, dass wir Freunde sind. Mierda, Schmitti, ich hatte dich wirklich gern.“
„Dann lass mich gehen. Ich sage niemanden etwas, versprochen!“
„Mierda, Schmitti. Du scheinst deine Situation falsch einzuschätzen. Es liegt nicht in meiner Macht, dich gehen zu lassen.“
„Dann lass mich mit dem reden, der es entscheiden kann. Ich will nicht sterben“, antwortete Schmitt und schämte sich fast für den letzten Satz. Aber in diesem Augenblick war Stolz die falsche Karte, die man ziehen konnte. Wenn er leben konnte, dann wollte er auch leben - scheiß auf den Stolz.
„Estás loco, Schmitt! Du begreifst nicht. Wir können dich nicht gehen lassen, weil du zu viel gesehen hast. Wieso musstest du auch den Chat lesen, wieso? Burro!“ Carlos Stimme hob sich und Wut schwang mit. Wenn Carlos wütend war, wurde sein spanischer Akzent noch deutlicher.
„Ich wollte das nicht. Ich habe nur draufgeklickt. Ich habe auch nichts gelesen, weil in dem Moment wo ich es geöffnet habe, hast du mir ja schon eine übergebraten.“
„Hombre, lüg mich nicht an! Du bist nicht in der Situation, mierda! Der Monitor spiegelte im Fenster und ich konnte vom Balkon aus sehen, dass du den Chat gelesen hast, sonst hätte ich das gar nicht bemerkt. El estúpido!“ Carlos fuchtelte mit den Händen und Speichel tropfte von seinen Lippen.
So aufgebracht hatte Schmitt Carlos noch nie erlebt. Aber jetzt wusste er wenigstens, wie Carlos bemerkt hatte, dass er doch den Chat gelesen hatte. Dieses verdammt Fenster hinter dem Schreibtisch. Klar, dass Carlos im Dunkeln auf dem Balkon den sich spiegelnden Monitor gesehen hatte.
„Scheiße, Carlos, lass es nicht so enden, bitte!“
„Hombre, es ist deine Schuld, dass es so
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